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Autobiografie
Über die Suche nach Identität und Selbstintegration
Im autobiografischen Essay "Sonne und Stahl" spricht Yukio Mishima von der Beziehung zu seinem eigenen Körper, den er erst zu schätzen lernte, als er begann, sich mit Bodybuilding und Kampfsport zu befassen.

Symbolbild: In seinem autobiografischen Spätwerk "Sonne und Stahl", reflektiert Mishima die Beziehung zum eigenen Körper (Bild: Bakr Magrabi / Pexels)
- 21. August 2023, 05:24h 2 Min.
Yukio Mishima (1925-1970) gilt als einer der bedeutendsten und meistübersetzten Autoren Japans. Er wurde nicht nur durch seinen Roman "Bekenntnisse einer Maske", sondern auch durch seinen Selbstmord 1970 weltbekannt. Damals hatte er in Tokio in einer theatralischen Aktion einen Putsch zugunsten des japanischen Kaisers ausgerufen und dann vor aller Augen Harakiri begangen.
In seinem autobiografischen Spätwerk "Sonne und Stahl", das 1968 als Gesamttext veröffentlicht wurde, reflektiert Mishima vor dem Hintergrund seiner intellektuellen, spirituellen und physischen Entwicklung insbesondere die Beziehung zum eigenen Körper, zu dem er erst in seiner zweiten Lebenshälfte durch obsessives Training in Bodybuilding und Kampfkunst sowie einer Episode beim japanischen Militär einen positiven Bezug entwickeln konnte.
Mittels einer eigenwillig subversiven und elektrisierend poetischen Metaphorik lässt er uns teilhaben an seiner Verwandlung vom "Mann der Worte" zum "Mann der Tat." In dieser paradoxen Verfassung kreiert er, den parasitären Worten zum Trotz, eine mystische Sprache des Körpers, um seine persönliche "Fleischwerdung des Logos" zu inszenieren.
Über die Suche nach Identität und Selbstintegration

"Sonne und Stahl" ist als gebundenes Buch und E-Book im Mitteldeutschen Verlag erschienen
"'Sonne und Stahl' ist eine Darstellung meines fast schicksalhaften dualistischen Denkens und eine Erzählung über die physiologische Notwendigkeit, dualistisches Denken zu entwickeln", sagte Yukio Mishima über seinen autobiografischen Essay, das jetzt auf Deutsch im Mitteldeutschen Verlag erschienen ist. Im Gegensatz zu seinen vorherigen Werken erlangte das Buch erst nach Mishimas gescheitertem Putschversuch und dem anschließenden Selbstmord (Seppuku) seinen Rang als bedeutendes Vermächtnis.
"Sonne und Stahl" (Amazon-Affiliate-Link ) gilt als Pendant zu Mishimas semi-autobiografischem Roman "Bekenntnisse einer Maske", mit dem er 1949 als junger Autor über Nacht bekannt wurde. Die "Sonne und der Stahl" des Titels selbst sind Symbole für den Kult der freien Luft bzw. für die Gewichte, die beim Bodybuilding verwendet werden. Auf einer anderen Ebene erörtert Yukio Mishima die Beziehung zwischen Handlung und Kunst und insbesondere seine eigene, hoch entwickelte Kunst. Auf einer persönlicheren Ebene ist es ein Bericht über die Suche eines Einzelnen nach Identität und Selbstintegration.
Der Band ist ein Beispiel dafür, wie aus einer sehr individuellen Beschäftigung eine tiefgründige Lebensphilosophie entstehen kann, die den Schriftsteller bis zu seinem Lebensende begleiten sollte. (dd/pm)
Yukio Mishima: Sonne und Stahl. Autobiografischer Essay. 136 Seiten. Aus dem Japanischen von Sabine Mangold. Mitteldeutscher Verlag. Halle (Saale) 2023. Gebundene Ausgabe: 20 € (ISBN 978-3-96311-731-2), E-Book: 15,99 €
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