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Ruhrgebiet
Dortmund: Anwohner reagieren auf CSD mit "Hitlergruß" – Anzeige
Rechte Provokationen beim Christopher Street Day in Dortmund: Weil zwei außenstehende Personen der queeren Demoparade den "Hitlergruß" zeigten, schritt die Polizei ihn. Ihnen drohen nun bis zu drei Jahre Haft.

An der Demoparade zum 25. CSD in Dortmund beteiligten sich am Samstag rund 5.000 Menschen (Bild: Roland Schnelle / SLADO)
- 4. September 2023, 04:17h 3 Min.
Am Samstag haben rund 5.000 Menschen beim 25. CSD Dortmund friedlich für die Rechte queerer Menschen demonstriert. Dabei kam es nach Angaben der Veranstalter*innen und der Polizei zu Störungen. So reagierten gleich zwei Anwohner mit einem "Hitlergruß" auf die Demoparade. "Die Polizei konnte die Personen identifizieren und fertige hierzu jeweils eine Strafanzeige", heißt es dazu im Polizeibericht. Nach § 86a des Strafgesetzbuches drohen beim "Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen" bis zu drei Jahre Haft.
Bereits im vergangenen Monat wurde beim CSD in Weißenfels von Störern aus der Neonaziszene der "Hitlergruß" gezeigt (queer.de berichtete).
CSD stand unter dem Motto "Gemeinsam weiter"
Der CSD Dortmund stand in diesem Jahr unter dem Motto "Gemeinsam weiter". Erstmals wurde die Demonstration von einem FLINTA*-Block angeführt, der von der Dortmunder Gruppe TransAction mitorganisiert wurde. Ziel war es, auf die besonders vulnerable Lage dieser Menschen hinzuweisen.
Moritz Heller vom CSD-Team kritisierte bei der Abschlusskundgebung insbesondere den aktuellen Entwurf des Selbstbestimmungsgesetzes: "Angefangen von einem aufgeweichten Offenbarungsverbot über eine dreimonatige Wartezeit hin zu Regelungen wie der Aussetzung der Änderung im Spannungs- und Kriegsfall und der pauschalen Weiterleitung des Nachnamens, des Deadnames, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, bisheriger und neuer Geschlechtseintrag sowie der Adresse an den gesamten Sicherheitsapparat der Bundesrepublik. Und das, ohne dass die betroffene Person hierzu jemals straffällig geworden sein müsste." Er forderte außerdem, dass die queere Community ihre eigenen Räume für Menschen öffnet, die von weiteren Formen der Diskriminierung wie Rassismus betroffen sind.
Auch Ministerin beim CSD dabei
Auf der CSD-Bühne auf dem Friedensplatz würdigte NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul (Grüne) den Einsatz queerer Aktivist*innen für gleiche Rechte. "Wie in Dortmund sind die CSD in vielen Städten und Gemeinden in NRW aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken", sagte Paul. "Sie schaffen niedrigschwellige Begegnungsräume für Menschen aller sexuellen und geschlechtlichen Identitäten und auch einen öffentlichen Raum, in dem queere Zivilgesellschaft und Community sichtbarer und selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Straßenfeste, Demonstrationen und Paraden sind zudem längst zu Veranstaltungen der Gesamtgesellschaft geworden."

Ministerin Josefine Paul auf dem CSD-Straßenfest (Bild: Roland Schnelle / SLADO)
Der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) betonte in seiner Ansprache den Einsatz der Stadt für queere Menschen "Dortmund ist eine weltoffene und tolerante Stadt. Wir fragen nicht danach, wo jemand herkommt, wer du bist oder wen du liebst." Er kündigte an, dass ein Aktionsplan zur Förderung der Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt entwickelt wurde, der demnächst dem Rat der Stadt vorgelegt werden soll. "Damit arbeiten wir daran, dass wir gemeinsam als Stadtgesellschaft vorankommen."
25 Jahre SLADO
SLADO, der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine in Dortmund, veranstaltete den CSD Dortmund zum 25. Mal. Zugleich wird der Verband 25 Jahre alt. "Seit einem Vierteljahrhundert ist SLADO die Stimme der Dortmunder Community", sagt Paul Klammer, Geschäftsführer des Verbands. "Gemeinsam haben wir viel erreicht. Aber es bleibt noch viel zu tun. Noch immer erleben queere Menschen in Dortmund Diskriminierung und Gewalt. In Unternehmen, bei Behörden und im Alltag erhalten queere Menschen nicht immer den gleichen Respekt wie Heteros und cisgeschlechtliche Menschen. Noch immer bleiben ihnen Türen verschlossen. Wir arbeiten weiter daran, dass sich das ändert. Der kommende Aktionsplan der Stadt ist dafür ein sehr wichtiges Werkzeug."
Beim Straßenfest auf dem Friedensplatz zählten die Veranstalter*innen über den Tag 7.000 Besucher*innen. Die Veranstaltung verlief friedlich, die Stimmung war ausgelassen. "Wir haben im Vorfeld viel Zeit und Mühe investiert, um den CSD zu einem sicheren Ort für queere Menschen zu machen", sagte Janina Oliver-Daumen von SLADO. "Unser Konzept ist aufgegangen. Der 25. CSD Dortmund war ein großer Erfolg, auch wenn wir nicht die Besucher*innenzahlen der vorangegangenen Jahre erreicht haben." (cw/pm)















