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"Explizite Segregation"
dgti: Schwimm-Weltverband macht trans Athlet*innen "zu Menschen zweiter Klasse"
Queere Organisationen halten die Entscheidung von World Aquatics, trans Frauen in einer Sonderkategorie antreten zu lassen, für diskriminierend.

Queere Organisationen finden die "Segregation" von trans Schwimmerinnen falsch (Bild: Simon_sees / flickr)
- 17. August 2023, 13:45h 2 Min.
Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) und der Lesben- Schwulenverband in Deutschland (LSVD) haben die angekündigte Einführung einer "offenen Kategorie" für trans Frauen bei Schwimmwettbewerben scharf kritisiert. Damit würden trans Personen noch mehr ausgeschlossen als zuvor.
World Aquatics hatte am Mittwoch die neue Geschlechtskategorie vorgestellt. Der Welt-Schwimmverband bezeichnete diese Änderung – ebenso wie der Deutsche Schwimm-Verband – als "bahnbrechend" (queer.de berichtete).
/ WorldAquaticsOPEN CATEGORY DEBUTS AT THE BERLIN SWIMMING WORLD CUP 2023.
World Aquatics (@WorldAquatics) August 16, 2023
The open category will spotlight races in the 50m and 100m distances across all strokes, with the possibility of introducing additional events https://t.co/tENItvWJFR
Das beurteilt die dgti ganz anders: "Die Einsetzung der Kategorie sehen wir weder als inklusiv noch als bahnbrechend an", erklärte dgti-Sprecherin Jenny Wilken am Mittwoch. "Denn so wird der Eindruck geschaffen, dass trans* Frauen keine Frauen seien und trans* Männer keine Männer." Mit der "expliziten Segregation" von trans, inter und nichtbinären Menschen werde keine Wertschätzung von Vielfalt geschaffen. "Inklusion muss bedeuten, es zu ermöglichen, von Anfang an ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein. Durch diesen Ausschluss werden wir zu Menschen zweiter Klasse kategorisiert."
LSVD: Outing-Zwang ist gefährlich
Ähnlich argumentierte LSVD-Bundesvorstandsmitglied Mara Geri: "Vor allem trans* Frauen wird damit ihre Geschlechtlichkeit abgesprochen, da sie nicht mit allen anderen Frauen in den Wettkampf starten können. Wir befürchten, dass vor allem trans* Athlet*innen sich jetzt öffentlich outen müssen", so Geri. Dies könne sehr gefährlich sein, etwa bei der Schwimm-WM nächstes Jahr im katarischen Doha. "Wenn trans* Sportler*innen sich im nächsten Jahr in Katar outen müssen, weil sie in der offenen Kategorie starten, stellt das eine massive Gefahr dar. Human Rights Watch hat in der Vergangenheit auf diverse Fälle von Misshandlung und Gewalt gegen queere Menschen durch den Staat Katar hingewiesen."
Außerdem kritisierte die Aktivistin, dass es zu kurz gegriffen sei, "die reine Geschlechtlichkeit als einzige Kategorie in Schwimm-Wettkämpfen heranzuziehen". So gebe es beispielweise bei den Männern Sportler, "die über ihre Körpergröße oder Armlänge gegenüber anderen Sportlern einen Vorteil haben". Zudem verwies sie auf eine Studie aus dem Jahr 2021, laut der sich nach zwei Jahren Hormontherapie die Leistungen von trans Frauen denen von cis Frauen anglichen (queer.de berichtete). (dk)














