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Interview

Wie queer wird die zweite Staffel von "And Just Like That..."?

Wir sprachen mit dem schwulen Serienschöpfer Michael Patrick King über 25 Jahre "Sex and the City", Außenseiter-Perspektiven, den Spagat zwischen geliebten alten und umstrittenen neuen Figuren sowie das Comeback von Samantha.


Michael Patrick King (re.) mit Sarah Jessica Parker und Cynthia Nixon am Set von "And Just Like That…" (Bild: IMAGO / MediaPunch)

Als Drehbuchautor war Michael Patrick King an Serien wie "Cybill" oder "Will & Grace" beteiligt, später erfand er die Sitcom "2 Broke Girls", das grandiose Lisa-Kudrow-Vehikel "The Comeback" oder "AJ and the Queen" mit RuPaul.

Doch sein Lebenswerk ist nicht zuletzt "Sex and the City". Ab der ersten Staffel war King als Autor und später auch Regisseur an der ikonischen Serie beteiligt, später zeichnete er auch für die beiden Kinofilme verantwortlich. Und natürlich ist er Schöpfer des Ablegers "And Just Like That…", der am 22. Juni 2023 bei Sky und Wow in die zweite Staffel geht. Wir konnten aus diesem Anlass mit dem schwulen 68-Jährigen ein Interview führen.

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Mr. King, "Sex and the City" feiert in diesem Jahr 25. Geburtstag, und kaum jemand wird bestreiten, dass die Serie Fernsehgeschichte geschrieben hat. Welche Spuren hat sie Ihrer Meinung nach hinterlassen?

Ich denke, das Wichtigste, was "Sex and the City" geschafft hat, war das Thema Sex witzig und pink zu machen und aus der dunklen Ecke des Verbotenen und Versteckten herauszuholen. Dass Frauen derart offen über Sex sprechen und vor allem lachen, gab es im Fernsehen vorher praktisch nicht. Überhaupt machte die Serie eine Stimme hörbar, die vorher im gesellschaftlichen Diskurs kaum präsent war. Wer in den 1990er Jahren als Frau Mitte 30 und nicht verheiratet war, wurde bisweilen wie eine Aussätzige behandelt. In einem Restaurant nach einem Tisch für eine Person zu fragen, war geradezu verpönt. Davon konnten wir alle, die für die Serie schrieben, ein Lied singen, denn wir waren damals eigentlich alle Single. Nicht zuletzt diesen Faden haben wir mit "And Just Like That…" ja wieder aufgegriffen.

In welchem Sinne?

Denken Sie an Carries letzten Monolog in der ersten Staffel. Da stellt sie fest, dass die wichtigste Beziehung, die man je haben wird, die zu sich selbst ist. Wenn man darüber hinaus jemanden findet, der einen liebt, ist das fantastisch. Doch erst einmal muss man es mit sich selbst aushalten. Das ist auch heute noch viel zu wenig präsent in Filmen und Serien, deswegen wollten wir da gegensteuern. Entsprechend sind außer Charlotte und Lisa Todd Wexley die meisten Protagonist*innen dieses Mal zumindest weitestgehend nicht in festen Beziehungen.

Wie schwer fällt Ihnen eigentlich die Balance zwischen den drei ikonischen Protagonistinnen aus "Sex and the City" und den neuen Figuren?

Das war natürlich eine Herausforderung. Und zwar eine notwendige, denn es war immer klar, dass "And Just Like That…" eine neue, eigenständige Serie sein muss und wir nicht einfach dort weitermachen konnten, wo wir nach dem zweiten Kinofilm aufgehört hatten. Es ist auf jeden Fall nicht einfach, wenn man einerseits Figuren hat, die das Publikum seit 20 Jahren kennt, und andererseits welche, denen es erst vor 20 Minuten begegnet ist. Ich kann schon verstehen, dass manche*r das schwierig fand und sich fragte, ob man Che oder Nya nur deswegen lieben soll, weil Miranda es tut. Deswegen bin ich so froh, dass es nun diese zweite Staffel gibt. Wenn die erste quasi das Cover eines neuen Buches war, dann sind die neuen elf Episoden nun die Möglichkeit, sich wirklich in die einzelnen Kapitel zu stürzen und die Figuren kennenzulernen.


Neue queere Liebe bei "And Just Like That…": Miranda (Cynthia Nixon) und Che (Sara Ramírez) im Bett (Bild: Craig Blakenhorn / HBO MAX)

Nicht zuletzt Che Diaz war in der ersten Staffel eine Figur, die die Gemüter spaltete. Haben Sie eigentlich verfolgt, wie die Fans auf die Serie reagierten?

Klar, schließlich lebe und schreibe ich nicht in einem Vakuum. Ob auf Twitter und Instagram oder in journalistischen Abhandlungen – den Reaktionen konnten unser Autor*innen-Team und ich nicht entkommen. Ich spürte die Begeisterung über das Wiedersehen mit Carrie und Co. genauso wie die Stimmen, die fanden, es sei eine schlechte Idee, diese Figuren überhaupt zurück auf den Bildschirm zu holen. Und auch Kontroversen um einzelne Figuren wie Che oder bestimmte Handlungsstränge blieben mir nicht verborgen.

Hatte das Konsequenzen für die Arbeit an den neuen Folgen?

Ich stehe zu allem, was wir in der ersten Staffel gemacht haben. Aber ich fand es spannend zu sehen, worauf die Menschen besonders intensiv reagiert haben, selbst wenn es nicht positiv war. Die Folge davon war nun allerdings nicht, dass wir ähnliches dieses Mal vermeiden wollten. Im Gegenteil: Wir sind die besagten Themen dann ganz bewusst angegangen. Viele Zuschauer*innen dachten in der ersten Staffel zum Beispiel: Oh ja, der arme Steve, der ist hier wirklich das Opfer. Die werden sich dieses Mal noch umschauen!

"Sex and the City" hatte damals gerade auch für queere Zuschauer*innen eine große Relevanz, heute bei "And Just Like That…" sind LGBTI-Themen sogar noch präsenter. Diese Verbindung zur Community war immer eine Selbstverständlichkeit, oder?

Natürlich auch, weil ich als schwuler Mann da meine eigene Perspektive mitbringe. Ich habe immer eine Außenseiter-Perspektive eingebracht, die der einer Single-Frau nicht unähnlich war. Unser Blick auf diese Welt, in der wir uns nicht immer repräsentiert oder akzeptiert finden, eint uns. Heute, 25 Jahre später, gibt es in Sachen Queerness ganz neue Themen und Felder, die es abzustecken gilt, woran wir uns aktiv beteiligen wollen. Deswegen ist unser Writers Room bewusst divers besetzt, mit Heteros, mit queeren und nichtbinären Menschen.

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Eine letzte Frage noch, die natürlich unbedingt gestellt werden muss, denn eigentlich hatte Kim Cattrall immer ausgeschlossen, je wieder in ihre legendäre Rolle zurückzukehren. Wie also ist es gelungen, dass es dieses Mal zumindest ein kurzes Wiedersehen mit Samantha geben wird?

Zunächst einmal muss ich festhalten: Samantha war nie weg. Als Figur war sie auch in der ersten Staffel enorm präsent. Zwar nur in Abwesenheit und mittels SMS, aber ihre Stimme war doch deutlich vernehmbar! Wie es nun dazu gekommen ist, dass Kim doch noch einmal in die Rolle geschlüpft ist, kann ich Ihnen gar nicht sagen. Fernsehmagie, würde ich sagen. Aber eigentlich will ich darüber ohnehin nicht sprechen. Ich ärgere mich enorm, dass dieser kleiner Gastauftritt überhaupt vorab bekannt geworden ist. Ich hatte eigentlich gehofft, dass es eine riesige Überraschung wird, die vollkommen unerwartet kommt.

Direktlink | Deutscher Trailer zur zweiten Staffel von "And Just Like That…"
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