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Berlin
Verdächtiger in Brandanschlag auf Homosexuellen-Mahnmal für weitere Taten verantwortlich?
Hat der 63-jährige Verdächtige nicht nur homosexuellenfeindliche und antisemitische Taten verübt, sondern auch muslimfeindliche? Dem gehen die Ermittler*innen in Berlin nach.

Der Verdächtige soll am Samstag einen Brandanschlag auf das Berliner Denkmal für die vom NS-Regime verfolgten und ermordeten Homosexuellen verübt haben (Bild: Times / wikipedia)
- 18. August 2023, 14:19h 2 Min.
Nach der Verhaftung eines 63-Jährigen wegen queerfeindlicher und antisemitisch motivierter Taten in der Bundeshauptstadt prüfen die Ermittler*innen einen möglichen Zusammenhang zu weiteren Vorfällen. Ob dazu auch Vorgänge an Moscheen in Kreuzberg und Neukölln gehören, konnte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin am Freitag nicht sagen. Dort waren am 10. und 11. August jeweils Hetzplakate aufgehängt worden, wie der Verein "Ohne Unterschiede – für einen fairen Umgang mit Muslimen" mitteilte.
Sie entsprächen dem Duktus der Botschaften bei den anderen Taten und seien mit demselben Namen unterzeichnet, sagte Martin Germer, Vorstandsvorsitzender des Vereins, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte auf Nachfrage, dass der Name des Unterzeichners mit dem bei anderen Vorfällen identisch sei.
Beide Moscheevereine haben nach eigenen Angaben Anzeige erstattet. Polizei und Staatsanwaltschaft konnten dazu zunächst keine Angaben machen.
Der 63-Jährige war am Dienstag festgenommen worden und befindet sich in Untersuchungshaft (queer.de berichtete). Er soll vergangenen Samstag einen Brandanschlag auf die Bücherbox am Holocaust-Mahnmal "Gleis 17" im Berliner Grunewald verübt und das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Tiergarten angegriffen haben. Nach einem Brandanschlag auf den lesbischen Verein Rad und Tat in Neukölln am Montagfrüh wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen.
Laut Polizei und Staatsanwaltschaft hat er die Taten im Zeitraum von 12. bis 14. August umfänglich eingeräumt. Die Ermittlungen dazu beim Staatsschutz des Landeskriminalamtes laufen noch. Dazu gehöre auch die Prüfung, ob dem Mann weitere Vorfälle zuzuordnen seien. Bekannt ist, dass der Beschuldigte wegen früherer Taten – vor allem Sachbeschädigungen von Wahlplakaten – ins Visier der Ermittlenden geriet. Im vergangenen Mai wurde laut Staatsanwaltschaft wegen sieben solcher Fälle Anklage erhoben.
"Es ist sehr gefährlich, allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen"
Die beiden Künstler, die das Homosexuellen-Mahnmal geschaffen haben, appellieren unterdessen an die Öffentlichkeit, die Tat nicht zu hoch zu hängen: "Bei den letzten Vandalismus-Akten an der Gedenkstätte stellte sich heraus, dass ein und dieselbe Person hinter den Anschlägen steckte – jemand, der offenbar mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte", so Michael Elmgreen und Ingar Dragset gegenüber "Monopol". "Es ist sehr gefährlich, allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen, und wir ziehen es vor, die Aktionen als Tat einer einzelnen Person und nicht als Symptom der öffentlichen Meinung zu betrachten." (dpa/dk)













