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Interview

Bambi Mercury auf Reisen: "Ich möchte als ganz normaler Gast behandelt werden"

In Berlin präsentierte Dragqueen Bambi Mercury am Donnerstag eine große Booking.com-Umfrage zu queerem Reisen. Wir sprachen mit ihr über eigene positive wie negative Erfahrungen in Hotels und stellen die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor.


Bambi Mercury (Bild: privat)
  • 21. Juli 2023, 10:03h - 6 Min.

Das Portal Booking.com und die Dragqueen Bambi Mercury stellten am Donnerstag in Berlin die bisher umfangreichste Umfrage zu queerem Reisen vor. Teilgenommen haben 11.555 Personen aus 27 Ländern und Regionen auf der ganzen Welt, darunter rund 1.000 aus Deutschland.

Die Ergebnisse, die queer.de vorliegen, zeigen eine Mischung aus Vorsicht und Zuversicht: Nahezu drei Viertel (74 Prozent ) der deutschen LGBTI-Reisenden (80 Prozent weltweit) geben an, dass sie bei der Auswahl eines Reiseziels ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden bedenken müssen (gegenüber 60 bzw. 64 Prozent weltweit im Jahr 2022). Anstatt ängstlich oder unsicher zu sein, haben 69 Prozent der deutschen Befragten (71 Prozent weltweit) allerdings auch den Eindruck, dass sie als Teil der queeren Community selbstbewusstere Reisende sind – das sind 10 Prozentpunkte (9 Prozentpunkte weltweit) mehr als im vergangenen Jahr.

Mit der Studie will Booking.com auf sein Programm "Travel Proud" für inklusives Reisen aufmerksam machen. Queerfreundliche Unterkünfte können sich für eine entsprechende Kennzeichnung bewerben und werden bei Erfüllung verschiedener Kriterien zertifiziert.

Anlässlich der Präsentation der Umfrageergebnisse haben wir uns mit Bambi Mercury über ihre eigenen Erfahrungen auf Reisen unterhalten. (mize)

Bambi, als einer der bekanntesten Drag-Performer*innen in Deutschland bist du sicher viel auf Reisen. Hast du auf deinen Dienstreisen jemals schlechte Erfahrungen gemacht?

Ich habe schon so einige negative Erfahrungen gemacht. Zum Glück überwiegen die Positiven. Manchmal werde ich erkannt, und es wird nach Fotos und Umarmungen gefragt. Es kam auch schon vor, dass ich angespuckt worden bin, beleidigt oder Menschen kopfschüttelnd an mir vorbei gegangen sind. Die aktuelle Studie von Booking.com hat tatsächlich auch festgestellt, dass Diskriminierung eine zentrale Sorge beim gesamten Reiseerlebnis bleibt. 60 Prozent der deutschen Befragten (58 Prozent weltweit) haben auf Reisen bereits Diskriminierung erlebt.

Steigst du, wenn du es eilig hast, auch schon mal in Drag in ein Taxi oder einen Zug?

Ich versuche so gut wie es geht, alles im Voraus zu planen: Gibt es vor Ort Möglichkeiten, sich "ready" zu machen? Wie ist es mit dem Zeitmanagement? Einige Veranstalter*innen schreiben mir meist, ich soll doch einfach mit dem Taxi kommen, sehen aber nicht, was dies alles für Probleme mit sich bringt. Ich fahre so gut wie nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Drag und mit dem Taxi, nur wenn es gar nicht geht.

Gibt es Orte, an denen du kein Engagement annehmen würdest?

Ich persönlich mag es nicht mehr, auf Hochzeiten aufzulegen oder die Bespaßung für Menschen zu sein. Manchmal wurde ich gebucht, und vor Ort war ich dann der Pausenclown. Ich ziehe Bookings aus der Community vor. Sollte es nicht so sein, bin ich dann doch ganz happy, dass es bei anderen Bookings Menschen gibt, die sich um mich kümmern und mir sämtliche Informationen zur Veranstaltung zukommen lassen und sich 100 Prozent darum kümmern, dass ich mich wohl und sicher fühlen kann.

Kannst du als queerer Mensch auch von positiven Erfahrungen auf Reisen berichten?

Ich werde oftmals erkannt. In oder out of Drag. Menschen teilen ihre Erfahrungen mit mir oder möchten mir ihr Feedback geben, wenn sie mich im TV gesehen haben etc. Manchmal kommt es auch vor, dass mir Menschen stolz erzählen, dass ich ihnen Mut gemacht habe, zu sich selbst zu stehen. Auch viele Eltern, mit denen ich mich ab und an auch auf den sozialen Netzwerken austausche, bedanken sich und freuen sich, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, und somit werden dann Unsicherheiten und Berührungsängste aus der Welt geschafft.

In welche Länder reist Bambi Mercury privat?

Österreich, Schweiz, Niederlande, USA.

Was macht für dich ein guter Urlaub aus?

Ich habe, um ehrlich zu sein, nie einen richtigen ausgiebigen Urlaubstrip gehabt. Entweder waren es Short Trips oder sie waren immer mit der Arbeit verbunden und etwas Sightseeing. Das muss ich dringend mal ändern… Seit meiner Selbstständigkeit kann ich mir eigentlich auch etwas mehr Zeitpuffer schaffen.

Nach welchen Kriterien wählst du den Ort, das Hotel und gegebenenfalls die Fluggesellschaft aus?

Ich versuche meistens ein Hotel in Nähe der Veranstaltungsorte zu finden. Die Flughäfen sind ja eh meist außerhalb des City-Kerns. Bei meinem Glück kümmern sich die Veranstalter*innen meistens um die Flüge und Co. Ich brauche nicht unbedingt den größten Luxus. Ein Stuhl, ein Tisch, eine Steckdose, ein Bett und fließend Wasser. Ich bekomme meistens aber etwas Panik, wenn man kein Fenster öffnen kann. Ist mir in England und den Staaten passiert. Ich bin ein Lüftungsmensch! (Danke Mama)

Was erwartest du konkret von einem Hotel, das sich als queerfreundlich vermarktet?

Ich möchte als ganz normaler Gast behandelt werden. Nicht anders als andere. Ich glaube für mich ist der Respekt sehr wichtig. Abwertende Blicke, Ignoranz und Co habe ich zu genüge erlebt. Oder wenn Menschen selbst ein "Danke" oder "Guten Morgen" ignorieren. Gestik und Mimik sind große Faktoren, die sehr ausschlaggebend sind, ob man sich an einem Ort sicher und wohl fühlen kann.

In welchem Hotel hast du die besten Erfahrungen gemacht?

Im Hilton City Hotel in Frankfurt und in den 25 Hours Hotels in Wien, Köln und Co. Sowie auch im Urban Loft in Köln.

Welches Land ist für dich das queerfreundlichste der Welt und warum?

Das ist eine gute Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Aber ich glaube am entspanntesten empfand ich es in den Niederlanden. Die Niederlande gelten als sehr liberales Land bezüglich der Rechte queerer Menschen und deren Gleichstellung. Die Niederlande waren weltweit das erste Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt hat.

Manche Aktivist*innen fordern, Länder, die Homosexualität unter Strafe stellen, also beispielsweise Ägypten oder die Malediven, grundsätzlich zu boykottieren. Wie ist deine Meinung?

Ich persönlich würde auch nicht unbedingt in diese Orte reisen, wie auch zum Beispiel Dubai. Warum sollte ich ein Land finanzieren, welches mitunter Frauenrechte belächelt und queere Menschen ächtet, foltert und tötet. Am Ende entscheidet aber jeder Mensch das selbst. Aber ich würde diese Orte nie besuchen wollen.

Wie können wir auf Reisen die queere Community vor Ort am besten unterstützen?

Das Team briefen. Alle Gäste sollten sich willkommen fühlen. Vielleicht gibt es auch ein Awareness Team oder Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen vor Ort? Natürlich gibt es auch Regeln der Hotels an deren Gäste, dies sollte natürlich auch von beiden Seiten berücksichtigt werden. Einige Unternehmen der Tourismusbranche versuchen auch wichtige Schritte für ein inklusiveres Reiseerlebnis für alle zu ermöglichen. Dank etwa Booking.com kann man sich auch schlau machen und "Travel Proud"-zertifizierte Unterkünfte finden.

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