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Baden-Württemberg
Pforzheimer Baptist*innen jetzt von Verfassungsschutz beobachtet
Laut Wochenzeitung "Zeit" soll der Verfassungsschutz von Baden-Württemberg inzwischen die Vereinigung zum Beobachtungsobjekt erklärt haben, über die queer.de ausführlich berichtet hatte.

Der deutsche Sekten-Anführer Anselm Urban in den Räumlichkeiten der US-Mutterorganisation (Bild: Screenshot / Youtube)
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21. Juni 2023, 12:36h 3 Min.
Das baden-württembergische Landesamt für Verfassungsschutz hat die Baptistenkirche Zuverlässiges Wort in Pforzheim zu einem Beobachtungsprojekt erklärt. Das berichtet die Wochenzeitung "Zeit" in einem am Mittwoch erschienenen Artikel über die Vereinigung.
Zur Recherche hatte die Zeitung unter anderem den deutschen Sektenanführer Anselm Urban in den USA besucht. Die Deutsche Presse-Agentur verbreitete am Mittwoch zudem eine Bestätigung der Information, dass der Verfassungsschutz die Vereinigung im Visier hat.
Furcht vor Radikalisierung und Gewalttaten
In einem Vermerk des Verfassungsschutzes sei laut "Zeit" von Aufrufen zu Gewalt die Rede, von Hetze gegen Minderheiten, der Herabsetzung von Frauen sowie von Antisemitismus. Außerdem sei von der Ablehnung des Demokratieprinzips sowie von staatsfeindlichen Verschwörungsideologien zu lesen. Die Behörde soll die Vereinigung auf zwei Dutzend Mitglieder schätzen.
Bei den Verfassungsschützer*innen bestehe die Furcht davor, dass sich einzelne Mitglieder der Vereinigung radikalisieren und zu Gewalttaten greifen könnten. Laut dpa sei die Entscheidung zur Beobachtung bereits im Mai gefallen.
queer.de machte auf Treiben aufmerksam
Ursprünglich hatte queer.de seit Dezember 2021 auf die Aktivitäten der christlichen Fundamentalist*innen hingewiesen, im Vorfeld der Begründung einer Pforzheimer Glaubensgemeinschaft im März diesen Jahres. Damals hatten die Fundis um Anselm Urban und einen Mann, der unter dem Namen "Bruder Moses" auftritt, ein ins Deutsche übersetztes Hetzvideo aus den USA im Netz verbreitet und unter anderem via Facebook beworben (queer.de berichtete). Noch immer können die Fundamentalist*innen ihre Inhalte auf der Plattform wie auch über Youtube verbreiten. Die Behörden schoben auch Webangeboten offenbar keinen Riegel vor.
Zu einer ersten Aufmerksamkeitswelle war es dann gekommen, als queer.de im Februar 2022 die Inhalte eines Sektentreffens im baden-württembergischen Pforzheim öffentlich gemacht hatte. Der deutsche Anführer der Gruppierung, Anselm Urban, hatte dabei den Tod des Queerbeuaftragten Sven Lehmann sowie von allen LGBTI im Land gefordert (queer.de berichtete).
Kurz nach einem ersten Strafbefehl durch das Amtsgericht Görlitz, das wegen des Wohnortes Urbans in Sachsen zuständig gewesen war, wurde im März dann die Eröffnung der Pforzhheimer Filiale der Faithful Word Baptist Church aus Arizona bekannt (queer.de berichtete). Zuvor war Anselm Urban nach einer Razzia zu der Gemeinde in die Vereinigten Staaten geflohen und hatte sich von dort über die staatliche Repression beklagt. In Deutschland sei er Opfer religiöser Verfolgung, so Urban (queer.de berichtete).
Urbans Hetzreden werden seither in die Treffen der Pforzheimer Gruppierung gestreamt und auch online gestellt. Im Internet lassen sich zudem die bei den wöchentlichen Treffen gehaltenen Hasspredigten weiterer Gruppenmitglieder ansehen. Immer wieder wurde dabei die Ermordung von LGBTI gefordert sowie Stimmung gegen Queers gemacht. Zu den Merkalen der Vereinigung zählen aber auch Frauen- und Jüd*innenhass.













Wenn der Verein nach allen derzeitigen Erkenntnissen kein klarer Fall für den Staatsanwalt ist, was denn sonst noch?