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TV-Tipp
Ein queerer Safe Space in den 1950er und 1960er Jahren
Am Mittwochabend zeigt arte Sebastien Lifshitz' neuen Dokumentarfilm "Casa Susanna" über ein historisches Haus von damals "Cross-Dressern" genannten Menschen im US-Bundestaat New York.

Susanna (li.) und zwei Freund*innen posieren 1965 für die Kamera: Arte zeigt den Dokumentarfilm "Casa Susanna" am Mittwoch, den 14. Juni 2023 um 22.05 Uhr, bereits jetzt kann er in der Mediathek gestreamt werden (Bild: Collection of Cindy Sherman)
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13. Juni 2023, 02:50h - 3 Min.
Schwul, lesbisch, bi oder trans zu sein war in den 1950er und 1960er Jahren eine Zeit großer Unterdrückung und Diskriminierung. Nicht nur im spießigen Nachkriegsdeutschland, sondern auch in den USA. Wer sichtbar sein, Kontakte knüpfen, Sex und Spaß haben wollte, konnte das nur im Untergrund, in der Subkultur, die allzu oft Ärger mit der Polizei hatte.
Dennoch gab es schon damals in den USA auch die Kultur der "Cross-Dresser". Dazu wurden sowohl trans Frauen und nichtbinäre Menschen gezählt, aber auch cis männliche Personen, die gerne in Frauenkleidern herumliefen, sich verrückte Namen gaben und durchaus nicht immer schwul oder bi waren, im Gegenteil: Viele begriffen sich als hetero, manche weiten sogar ihre Ehefrauen oder ihre Familien in ihr "zweites Leben" ein und gingen zusammen auf Partys.
In der "Casa Susanna" wurde gemeinsam gefeiert, gegessen und gekocht
In den 1950er und 1960er Jahren wurde die "Casa Susanna", ein kleines Haus in den Catskill Mountains im US-Bundesstaat New York, zu ihrem heimlichen Treffpunkt. Von diesem Haus und der eingeschworenen Gemeinde, die sich jedes Wochenende oder gar ganze Sommer lang dort traf, erzählt der wunderbare Dokumentarfilm "Casa Susanna" des französischen Regisseurs und Fotografen Sebastien Lifshitz. Arte zeigt ihn am Mittwoch, den 14. Juni 2023 um 22.05 Uhr, bereits jetzt kann er in der Mediathek gestreamt werden. Offizielle Bilder zur Doku zeigen wir in der unten verlinkten Galerie.
In dem queeren Safe Space der 1950er und 1960er Jahre wurde gemeinsam gefeiert, gegessen, gekocht – und vor allem: sich gegenseitig Unterstützung gewährt. Die Recherche zum Film lief über Umwege: Als Lifshitz zu Beginn der Nullerjahre für seinen Film "Wild Side" recherchierte, lernte er in Paris verschiedene trans Frauen kennen, deren Lebensgeschichten von Unverständnis und Ablehnung in der Gesellschaft geprägt waren. Er war überzeugt, dass ihre Geschichten erzählt werden müssten, um zur Akzeptanz von trans Menschen beizutragen. Während seiner Recherchen stieß er durch Zufall auf ein Fotobuch mit dem Titel "Casa Susanna" mit Porträts der queeren Besucher*innen. Es gelang ihm, einige Zeitzeug*innen aufzuspüren, und er reiste in die Catskill Mountains, um die bislang kaum bekannte Geschichte zu erzählen.
Zwischen Ausgrenzung und Emanzipation
Diana und Katherine, mittlerweile um die 80 Jahre alt, waren damals Teil der Gruppe. Sie erzählen im Film von der Gründerin des Zufluchtsorts in den Bergen und anderen beeindruckenden Menschen. "Hierher zu kommen, hat mich erkennen lassen, dass ich genau so sein musste", sagt Diana. Die Doku zeigt viele Fotos aus jener Zeit und einige wenige Videos von Partys, zu denen sogar der örtliche Bürgermeister kam.
Die Geschichten der zeitweiligen Bewohner*innen der "Casa Susanna" ist durchaus unterschiedlich: Einige blieben in ihrem Doppelleben und hatten angesehene Berufe, andere outeten sich später als trans. Eine Transition war damals aber kompliziert. Geschlechtsangleichende Operationen waren in den USA noch nicht legal – für entsprechende Behandlungen musste man über die Grenze nach Mexiko fahren. An eine Änderung des amtlichen Geschlechtseintrags war gar nicht erst zu denken.
Susanna, die Gründerin der Gemeinschaft, starb in den 1980er Jahren in New York an einem Hirntumor. Die Geschichte der Menschen der "Casa Susanna" ist eine ermutigende und emanzipatorische – und dennoch litten nicht wenige unter Diskriminierungen und Ausgrenzungen und einem Leben am Rande der Gesellschaft. Bedingungen, die den Film so aktuell machen.
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