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Kuala Lumpur

Malaysia: Musikfestival nach schwulem Kuss abgebrochen

Beim Good Vibes Festival in Kuala Lumpur protestierte die britische Band The 1975 gegen das Verbot von Homosexualität in Malaysia. Weil sich Frontsänger Matty Healy und Bassist Ross MacDonald küssten, cancelte die Regierung das gesamte Event.


Ein folgenschwerer Kuss: Matty Healy und Bassist Ross MacDonald von The 1975 beim Good Vibes Festival in Kuala Lumpur (Bild: TikTok)

  • 23. Juli 2023, 07:29h 12 4 Min.

Weil sich zwei Männer auf der Bühne küssten, ist ein für drei Tage geplantes Musikfestival bereits am ersten Tag von der Regierung beendet worden. Mit der Aktion hatte die britische Band The 1975 am Freitag beim Good Vibes Festival in der Hauptstadt Kuala Lumpur gegen das Verbot von Homosexualität in dem südostasiatischen Land protestiert.

Etwa 30 Minuten nach Beginn des für eine Stunde geplanten Auftritts von The 1975 wandte sich Healy an das Publikum. Es sei ein Fehler gewesen, nach Malaysia zu kommen, meinte der 34-Jährige. "Als wir Shows buchten, habe ich nicht darüber nachgedacht", so der Sänger. "Ich sehe den verdammten Sinn nicht darin, uns in ein Land einzuladen und uns dann zu sagen, mit wem wir Sex haben dürfen." Es sei "albern, absolut albern".

Der heterosexuelle Frontsänger fuhr fort: "Unglücklicherweise bekommt ihr kein Set mit vielen aufmunternden Songs, weil ich wütend bin. Und das ist nicht fair euch gegenüber, denn ihr seid nicht repräsentativ für eure Regierung. Denn ihr seid junge Leute, und ich bin mir sicher, dass viele von euch homo­sexuell und progressiv und cool sind."

Jubel und Applaus aus dem Publikum

Kurz bevor Matty Healy den nächsten Song performen wollte, gab er seinem Bassisten Ross MacDonald ein Handzeichen, der daraufhin zu ihm kam. Während die Band zum Song "I Like America & America Likes Me" ansetzte, umarmten sich die beiden Männer und küssten sich innig. Aus dem Publikum gab es dazu Jubel und Applaus. Videos der Szene wurden in sozialen Medien geteilt.

/ PopCrave

Kurz darauf wandte sich Healy erneut an das Publikum. "Wir wurden gerade aus Kuala Lumpur verbannt. Bis bald", teilte der Sänger mit und verließ anschließend die Bühne. The 1975 waren die letzte Band, die am Freitagabend auftreten sollte.

- w -

Minister cancelt komplettes Festival

Nur wenige Stunden vor der Fortsetzung des Festivals am Samstagnachmittag wurde das komplette Event überraschend abgesagt. In einer Erklärung der Veranstalter*innen hieß es, die Entscheidung sei aufgrund "des kontroversen Verhaltens und der Äußerungen des britischen Künstlers Matty Healy von der Band The 1975" getroffen worden. "Das Ministerium hat seine unerschütterliche Haltung gegenüber allen Parteien betont, die malaysische Gesetze herausfordern, verspotten oder verletzen."

Bereits am Freitagabend hatte Malaysias Minister für Kommunikation und Digitales, Fahmi Fadzil, das Verhalten von Healy als "sehr unhöflich" bezeichnet. Am Samstag war es dann zu einem Treffen zwischen dem Minister und den Organisator*innen gekommen. The 1975 wurden weitere Auftritte in Malaysia verboten.

Die britische Band sagte am Sonntag ihre Auftritte in Taiwan und im muslimisch geprägten Indonesien ab. Angesichts der Umstände sei es unmöglich, die weiteren geplanten Auftritte durchzuführen, heißt es in einer Stellungnahme der Band.

20 Jahre Haft für gleichgeschlechtlichen Sex

In Malaysia stehen auf gleichgeschlechtliche Liebe bis zu 20 Jahre Haft. Das Land vollstreckte sogar Folterstrafen gegen nach entsprechendem Scharia-Recht verurteilte Personen (queer.de berichtete). Auch trans Menschen werden verfolgt (queer.de berichtete). 60 Prozent der Bevölkerung in Malaysia sind muslimischen Glaubens. Der Islam ist Staatsreligion und viele islamische Gelehrte sehen Homosexualität als Verbrechen an, das sich gegen die Religion wende.

Die oppositionelle Islamische Partei Malaysias (PAS) machte zuletzt vermehrt Stimmung gegen LGBTI-Akzeptanz. Anfang des Monats forderten etwa zwei PAS-Abgeordnete, dass queere Menschen pauschal als geisteskrank eingestuft werden sollten. Zuvor hatte Parteichef Nasrudin Hassan gefordert, ein Konzert der britischen Band Coldplay zu verbieten, die im November in der Hauptstadt Kuala Lumpur auftreten sollen. Die Musikgruppe bringen eine "Kultur von Hedonismus und Perversion ins Land", so der Politiker. Grund sind offenbar auch queerfreundliche Aussagen von Frontmann Chris Martin.

Regierungschef von Malysia ist seit einem guten halben Jahr Anwar Ibrahim, der selbst jahrelang wegen Homosexualität im Gefängnis gesessen hatte (queer.de berichtete). Anwar hat jedoch stets bestritten, schwul zu sein. (cw)

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#1 Julian SAnonym
  • 23.07.2023, 10:07h
  • "In Malaysia stehen auf gleichgeschlechtliche Liebe bis zu 20 Jahre Haft."

    Vor diesem Hintergrund eine sehr mutige und lobenswerte Aktion.

    Umso schockierender ist es, dass auch LGBTI dort immer noch Urlaub machen und diesen Staat mit ihren Geldern unterstützen.
  • Direktlink »
#2 Tobi CologneAnonym
  • 23.07.2023, 10:34h
  • "Der Islam ist Staatsreligion und viele islamische Gelehrte sehen Homosexualität als Verbrechen an, das sich gegen die Religion wende."

    Umso wichtiger sind solche Aktionen.

    Diesen Mumm würde ich mir von mehr Promis wünschen, so offen und klar Stellung zu beziehen und sich nicht einschüchtern zu lassen.

    Sehr coole Aktion.
  • Direktlink »
#3 la_passanteAnonym

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