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Sexualwissenschaftler

"Die Reflexion von Binärität hat einen anderen Stellenwert innerhalb der Gesellschaft bekommen"

Die Debatte um Geschlechteridentitäten wurde in Deutschland vergleichsweise spät eröffnet, sagt Heinz-Jürgen Voss. Dass wir heute darüber reden, habe auch mit der Jugend und ihrem Verständnis von sich und anderen zu tun.


Heinz-Jürgen Voß leitet den Studiengang Sexologie an der Hochschule Merseburg (Bild: Hochschule Merseburg)

  • 8. Juni 2023, 08:41h 2 2 Min.

Wer bin ich? Und wer sind die anderen? Über Fragen der geschlechtlichen Identifikation wird heute anders gesprochen als noch vor wenigen Jahren. "Junge Leute nehmen sich heute anders wahr", sagte Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg, an der er den Studiengang Sexologie leitet. Jugendliche vertrauten heute häufiger auf andere, nähmen Denkschubladen nicht mehr so eng und streng wahr. "Sie lassen sich nicht so klar festlegen", sagte der Professor.

Die Debatte um gesellschaftliche Identifikation finde laut Voß in Deutschland jedoch erst seit 2010 statt. "Die Reflexion von Binärität – also die Aufteilung der Geschlechter in weiblich und männlich – hat einen anderen Stellenwert innerhalb der Gesellschaft bekommen." Innerhalb der Debatte sei wichtig, auch trans Perspektiven abzubilden.

Thematisierung körperlicher Voraussetzungen

Eine Möglichkeit zur Abbildung jener Perspektiven sei die Thematisierung körperlicher Voraussetzungen, sagte Voß. Dabei geht es beispielsweise um das Aussehen von Geschlechtsteilen, die nicht immer eindeutig männlich oder eindeutig weiblich zuordenbar sind. "In den letzten Jahren hat man zum Beispiel angefangen, über Materialien nachzudenken, die die Reflexion unterstützen", sagte Voß. Damit sei man in Deutschland jedoch eher hintendran. "In anderen Regionen hat ein Andersdenken schon früher begonnen."

Genauso wie das gesellschaftliche Denken über Sexualität entwickele sich auch die Wissenschaft weiter, sagte Voß. "Wir fragen zum Beispiel heute in Studien ganz anders – zum Beispiel in Bezug auf Erfahrungen sexualisierter Gewalt oder verschiedene Formen der Elternschaft." Der Studiengang Sexologie in Merseburg sei körperorientiert – als einziger im gesamten deutschsprachigen Raum. Das heißt, er bilde Studierende besonders dazu aus, später in der Sexualberatung zu arbeiten. (cw/dpa)

#1 PrideProfil
  • 08.06.2023, 10:11h...
  • D.h. also, was habe ich körperlich und wie gehe ich auch identitätsmäßig mit damit noch verbundenen Zuschreibungen um.
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#2 A-H-NadannAnonym
  • 08.06.2023, 22:09h
  • Aha.
    Interessant wär ja vielleicht, wie denn "andere Regionen" (und: welche?) "die Reflexion unterstützen".
    In social media hab ich den Eindruck, dass der Gedanke an nichtbinäre Geschlechtsidentität im englischen Sprachraum, gerade auch USA, früher schon weiter war. (Als in einem Land, das zwar 2017 mehr als zwei Geschlechter offiziell anerkannt hat, aber sich immer noch hartnäckig weigert, sie auch nur zu erwähnen). Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die USA gerade hilfreiche "Materialen" entwickeln. Jetzt nur als Beispiel.

    Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob H.-J. Voß und ich ansatzweise von der gleichen "Gesellschaft" ausgehen. Hatte schonmal wo nicht den Eindruck. Dass sich im Forschungsfragendesign was geändert hat, mag gut sein. War auch da nötig (schon allein im Eigeninteresse, wenn sie sinnvolle Antworten kriegen wollen). Ich hab das höchstens am Rand mitgekriegt (habs BaföG mit Studienteilnahmen aufgebessert); kann sein, dass es so um 2010 ganz zaghaft anfing. Natürlich mit Doktoranden, die dann nach eigenem Gutdünken das freigelassene/durchgestrichene binäre Geschlechtshäkchen "korrigierten". Eine Sache, die mir übrigens jetzt bei einer Covid-Studie wieder passiert ist.

    Vielleicht hilft ja das Nachdenken über diverse Körperlichkeiten, um es den Menschen näherzubringen. Momentan scheint mir, darauf kann man grad genausogut hoffen. Wie auf die Zahnfee.
    Neulich stolperte ich über Artikel zu kleinen Penissen (bei cis Männern). So wie die geschrieben waren, ist meine Hoffnung aber gering.
    (Immerhin nahm ich danach dumme Fragen nicht mehr ganz so trans*persönlich - so unsensibel wie cisHeten offensichtlich auch miteinander umgehen...)

    Fazit: zu wünschen wäre ein Andersdenken, weg von all den Normvorgaben, allen ganz eindeutig. Würde für alle so viel mehr eröffnen... und vielleicht klappts befriedigt dann auch mit den Nachbarn.
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