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Neue Hetzpredigt
Weiterer Pforzheimer Fundi-Prediger fordert Vernichtung von Queers
In der Baptistenkirche Zuverlässiges Wort Pforzheim ist erneut gegen queere Menschen gehetzt worden. Prediger Andy Shamoon fabulierte von Flammenwerfern, "Müllverbrennung" und staatlicher Vernichtung.

Laienprediger Andy Shamoon bei seiner Hetzpredigt vom Sonntag (Bild: Screenshot Youtube)
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15. Juni 2023, 00:34h 6 Min.
Immer wieder wird in der Pforzheimer Baptistenkirche Zuverlässiges Wort gegen queere Menschen gehetzt. Verschiedene Aussagen der Laienprediger der Sekte legen den Verdacht nahe, dass sich die Gruppierung vor allem zu diesem Zweck zusammen gefunden haben könnte.
Eine am Sonntag übertragene Predigt, die unter dem Titel "Gott hasst Menschen" und laut Eigenaussage anlässlich des Pride Month Juni gehalten wurde, enthielt nun wieder Aufrufe zum Hass und sogar zur Vernichtung von LGBTI. Gepredigt wurde dabei von dem aus Österreich stammenden Andy Shamoon, der bereits in der Vergangenheit als "Bruder Andy" aufgetreten war.
Staat soll Queers vernichten
In seiner knapp einstündigen Predigt versucht Shamoon zu zeigen, dass Gott nicht einfach ein liebender Gott sei, wie es andere christliche Strömungen oft darstellten, sondern Menschen auch hasse. Das Beispiel, auf das Shamoon dabei ausschließlich zurückgreift – auch wenn er betont, dass auch andere Gruppen von Gott "verworfen" seien: Homosexuelle und "Transen".
Beide Gruppen landeten nach dem Tod in der Hölle. "Stell dir vor, du nimmst einen Flammenwerfer, ja? Und schießt damit auf irgendwelche Menschen. Das kann kein Akt der Liebe sein", so Shamoon. Es sei ein "Akt des Hasses, der Rache vielleicht".
Wichtig ist dem Fundi wie auch den anderen Predigern der Gemeinde die sogenannte Verwerfungslehre. Diese geht davon aus, dass Gott zwar alle Menschen liebe, die er erschaffen habe, damit aber aufhöre, wenn ihre Taten im irdischen Leben auf den "falschen Weg" gerieten. Meist setzt Shamoon zur Bestrafung für die, die von Gott nicht mehr geliebt würden, auf die Hölle nach dem Tod. Doch zum Ende der Predigt reicht ihm Gottes Strafe augenscheinlich nicht mehr. Denn der Apostel Paulus sage über Verworfene: "Diese sind des Todes würdig." Sie hätten, so Shamoon, "den Tod verdient", sie "sollten eigentlich vom Staat irgendwie vernichtet werden".
Homosexuellenfeindliches "Lieblingskapitel" gegen den Pride Month
Zur Grundlage der Predigt sollen die anwesenden Gläubigen zu Beginn Shamoons "Lieblingskapitel" der Bibel aufschlagen: Römer Kapitel 1 ab Vers 20. Das enthält Formulierungen zu Männern und Frauen, die "den natürlichen Verkehr" vertauscht hätten "mit dem widernatürlichen". Die Männer wiederum, von denen im Kapitel die Rede ist, seien "gegeneinander in Brand in ihrer Begierde" und hätten "Mann mit Mann Schande getrieben".
Der verlesene Bibelabschnitt sei, so Shamoon, "ein sehr wichtiges Kapitel in diesem Jahr, im Jahr 2023". Und: "In diesem Monat ist es noch wichtiger!" Warum? "Vor allem wegen dieser ganzen LGBT-Propaganda", weil "die Propagandamaschine einfach nicht aufhört", immer "mehr und mehr und mehr" werde. Dass man in diesem Monat das genannte Kapitel aufschlagen und erklären müsse, habe aber nichts damit zu tun, dass man "böse gesinnt" sei, ganz im Gegenteil. Man wolle die Wahrheit erklären. Und das sei ja "eine gute Gesinnung".
Wer Gott zu oft ablehnt, wird verworfen – und queer
Ein Beispiel für diese "Wahrheit": Wenn ein Mensch Gott zu oft ablehne, könne es passieren, dass "er auf einmal aufsteht und sagt: Ich bin eine Frau! Oder: Ich bin ein Mann! Oder: Ich bin ein Mischling! Das gibt es ja auch schon heutzutage, habe ich mir sagen lassen. Beides auf einmal!"
Das sei ein Zeichen "für uns Christen, dass wir mit diesen Leuten überhaupt nichts zu tun haben wollen". Man wolle mit ihnen weder Gemeinschaft noch mit ihnen Gottesdienst feiern noch "dass sie bei unseren Kindern sind", und zwar "weil diese Menschen gefährlich sind". "Es" sei "nicht mehr natürlich", sondern "widernatürlich".
Was "Verwerfung" im biblischen Sinne bedeute, vergleicht Shamoon in der Predigt einmal mit einem kaputten Handy: "Deswegen: Schmeiß es einfach weg. Du verwirfst es. Es ist kaputt. Es ist für die Müllverbrennung gedacht." Im Fall der "ganzen Homosexuellen und aller anderen Geschlechter – wie viel gibt es jetzt, 150? Oder Tausend? Keine Ahnung, ich habe aufgehört, zu zählen", sei damit die Hölle gemeint. Transgeschlechtliche Menschen nennt er dann noch "die ganzen Verderbten, die sich umgestalten", Transitionen sind für ihn "Gräueltaten".
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Queersein und Selbsthass als Gottesstrafe
Obwohl Shamoon immer wieder betont, dass es die Menschen seien, die sich dagegen entschieden, Gottes Botschaft anzunehmen, predigt er auch, dass Gott die Menschen aktiv verwerfe. Das mache auch Sinn, denn: "Welcher Mensch würde denn gerne so sein? Ich meine: Diese Leute, die homosexuell sind, die wollen doch selber gar nicht – die hassen sich doch selber alle miteinander!"
Ein Beleg für den vermeintlichen Selbsthass der "Homosexuellen": "Hey, die Selbstmordrate bei Transen, ja? Ich mein', dieses Wort schon in den Mund zu nehmen, ist eine Schande für mich. 50 Prozent Selbstmordrate! 50 Prozent!" Und: 70 Prozent der Neuansteckungen mit HIV beträfen Homosexuelle. Die Leute seien aber nun mal dahingegeben, seien jetzt eben so, blieben auch für immer so und "werden leider irgendwann einmal in die Hölle gehen".
Antisemitische Anspielung, Beschimpfung gegen den Islam
Während seiner queerfeindlichen Predigt findet Shamoon noch kurz Zeit, per Nebenerläuterung klar zu machen, dass seine Haltung zu Israel und jüdischen Menschen nicht bloß christlich-religiös zu verstehen, sondern mit antisemitischen Motiven durchsetzt ist: "Ist Israel gesegnet? Nein. Ist es ein Gottesstaat? Na schon gar nicht. Wie kann denn Israel ein Gottesstaat sein? Schau dir mal die ganzen perversen Dinge [an], die dort abgehen. Mit Geld, mit Militär, mit Krieg und so weiter, mit den USA, die sind alle unter einem Hut".
Die Lehren des Islam nennt der Prediger zudem kurzerhand noch "Dreck". Bereits in der Vergangenheit war auf den Antisemitismus der Gruppierung aufmerksam gemacht worden. Der US-Anführer der Baptist*nnen etwa, Steven Anderson, hat in der Vergangenheit neben Mordaufrufen an queeren Menschen auch den Holocaust geleugnet.
Schon in der Vergangenheit war Shamoon in der Pforzheimer Sekte als Redner aufgetreten. Auf der Internetseite "Seelengewinnen Österreich" ist sein Name im Impressum hinterlegt. Die Seite, die seit Mitte vergangenen Jahres zu existieren scheint, tritt wie ein österreichischer Ableger der Pforzheimer Sekte beziehungsweise der Muttersekte in den USA auf. Laut Angaben soll Shamoon im Wiener Bezirk Favoriten wohnhaft sein.
Obwohl in der Baptistengemeinde Zuverlässiges Wort immer wieder auch zur Ermordung von queeren Menschen aufgerufen wird und sich zwei Grünen-Abgeordnete des Landtags von Baden-Württemberg mit einer Verbotsforderung an Innenminister Thomas Strobl (CDU) gewandt hatten, wies dieser eine solche Vorgehensweise gegen die Vereinigung zurück (queer.de berichtete).
Neben dem Anführer der Gruppierung Anselm Urban, der in der Vergangenheit per Predigt die Ermordung aller Queers sowie vom Queerbeauftragten Sven Lehmann gefordert hatte, hetzt auch "Bruder Moses" in der Gemeinde gegen LGBTI (queer.de berichtete).












