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NOZ-Interview

Irving: Wokeness nur "Bullshit", rechte Agenda hat "mörderisches Potenzial"

US-Autor John Irving warnt in einem Interview vor "wachsendem Faschismus" – und vergleicht US-Präsidenten: Ronald Reagan hält der 81-Jährige aufgrund dessen Versagen in der Aids-Krise für schlimmer als Donald Trump.


John Irving im Jahr 2010 bei einer Lesung in Köln (Bild: Elke Wetzig Elya / wikipedia)

  • 4. August 2023, 23:39h 2 Min.

John Irving (81) beklagt falsche Maßstäbe im Kulturkampf: "Ich bin kein Fan der woken Bewegung. Vieles, was da verlangt wird, ist einfach nur Bullshit", sagte der US-Autor der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ, Bezahlartikel). Die Debatte dürfe aber nicht den Blick auf das verstellen, "was wirklich wichtig ist", so der Autor: "Vergleichen Sie Wokeness mit der zunehmend antidemokratischen Agenda der Rechten: Hier geht es um intellektuell anstößigen Blödsinn, dort um etwas Schreckliches mit mörderischem Potenzial."

Woke Debatten – etwa wie die zur Bereinigung von Klassikern um tabuisierte Begriffe – hält Irving für politisch instrumentalisiert: "Wokeness ist ein leichtes Ziel. Und Leute, die so bösartig wie rechte Republikaner sind, suchen nach leichten Zielen", sagte Irving. "Ich glaube also nicht, dass Wokeness der liberalen Sache hilft. Aber diese Debatte ist auch so ziemlich das einzige Gebiet, auf dem Rechte einen echten Anlass zur Klage haben. Also verbeißen sie sich in das Thema – als wäre es ein Problem, dessen Dimension es mit dem wachsenden Faschismus der Republikaner aufnehmen könnte."

Irbving: "DeSantis gefährlicher als Trump"

Angesichts der kommenden US-Wahl sorgt Irving sich vor allem wegen Floridas republikanischem Gouverneur Ron DeSantis: "Ich glaube, dass Ron DeSantis gefährlicher als Trump ist. Er hat dieselben bösartigen Ideen, ist aber doppelt so smart", sagte der 81-Jährige. Seine Erwartungen schilderte Irving so: "Ich hoffe, dass Donald Trump und Ron DeSantis sich im Vorwahlkampf ernsthaft schaden. Sie hassen einander, und das nicht nur aus Rivalität", sagte Irving. "Ich hoffe, dass ganz Amerika ihren Hass wahrnimmt. Es wird ihnen bei ihren Unterstützern zwar nicht schaden. Aber wenn sie einander so schrecklich aussehen lassen, wie sie wirklich sind, dann ermutigt das mehr Menschen, gegen sie zu wählen."

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Aktuell hält Irving Ronald Reagan für einen schädlicheren US-Präsidenten als Donald Trump: "Reagan hat sieben Jahre gebraucht, um Aids auch nur anzusprechen – während die Menschen starben. Es war egal, weil es schwule Menschen waren. Donald Trump muss noch sehr viel erfolgreicher sein als bisher, um so schrecklich wie Ronald Reagan zu werden", so Irving. "Wenn Trumps Karriere aus sein sollte, wird Reagan der schädlichere US-Präsident bleiben. Aber wir wissen ja nicht, ob es mit Trump vorbei ist. Auch wenn er aus vier oder fünf Gründen im Knast sitzen sollte." (cw/ots)

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