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Ab Donnerstag im Kino
Lesbischer Flirt bei der Vergangenheitsbewältigung
Kerstin paddelt alleine und im Kreis über die Mecklenburgische Seenplatte. Sie trifft die forsche Alima, die ihre Reise unverhofft verändert: "Alaska" ist ein ambitioniertes Drama, zurecht ausgezeichnet – und überhaupt nicht massentauglich.

Alima (Pegah Ferydoni, re.) stellt der paddelnden Einzelgängerin Kerstin (Christina Große) endlich die richtigen Fragen (Bild: missingFILMs)
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6. September 2023, 12:04h 3 Min.
Kajak fahren muss meditativ sein. Zumindest sieht es ganz danach aus, wenn Kerstin über die Mecklenburgische Seenplatte gleitet, das Wasser glatt wie ein Spiegel, nur unterbrochen von ihrem Paddeln, gleichmäßig abwechselnd links und rechts. Die Region ist traumhaft schön mit ihrer unberührten Natur, gleichzeitig idyllisch, trist und ein Tourismus-Hotspot. Ein widersprüchlicher und damit prädestinierter Ort für die Geschichte der 45-Jährigen.
15 Tage ist es her, dass ihr Vater gestorben ist. Bis zuletzt lebte Kerstin mit ihm zusammen, keine Spur von einer Mutter oder Partner*in. Jetzt paddelt sie auf der Mecklenburgischen Seenplatte, dem Ort ihrer Kindheit, immer im Kreis. Es ist ein Akt der Vergangenheitsbewältigung, der wirkt wie die Suche nach und die Flucht vor sich selbst zugleich. Doch das ist problematisch.
Großes Drama um Geld

Poster zum Film: "Alaska" startet am 7. September 2023 bundesweit im Kino
Max Gleschinski teilt seinen zweiten Film "Alaska" in vier etwa gleich lange Kapitel. Die Kapitel sind mehr als Sinnabschnitte, mit ihnen verändern sich der Fokus und die Nebenfiguren genau wie die Stimmung des Dramas. Zwischenzeitlich deutet sich gar etwas Mysteriös-Thrillerhaftes an, als ein junger Mann – der sich als ihr Neffe entpuppt – möglichst vage verkündet, dass "diese Frau meine Familie betrogen" habe. Er, Sören, beginnt mit seinen Eltern nach Kerstin zu suchen, doch die entkommt.
Die Genre-Erweiterung flacht jedoch recht schnell wieder ab. Kerstins Bruder, dessen Frau und Sören holen Kerstin und damit ihre Vergangenheit an einem Campingplatz ein. Der große Familienbetrug dreht sich tatsächlich lediglich um Geld. Schade.
Mit Alima ist alles anders
Eigentlich wäre Kerstin (ganz wunderbar facettenreich gespielt von Christina Große) lieber alleine geblieben. Sie meidet Tourist*innen ganz offensichtlich, geht ihnen und so manchem nett gemeinten Annäherungsversuch bestimmt aus dem Weg. Doch dann taucht Alima (Pegah Ferydoni) auf, und alles ist anders. Da besteht ganz schnell eine gegenseitige Anziehung, die nicht immer nachvollziehbar oder motiviert ist, aber so ist das eben mit der Anziehung.
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"Alaska" gewann den diesjährigen Max-Ophüls-Preis für den besten Spielfilm. Zurecht, denn das ambitionierte Drama hat viel, was auf Festivals gut ankommt: eine klare visuelle Linie (Kamera: Jean-Pierre Meyer-Gehrke) in einer poetischen Landschaft und eine anspruchsvolle Story, die im Vagen und Andeutungshaften bleibt, dazu eine deutliche symbolische Ebene, etwa die Kröte, die nicht immer zu entschlüsseln ist.
Doch selbst für Arthouse-Publikum könnte der Film zu verkopft, träge, wenig lebhaft sein. Die Geschichte von Kerstin wirkt stellenweise konstruiert, auch weil wir so wenig über sie erfahren, das Drama mit ihrem Bruder übertrieben. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit eine Figur, über die wenig bekannt ist und wird, zur Identifikation einlädt.
Alaska. Drama. Deutschland 2023. Regie: Max Gleschinski. Cast: Christina Große, Pegah Ferydoni, Karsten Antonio Mielke, Milena Dreißig. Laufzeit: 124 Minuten. Sprache: deutscher Originalfassung. FSK 6. Verleih: missingFILMs. Kinostart: 7. September 2023
Links zum Thema:
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