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New York
Tony Awards: Nichtbinäre Künstler*innen schreiben Geschichte
J. Harrison Ghee ("Some Like It Hot") und Alex Newell ("Shucked") sind die ersten nichtbinären Darsteller*innen, die am Sonntagabend in New York City mit dem wichtigsten US-Preis für Musicals und Theaterstücke ausgezeichnet wurden.

Konnte einen Tony mit nach Hause nehmen: J. Harrison Ghee auf dem roten Teppich (Bild: IMAGO / USA TODAY Network)
- 12. Juni 2023, 05:01h - 3 Min.
Bei den 76. Tony-Awards in New York City haben zwei queere Preisträger*innen am Sonntagabend (Ortszeit) Geschichte geschrieben. J. Harrison Ghee wurde für die Rolle in "Some Like It Hot" als "bester Musical-Hauptdarsteller" ausgezeichnet, Alex Newell erhielt die Trophäe als "bester Musical-Nebendarsteller" in "Shucked". Die beiden Künstler*innen sind die ersten nichtbinären Darsteller*innen, die mit Tonys gekürt wurden. Zuvor ausgezeichnete Schauspieler*innen hatten ihre Geschlechtsidentität erst später publik gemacht.
Wie bei den Oscars auch gibt es bei den Tonys nur binäre Kategorien. Ghee und Newell hatten im Vorfeld einer potenziellen Nominierung für die männliche Kategorie "Schauspieler" zugestimmt. Das Publikum reagierte mit stehendem Applaus, im Saal flossen Tränen.
Starke Dankesreden
"Danke, dass du mich siehst, Broadway!", sagte Newell in der Dankesrede. "Ich sollte nicht hier oben sein, als queeres, nichtbinäres, fettes, Schwarzes kleines Baby aus Massachusetts. Jede Person, die denkt, sie könne es nicht schaffen, schaue ich direkt ins Gesicht und sage ihr, dass sie alles schaffen kann, was sie sich vornimmt."
/ CBS | Die Dankesrede von Alex NewellHistory made at the #TonyAwards…
CBS (@CBS) June 12, 2023
Congratulations, @thealexnewell! pic.twitter.com/BWwdmNZmAG
Ghee widmete die Auszeichnung "allen trans, nichtbinären und genderqueeren Menschen, denen jemals gesagt wurde, dass sie nicht existieren, dass sie nicht gesehen werden können".
/ THR | Die Dankesrede von J. Harrison GheeJ. Harrison Ghee becomes the second openly nonbinary actor to win at the #TonyAwards pic.twitter.com/9DJ0D63Yrs
The Hollywood Reporter (@THR) June 12, 2023
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Weitere Preisträger*innen
Als bestes Theaterstück wurde das Drama "Leopoldstadt" ausgezeichnet, das die Geschichte einer jüdischen Familie in Wien über mehrere Generationen hinweg erzählt. Autor Tom Stoppard entkam selbst als Kind mit seiner Familie aus der damaligen Tschechoslowakei und gelangte nach Großbritannien, wo er seine jüdische Identität weitgehend ablegte und nicht wusste, wie viele Familienmitglieder im Holocaust getötet worden waren.
Die Trophäe für das beste Musical erhielt schließlich die Komödie "Kimberly Akimbo" von Autor David Lindsay-Abaire und Komponistin Jeanine Tesori. Das Stück handelt von einer einsamen, aber aufgeweckten Teenagerin in New Jersey, die wegen einer Krankheit aussieht wie eine alte Dame.
Wichtigster Preis für Musicals und Theaterstücke in den USA
Statt in der Radio City Music Hall im Herzen Manhattans fand die Preisverleihung dieses Jahr im nördlicher gelegenen Washington Heights statt. Die Entscheidung für den Ortswechsel war laut "New York Times" eine finanzielle: So sei die Miete für den United Palace – ein pompöser Kinosaal aus den 1930er Jahren – schlichtweg günstiger gewesen.
Die Tony Awards gelten als wichtigster Preis für Musicals und Theaterstücke in den USA, berücksichtigen aber nur Produktionen, die im zurückliegenden Jahr in einem der rund 40 Broadway-Häuser im New Yorker Theaterviertel neu aufgeführt wurden. (cw/dpa)
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