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Staatshomophobie
"Don't say gay": Shakespeare ist jetzt zu queer für Floridas Schulen
Das "Homo-Propaganda"-Gesetz treibt in Florida seltsame Blüten: Schulen schränken nun sogar den Zugang der Schüler*innen zu Klassikern von William Shakespeare ein.

Für Schulen in Florida ist William Shakespeare nun auf einer Ebene mit Schwulenpornos (Bild: Books18 / flickr)
- 9. August 2023, 10:33h 2 Min.
Seit gut einem Jahr gilt in Floridas Schulen das sogenannte "Don't say gay"-Gesetz, das Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in Grundschulen verbietet. Erst im April diesen Jahres wurde das Verbot verschärft.
Jetzt wirkt sich das Gesetz immer mehr auf die Schulen aus: Im Schulbezirk Hillsborough County, der auch die Großstadt Tampa umfasst, dürfen deshalb fortan keine kompletten Werke von William Shakespeare (1564-1616) mehr an Schulen gelesen werden. Lediglich Auszüge seien erlaubt, teilte der Schulbezirk am Dienstag mit. Zensiert werden müssten alle Werke, die "Pornografie oder obszöne Darstellung sexuellen Verhaltens zeigen", hieß es. Künftig sei es nur noch erlaubt, bestimmte Auszüge aus Shakespeare-Stücken wie "Ein Sommernachtstraum" oder "Romeo und Julia" im Unterricht zu lesen.
Viele Werke des britischen Dramatikers behandeln sexuelle Identität oder zeigen Aufbegehren gegen traditionelle Geschlechterrollen. Zu Lebzeiten Shakespeares traten etwa nur männliche Schauspieler auf – und schlüpften dabei in Frauenrollen; so etwas ist inzwischen in einem separaten Gesetz in Florida verboten worden, wenn Kinder oder Jugendliche im Publikum sitzen (queer.de berichtete).
"Die Welt lacht uns aus"
Kritik an der Entscheidung kommt von Lehrer*innen: Gegenüber der Zeitung "Tampa Bay Times" zeigte sich Joseph Cool, der an der Gaither High School unterrichtet, geschockt über die neuen Regeln: "Ich denke, der Rest Landes – nein, der Welt – lacht uns aus", so Cool.
Die neue Gesetzgebung hat bereits zu bizarren Veränderungen in den Schulen Floridas geführt. So wurde eine Graphic Novel über Anne Frank an Schulen verboten, weil sie darin auch Interesse am weiblichen Geschlecht äußert (queer.de berichtete). Auch Michelangelos weltbekannte Statue "David" ist im Unterricht tabu: Weil David keine Kleidung trägt, sei seine Darstellung "pornografisch" (queer.de berichtete).
Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat Queerfeindlichkeit in den letzten Jahren zu einem seiner Markenzeichen gemacht – damit möchte er im republikanischen Vorwahlkampf punkten, um gegen Donald Trump zu bestehen (queer.de berichtete). Wegen dieser Politik sprach der größte LGBTI-Verband des Landes, die Human Rights Campaign, vor einigen Monaten eine Reisewarnung für den gesamten Bundesstaat Florida aus (queer.de berichtete). (dk)















