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Katholische Kirche

Nach Woelki-Abmahnung: Pfarrer will sich nicht entmutigen lassen

Pfarrer Herbert Ullmann aus Mettmann segnet gleichgeschlechtliche Paare und bekommt prompt einen Anpfiff von Erzbischof Rainer Maria Woelki. Andere Bistümer in NRW zeigen sich liberaler. Die Gemeinde äußert ihren "Frust".


Monsignore Herbert Ullmann aus Mettmann wurde von Erzbischof Kardinal Rainer-Maria Woelki nach der Segnung von lesbischen und schwulen Paaren verwarnt (Bild: St. Lambertus)
  • 1. August 2023, 23:51h 4 Min.

Ein Pfarrer in Mettmann hat Ärger mit der katholischen Kirche bekommen, nachdem er bei einem Gottesdienst auch gleichgeschlechtliche Paare gesegnet hat. Die Vorwürfe seien über den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki direkt aus Rom gekommen, teilte Pfarrer Herbert Ullmann am Dienstag mit. Das Vorgehen sei "irritierend und nicht im Einklang des Evangeliums in meinem Verständnis stehend", kritisierte der Pfarrer. Über den Fall hatte auch queer.de Ende Juli berichtet (queer.de berichtete).

Eine dem Pfarrer schriftlich vorliegende Anweisung enthält seinen Angaben zufolge das Verbot, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Ullmann teilte mit, der von Kardinal Woelki beauftragte Generalvikar Guido Assmann habe ihm mündlich erklärt, die Auflagen entsprächen im bürgerlichen Recht einer Abmahnung. Das Erzbistum Köln teilte mit, man äußere sich zu Personalangelegenheiten grundsätzlich nicht.

Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare

Hintergrund ist ein Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare – also auch homosexuelle Paare – den Ullmann im März leitete. "Es war eine schöne Veranstaltung", sagte Maximilian Böhm, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft "Regenbogenkirche für alle" in Mettmann, die den Gottesdienst mit organisiert hatte. Vom Vorgehen Woelkis sei die Gruppe enttäuscht. Für sie sei es gar nicht vorstellbar gewesen, dass es noch einen Bischof gebe, der aufgrund eines Segnungsgottesdiensts arbeitsrechtliche Konsequenzen ziehe.

"Die Kirche diskriminiert Menschen aufgrund der sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität, was menschenverachtend und würdelos ist", heißt es in einem an Woelki adressierten offenen Brief der Gruppe (PDF). "Wir bedauern, dass Sie im Jahr 2023 weiterhin an diesen diskriminierenden Regelungen festhalten."

Die Pfarrgemeinderäte St. Lambertus Mettmann und St. Maximin Wülfrath zeigten sich in einer Stellungnahme "sehr enttäuscht" über das Verhalten des Erzbistums. "Wir wünschen uns sehr, dass unser Engagement vor Ort in unseren Gemeinden aus Köln unterstützt wird und nicht durch 'Abmahnungen' Frust entsteht."

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Erzbistum verweist auf offizielle Haltung des Vatikan

Der Kölner Generalvikar Guido Assmann sagte der "Rheinischen Post", dass "für Priester im Erzbistum Köln die Regeln gelten, die der Vatikan 2021 noch einmal eindeutig erklärt hat". Im Erzbistum Köln werde die Haltung gelebt, die die offizielle Haltung der katholischen Kirche sei. Daran solle sich auch jeder Priester halten. Sollte der Vatikan eine andere Haltung annehmen, würde das Erzbistum Köln natürlich folgen.

Andere NRW-Bistümer gehen mit dem Segen für alle hingegen liberaler um. Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer sagte, die Frage nach Segensfeiern für lesbische und schwule Paare stellten viele Priester vor ein Dilemma. "Sie wollen die Wünsche und Sehnsüchte von Menschen gerne erfüllen, die einen Segen für ihre Liebe erbitten – und geraten in einen Widerspruch mit der kirchlichen Lehre", teilte er mit. "Die Antwort darauf können keine Verbote und Ermahnungen sein, sondern nur das Gespräch und die Suche nach Lösungen, die den Menschen gerecht werden."

Auch der Münsteraner Bischof Felix Genn stärkte Geistlichen den Rücken, die queere Menschen segnen. Er werde er "keine Konsequenzen oder Sanktionen gegen Seelsorger/innen aussprechen, die sich so verhalten, wie sie es aufgrund ihres seelsorglichen Auftrags und ihres Gewissens im Dienst an den Menschen für richtig halten", wird das Bistum in der "Rheinischen Post" zitiert. Auch der Aachener Bischof Helmut will demnach den Gewissensentscheidungen des jeweiligen Priesters vertrauen.

Ullmann: "Ich werde andere Wege suchen"

Die Reforminitiative Maria 2.0 kritisierte den Kölner Erzbischof scharf: "Kardinal Woelki lässt es zu, dass ein Zaun an seinem Dom zum Schutz gegen Hunde gesegnet wird. Sich liebenden Paaren hingegen wird der Segen verweigert." Er und der Vatikan entfernten sich immer mehr von der Lehre Jesu, hieß es in einer Mitteilung.

Pfarrer Ullmann will sich von dem Ärger nicht entmutigen lassen: "Ich werde andere Wege suchen, Menschen zu erreichen, die nicht im Einklang mit dem kirchlichen Lehramt trotzdem eine Beheimatung in Glaube und Kirche suchen", teilte er mit. (dpa/cw)

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