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Türkei
Nach Pride-Demo in Istanbul: Person droht Abschiebung in den Iran
Nach den Festnahmen bei dem CSD vor über einer Woche wächst die Sorge, dass Elyas T. in den Iran abgeschoben werden könnte.

Bei der CSD-Demo am vorletzten Wochenende hatten hunderte Menschen teilgenommen (Bild: Halkevleri LGBT+ Komisyonu / twitter)
- 4. Juli 2023, 14:33h - 3 Min.
Einer Person aus dem Iran droht nach ihrer Festnahme bei der von der Polizei größtenteils unterbundenen Pride-Demo in der türkischen Metropole Istanbul nach Angaben ihres Anwalts die Abschiebung. Die 26-Jährige Person, Elyas T., befinde sich in Abschiebehaft im südosttürkischen Sanliurfa, sagte der Anwalt Davut Arslan der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Im Iran drohe die Folter oder sogar die Todesstrafe.
Auch der türkische Menschenrechtsverein IHD äußerte bereits letzte Woche auf einer Pressekonferenz Sorge um die Sicherheit der Person aus dem Iran und forderte die Freilassung. Während die dpa und viele internationale Medienberichte ein männliches Pronomen nutzen, gibt es andere Berichte, etwa der türkischen queeren Organisation Kaos GL, die die Beschreibung "trans activist" und das Pronomen "they" verwenden. Zugleich wird auch von Kaos GL betont, dass der Person im Iran eine Bestrafung aufgrund der sexuellen Orientierung drohe. Homosexualität gilt im Iran als Straftat und kann im Extremfall mit dem Tod bestraft werden. Das türkische Innenministerium äußerte sich auf Anfrage der dpa zunächst nicht zu dem Fall.
/ KaosGL | Türkischsprachiger Bericht von der IHD-Pressekonferenzstanbul Onur Yürüyüünde gözaltna alnan ranl mülteci Urfaya götürülmü! https://t.co/oVMg3IMgIB pic.twitter.com/58heOCDgOL
Kaos GL (@KaosGL) June 30, 2023
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T. war vor mehr als einer Woche, am Sonntag, den 25. Juni, bei der Demo zum Abschluss der Istanbuler Pride-Woche festgenommen worden. Wie in den Vorjahren hatte die Polizei die Demo durch Absperrungen und Festnahmen zu verhindern versucht. Hunderte queere Menschen versammelten sich trotzdem, verlasen die Presseerklärung des CSD und zogen für wenige Minuten durch die Straßen, bevor sie die Demonstration auflösten (queer.de berichtete).
Wie am gleichen Tag auch bei einem Pride in Izmir oder in der Vorwoche beim Trans-Pride in Istanbul nahm die Polizei etliche Menschen fest. Im Rahmen des Istanbuler CSDs wurden 113 Menschen teils brutal festgenommen, die meisten kamen nach Identitätsfeststellung und einigen Stunden auf der Wache wieder frei. Fünf Personen wurden allerdings in Abschiebeeinrichtungen überführt, sie stammen neben dem Iran aus Libyen, Russland, Portugal und Australien.
Nach der Festnahme habe T. 17 Stunden kein Essen und keine Getränke erhalten, so die Mutter bei der Pressekonferenz, Anwälte und Familie hätten zunächst keinen Kontakt gehabt. Gemäß Medienberichten war die Mutter von T. zusammen mit ihrer Schwester und dem Kind 2013 in die Türkei geflohen, die Frauen seien Opfer von Inhaftierungen und Folter geworden. In der Türkei hätte die Familie bedingten Flüchtlingsstatus. Gemäß internationalen Vereinbarungen, dem Grundsatz der Nichtzurückweisung, dürften Personen nicht in einen Staat abgeschoben werden, in denen ihnen Folter oder andere schwere Menschenrechtsverletzungen drohen. Laut IHD komme es aber immer wieder zu Abschiebungen aus der Türkei in den Iran, nach Syrien oder den Irak. (cw/dpa)














