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Organisation für Frauenrechte

Terre des Femmes hat sich über Transfrage gespalten

Jahrelang hatte Terre des Femmes mit transphober Stimmungsmache von sich reden gemacht. Derjenige Teil, der das als Kernanliegen der Frauenrechtsorganisation sah, unterlag nun in einer Kampfabstimmung. Jetzt treten die "Mitfrauen" aus.


Die nun unterlegene ehemalige Vize-Vorständin Inge Bell warb auch in langen Videoerklärungen für die Wiederannahme des transfeindlichen Positionspapiers (Bild: Screenshot / Youtube)

Der Frauenrechtsverein Terre des Femmes hat die Zurückziehung eines transfeindlichen Positionspapiers auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bestätigt. Das teilte der neu gewählte Vereinsvorstand in einer Pressemitteilung mit.

Die unterlegene, transfeindliche Strömung um die ehemalige stellvertretende Vorsitzende Inge Bell beklagt sich in einer eigenen Mitteilung, dass sich "die identitätspolitische Strömung durchgesetzt" habe. Momentan soll es daher zu einer Austrittswelle der Mitfrauen um Bell kommen.

Entscheidung von 2022 bestätigt

Hintergrund des Streits ist ein transfeindliches Positionspapier, das der Verein im Jahr 2000 verabschiedet hatte und das den Namen "Transgender, Selbstbestimmung und Geschlecht" trägt. Mit dem Paper hatte der Verein per Mehrheitsentscheid festgestellt, was bis dahin längst alltägliche Politik der Mitfrauen gewesen war: Frauen und Mädchen seien solche, die dies in einem biologischen Sinne seien.

Doch im Juli 2022, kurz nach einer erneuten Bestätigung des Papiers auf einer Versammlung, zog der Vereinsvorstand das Papier überraschend und dem Vorwurf der Gegnerinnen zufolge eigenmächtig zurück (queer.de berichtete). Laut damaliger Eigendarstellung sei die Entscheidung im Vorstand mit einer 3-zu-1-Mehrheit gefallen, wobei einzig Inge Bell dagegen gestimmt hatte.

Das Papier hätte Betroffene, die beim Zustandekommen zudem zu wenig gehört worden seien, verletzt, hatte es zur Begründung geheißen. Die von "Gender Critical"-Bewegten oft beschworene Gefährdung von Frauenräumen "wie beispielsweise Frauenschutzhäusern" habe sich "in der Realität als weitaus unbedeutender" dargestellt, als im Papier angenommen. Es sei zudem ohne fundierte wissenschaftliche Expertise und ohne Erfahrungswissen von Mitarbeiterinnen der Mädchen- und Frauenschutzeinrichtungen entstanden. So habe es keinen adäquaten Beitrag zur Debatte dargestellt.

Arbeit an Kernthemen ohne transfeindliche Betätigung

Die außerordentliche Mitgliederversammlung, auf der der Rückzug des Papiers nun bestätigt wurde, fand am vergangenen Wochenende und online statt. Zur neuen Vorständin wurde Ulrike Mann gewählt, die von Theresa Fuchs und Necla Kelek vertreten wird. Als geschäftsführende Vorständin bleibt Christa Stolle im Amt. Der neue Vorstand werde "die Arbeit von TERRE DES FEMMES zu den Schwerpunktthemen des Vereins weiterführen und sich konsequent gegen Gewalt an Mädchen und Frauen in Deutschland und weltweit einsetzen", heißt es. Dazu gehörten politische Forderungen "zur Bekämpfung von Frauenhandel und Prostitution" durch die die Einführung des sogenannten "Nordischen Modells" sowie das Verbot von Kinderkopftüchern in Bildungseinrichtungen.

Nicht erwähnt wird der Kampf um eine biologische Definition der Kategorie "Frau" oder der gegen die Rechte transgeschlechtlicher Menschen. "Die Mehrheit der Mitfrauen stimmte dem Antrag auf Rücknahme zu und bekräftigte damit die Vorstandsentscheidung von Juli 2022, sich von dem Positionspapier zu distanzieren und sich den Kernthemen von TERRE DES FEMMES zu widmen" heißt es stattdessen.

Einen vergifteten Gruß sendet das neue Vorstandsteam in seiner Mitteilung in Richtung der Unterlegenen. Beim bisherigen Vorstand bedanke man sich "von Herzen ganz besonders" bei Carmen Schiller und Godula Kosack "für die gute und engagierte Zusammenarbeit der letzten zwei Jahre". Keine Erwähnung findet die ehemalige Vorständin Inge Bell.

Unterlegene Strömung hatte Mitgliederversammlung erst erkämpft

Bell und ihre Mitstreiterinnen sprechen von einem "historischen Eklat", zu dem es auf der Mitgliederversammlung am Wochenende gekommen sei. In einem "digitalen drei-Tage-Marathon", der "durch fehlende Begegnungs- und Austauschmöglichkeit sowie massive technische Mängel bei der Stimmabgabe in der Transparenz beeinträchtigt wurde", sei die Mehrheit für die Neuausrichtung des Vereins entstanden.

Zu der außerordentlichen Mitgliederversammlung war es erst gekommen, nachdem Bell und ihre Strömung gerichtlich die Herausgabe einer Mitgliederliste mit Daten von 2.254 Mitfrauen hatten durchsetzen können, um ein Minderheitenbegehren auf Ausrichtung einer außerordentlichen Versammlung organisieren zu können. Das Ziel der Gruppe, die sich "Initiative #saveTDF" nannte: Die Rücknahme von der Rücknahme des Positionspapiers per Mehrheitsentscheid durchzusetzen.

Die Stimmensammlung für die Einberufung eines außerordentlichen Treffens war schließlich erfolgreich gewesen, so dass es zu der jetzt stattgefundenen Versammlung kommen konnte. Zuvor hatten sich die Mitfrauen noch mit Abmahnschreiben, zu unterzeichnenden Unterlassungserklärungen, Vorwürfen der Lüge sowie mit Masseneintritten in den Verein und deren Blockierung bekämpft. Auf der erzwungenen Versammlung unterlagen Bell und ihre Mitstreiterinnen jetzt aber.

"Aus einem bislang konsequent an den geschlechtsbasierten Rechten von Frauen- und Mädchen orientierten TERRE DES FEMMES soll zukünftig ein Verein werden, der sich an identitätspolitisch geprägten Geschlechtsdefinitionen orientiert", heißt es dazu aus der unterlegenen Strömung. Monika Barz, ehemalige Professorin für Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg und Mitkämpferin der Lesbenbewegung im kirchlichen Feld, verurteilte die Neuausrichtung des Vereins in der Stellungnahme des Bell-Flügels: "TDF kapituliert vor neuen gesellschaftlichen Strömungen, die die Illusion einer selbst bestimmbaren Geschlechtszugehörigkeit propagieren. Dieser Richtungswechsel ist ein historischer Fehler. Er schadet nicht nur Frauen und Mädchen."

Überlegene Strömung: Papier hat für "falsche" Wahrnehmung von TDF als transfeindlich gesorgt

Dass der überlegene Teil der Frauenrechtsorganisation, wie von Bell und ihren Mitstreiterinnen suggeriert, jetzt die Rechte transgeschlechtlicher Menschen unterstützen würde, kann jedoch kaum angenommen werden. Schon bei der Rücknahme des Papiers wurde vor allem die vermeintlich falsche Wahrnehmung der transfeindlichen Positionierung von Terre des Femmes beklagt.

Man sei durch das Papier von einer anerkannten Frauenrechtsvereinigung zu einer Organisation geworden, die sich ständig habe für ihre Position rechtfertigen müssen. Die anderen Tätigkeitsfelder des Vereins seien dadurch in Mitgleidenschaft gezogen worden, Geldgeber*innen hätten sich zurückgezogen. Dem Vorwurf der Transfeindlichkeit sei "inzwischen mit keinem Argument mehr zu begegnen", hatte es damals zur Begründung des Rückzugs vom Papier geheißen. Mit dem weiterhin online verfügbaren Positionspapier, so die damalige Befürchtung, würde sich an dieser Wahrnehmung auch nichts ändern.

Unklar ist, wie es für Bell und ihre besonders transfeindliche Minderheitenströmung nun weitergeht. Schwer vorstellbar, dass sie nicht schon bald unter neuem Namen auf sich aufmerksam machen werden.

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Darf man Transfeind*­innen wirklich nicht mehr "TERF" nennen?

#1 Two SpiritsAnonym
  • 09.06.2023, 18:18h
  • Eigentlich ist das äußerst interessant die Person "Monika Barz, ehemalige Professorin für Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg und Mitkämpferin der Lesbenbewegung im kirchlichen Feld. Eine Hochschule die garantiert vom Steuerzahler finanziert wird. Aus der Anti-Trans Gedanken formuliert und als Fassade für sowas wird das Kirchenumfeld genutzt. Hoch interessant wie gesagt. Mal schauen ob sie sich bald hilfe aus den USA geholt, um den Kurs für eine noch feindlicheren Frauen Organisation in Deutschland zu etablieren, die sich als Lesben Hardliner verstehen und um uns Transfrauen vollends unseren mageren Rechte zu berauben. Ansonnten würde ich vielleicht gern in einer Frauen Organisation bei treten, die auch meine Rechte verteidigt. Nur ein Traum! Die Realität ist viel schlimmer für so eine wie mich.
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#2 Cynth_Anonym
  • 09.06.2023, 19:30h
  • Na, das sind doch ausnahmsweise mal erfreuliche Nachrichten.

    Bei der GWUP scheint es einen ähnlichen Knall gegeben zu haben. Da scheint auch gerade die transfeindliche Strömung zu unterliegen, ganz klar ist der Ausgang aber wohl noch nicht.

    Es ist immer ein bisschen schwer, einzuschätzen, wie erträglich das Verhalten künftig dann wird, gerade wenn auch aus dem Lager, das nicht komplett auf "Hass" gepolt ist, an Respektlosigkeiten und zumindest Mikroaggressionen, latenter Transfeindlichkeit eben, weiter so viel vorhanden ist, dass man als Betroffene*r es kaum aushält, das näher zu verfolgen. Gibt ja keine Stelle, wo man sich dann mal akut einen seelischen Verband abholen könnte oder sowas.
    Zumindest werden stellenweise jetzt mal im Ansatz Signale gesetzt. Ist aktuell auch dringend nötig.
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#3 PrideProfil
  • 09.06.2023, 20:26h...
  • Antwort auf #2 von Cynth_
  • Ich glaube, da läuft jetzt ein sogar schneller innerlicher Aufräumngsprozess mit dem Ergebnis, dass von Transfeindlichkeit nichts mehr übrig bleiben kann. Es wird hoffentlich genau so Position bezogen werden wie vom Verbund der Frauenhäuser gegen Buschmann. Dessen übergreifende Isolation halte ich jetzt für so überaus wichtig, damit vor der Sommerpause mit seinem Passus nicht doch noch gesetzlich legitimierte Trans- wie Queerfeindlichkeit im Parlament beschlossen wird.
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