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Appell
Fast 70 Firmen fordern Einführung der Ehe für alle in Tschechien
In Tschechien aktive Unternehmen beklagen, dass das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben dem Land teuer zu stehen kommt.

Auch der tschechische Automobilhersteller Škoda fordert den Regierungschef auf, endlich die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen (Bild: David Davies / flickr)
- 6. September 2023, 14:36h 2 Min.
Fast 70 Firmen haben den tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala aufgefordert, sich für eine baldige Einführung der Ehe für alle in dem EU-Mitgliedstaat einzusetzen. Zu den Unterzeichnenden des offenen Briefes zählen Vertreter*innen bekannter Unternehmen wie Amazon, Coca-Cola, Ikea, Škoda und T-Mobile. Veröffentlicht wurde das Schreiben am Mittwoch auf den Internetseiten von Vodafone.
"Als Arbeitgeber behandeln wir alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gleich", heißt es darin. Die Einführung der Ehe für alle, also die völlige Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften, könne neue Talente anlocken und ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen. Die Ungleichbehandlung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans Personen koste die tschechische Wirtschaft jährlich umgerechnet bis zu anderthalb Milliarden Euro, hieß es weiter. Ein Grund für die Kosten sei etwa die niedrigere Produktivität von diskriminierten Gruppen.
Gesetzesvorlage steckt im Parlament fest
Eine Gesetzesvorlage, welche die Ehe für alle ermöglichen würde, passierte Ende Juni die erste Lesung im Abgeordnetenhaus in Prag (queer.de berichtete). Doch seither geht es nicht voran, eine Mehrheit für eine Verabschiedung der Novelle scheint nicht sicher. Heute können gleichgeschlechtliche Paare in dem Land mit 10,5 Millionen Einwohner*innen nur eine eingetragene Partnerschaft eingehen.
Tschechien zählt zu den relativ queerfreundlichen EU-Ländern des ehemaligen Ostblocks: Laut einer Eurobarometer-Umfrage von 2019 sprechen sich 57 Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass Schwule, Lesben und Bisexuelle die gleichen Rechte erhalten sollten wie Heterosexuelle. Die Akzeptanz lag damit höher als in den Nachbarländern Polen (49 Prozent) und Slowakei (31 Prozent). An die Werte von Ländern wie Schweden (98 Prozent) oder Deutschland (88 Prozent) kommt Tschechien hingegen nicht heran. (dpa/dk)















