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Kinotipp

Eine schwule Liebe am Fuße des Tatra-Gebirges

"Die polnische Antwort auf 'Brokeback Mountain' und 'God's Own Country'", verheißt das Filmplakat zu Kamil Krawczyckis bildmächtigem Debüt "Elefant", das jetzt ins Kino kommt. Durchaus kein leeres Versprechen!


Bartek muss sich zwischen einem Leben für die Familie und seinen immer stärker werdenden Gefühlen für Dawid entscheiden (Bild: Salzgeber)

"Hier hat sich nichts verändert!", klagt der junge Musiker Dawid, als er nach langer Zeit in sein Heimatdorf zurückkehrt. Sein Vater ist überraschend verstorben, der Sohn soll nun den Nachlass regeln.

Der 22-jährige Bartek vom Nachbarhof holt den Rückkehrer vom Bahnhof ab. Die beiden Jungs verstehen sich auf Anhieb gut. Der leidenschaftliche Pferdenarr zeigt dem Besucher begeistert seinen eigenen Betrieb, den er gemeinsam mit seiner chronisch unzufriedenen Mutter leitet.

Die erste Sympathie wird schnell zur Zugneigung. "Du riechst gut!" – "Ich trage kein Parfüm!" – "Genau deshalb!", raspelt man Süßholz auf dem Bauernhof. "Du darfst keine Zeit mit ihm verbringen!", warnt wenig später die missgünstige Mama, derweil in den Fernsehnachrichten darüber berichtet wird, wie im Parlament über die Anti-Homosexuellen-Gesetze abgestimmt wird.

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Die Anfeindungen werden immer mehr


Poster zum Film: "Elefant" läuft im August 2023 in der Queerfilmnacht. Regulärer Kinostart ist am 24. August

Die verliebten Jungs genießen ihr junges Glück so gut es geht. Die Anfeindungen werden freilich immer mehr. "Bist du eine Schwuchtel?", provoziert der homophobe Rüpel aus der Nachbarschaft. Bartek verliert seinen Aushilfsjob in der Dorfkneipe. Das Paar wird mit Prügel bedroht, an der Wand des Bauernhofs finden sich wenig später beleidigende Schmiererein. "Lass uns weit weggehen!", verlangt Dawid von seinem neuen Partner und möchte mit ihm zusammen nach Island auswandern.

Leichter gesagt als getan. Anders als für den Musiker, stünde für Bartek bei einer Abreise sehr viel auf dem Spiel. Kann er seinen lang gehegten Traum von der eigenen Pferdezucht so einfach platzen lassen? Immerhin gibt es nicht nur selbsternannte Tugendwächter und homophobe Hetzer in der Nachbarschaft, sondern durchaus Menschen mit Herz und Seele. Etwa jene ältere Dame, die wie ganz selbstverständlich sagt: "Von mir aus könntest du auch ein Elefant sein. Ich hätte kein Problem damit!" – eine Aussage, welche sich im Filmtitel wiederfindet.

Hoffnungsschimmer für polnische Queers

"Die polnische Antwort auf 'Brokeback Mountain' und 'God's Own Country'", verheißt das Filmplakat zu "Elefant". Durchaus kein leeres Versprechen! Mit großer Sensibilität und psychologisch plausibel erzählt Regisseur und Autor Kamil Krawczycki in seinem Spielfilmdebüt diese leise Lovestory.

Die Chemie zwischen dem Hauptdarsteller-Duo fällt spürbar stimmig aus, für das notwendige Empathie-Potenzial ist gesorgt. Bisweilen mag es im Story-Gebälk etwas klischeehaft knirschen, etwa mit der überraschenden Ankunft der schwangeren Schwester des Helden. Für solch kleineren Macken entschädigt allemal der visuelle Einfallsreichtum. Seine raue Heimat am Fuße des Tatra-Gebirges fängt der Regisseur mit wunderschönen Bildern ein.

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So sympathisch sein Titelheld, so überzeugend das Konzept des Jungfilmers: "Ich wollte eine Figur zeichnen, die verletzlich und stark zugleich ist. Ich weiß, dass sich viele queere Menschen in Polen damit identifizieren können. Mit dieser Geschichte möchte ich ihnen meinen Tribut zollen – und ein wenig Hoffnung geben, denn Hoffnung können wir in Polen gerade sehr gut gebrauchen können."

"Elefant" ist eine bewegende Bauern-Lovestory vor der Naturkulisse eines EU-Landes, gegen dessen toxische Toleranz-Intoleranz solche Filme sich tatsächlich als aufklärerisches Gegenmittel erweisen können. Zumindest einen kleinen, notwendigen Hoffnungsschimmer geben.

Infos zum Film

Elefant. Drama. Polen 2022. Regie: Kamil Krawczycki. Cast: Jan Hrynkiewicz, Pawel Tomaszewski, Ewa Skibinska, Ewa Kolasinska, Wiktoria Filus, Maciej Kosiacki, Michal Pawlik. Laufzeit: 93 Minuten. Sprache: polnische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. FSK 12. Verleih: Salzgeber. Kinostart: 24. August 2023. Im gesamten August bereits in der Queerfilmnacht
Galerie:
Elefant
8 Bilder
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