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Großbritannien
Premierminister entschuldigt sich für Gewalt gegen queere Soldat*innen
Bis 2000 durften Homosexuelle und trans Menschen nicht im britischen Militär dienen. Das sei Unrecht gewesen, so der konservative Premierminister jetzt im Parlament.

Premierminister Rishi Sunak sagt "sorry" (Bild: Number 10)
- 19. Juli 2023, 12:24h 3 Min.
Der britische Premierminister Rishi Sunak hat sich am Mittwoch im Unterhaus für die langjährige Diskriminierung von Soldat*innen im nationalen Militärdienst entschuldigt. "Viele habe schlimme Misshandlungen, Gewalt, homophobes Mobbing und Belästigungen erfahren, während sie tapfer diesem Land gedient haben", so Sunak laut BBC. "Heute entschuldige ich mich im Namen des Staates Großbritannien dafür."
Gleichzeitig veröffentlichte die britische Regierung einen unabhängigen Bericht über die Diskriminierung von LGBT-Soldat*innen in den Jahren 1967 bis 2000. Der Hintergrund: 1967 wurde in Teilen des Königreichs das Verbot von Homosexualität abgeschafft (in Schottland erst 1981, in Nordirland 1982). Das Militär hielt aber bis zum Jahr 2000 am Homosexuellen-Verbot fest. Erst 2010 wurde Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität in den Streitkräften der Atommacht verboten.
Für den 270-seitigen Bericht wurden 1.145 Veteran*innen befragt, die von dem Verbot betroffen waren. "Die Regierung akzeptiert, dass diese historische Praxis falsch war", heißt es darin.
Auch trans Menschen diskriminiert
Im Bericht wird auch auf die Diskriminierung von trans Personen eingegangen. Zwar wurde ihnen nicht offiziell der Dienst an der Waffe verboten, sie wurden bei einer Transition aber ebenfalls gefeuert. "Die Annahme war einfach, dass sie schwul oder lesbisch sind", so der Bericht.
Bereits im Februar 2021 hat das britische Verteidigungsministerium beschlossen, dass automatisch alle Militärstrafen, die aufgrund dieser Verbote verhängt wurden, aufgehoben werden. Personen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität aus dem Militär entlassen wurden, können ihre Orden zurückerhalten (queer.de berichtete). Eine Entschädigung für die Diskriminierung, wie sie Deutschland 2021 beschlossen hat, gibt es in Großbritannien hingegen nicht.
Vor zwei Jahren hatte sich der britische Geheimdienst MI6 für das Homosexuellenverbot entschuldigt (queer.de berichtete). Dass queere Menschen bis 1991 aus Sicherheitsgründen nicht für den berühmten Dienst arbeiten durften, sei "falsch, ungerecht und diskriminierend", sagte MI6-Chef Richard Moore damals (queer.de berichtete).
Sunak macht Politik gegen trans Menschen
Der konservative Sunak hatte sich vor seinem Amtsantritt im letzten Jahr queerfreundlich gegeben: Es gebe noch viel zu tun, "um die stolze Erfolgsbilanz dieses Landes bei den Rechten von LGBT+ voranzubringen", erklärte er auf eine Frage der LGBT+ Conservatives, des queeren Arms der regierenden Tory-Partei. Er werde daran arbeiten, dass Großbritannien der "freundlichste, sicherste und lebendigste Ort der Welt für LGBT+" werde (queer.de berichtete).
Allerdings fiel seine Regierung in den letzten Monaten durch transfeindliche Politik auf. So sollen trans Menschen vom Antidiskriminierungsgesetz ausgeschlossen werden (queer.de berichtete). Letzten Monat wurde ein geleaktes Video veröffentlicht, in dem Sunak persönlich einen transfeindlichen Spruch machte (queer.de berichtete). Zudem plant die Regierung, dass trans Schüler*innen von Lehrkräften gegenüber ihren Eltern zwangsgeoutet werden müssen (queer.de berichtete). (dk)














