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"Weil ich es will"

Neues Buch: Die Ex-Gay-Bewegung wirbt weiter für "Homo-Heilung"

Seit drei Jahren gibt es ein Teilverbot von sogenannten "Konversionstherapien". Doch Befürworter*innen dieser Praxis sind nach wie vor in Deutschland aktiv – auch im Buchladen um die Ecke.


Auch der größte Buchhändler in Deutschland verbreitet das Buch, dass Homos in Heteros verwandeln soll (Bild: amazon.de)

Ein dieses Monat erschienenes Buch wirbt dafür, dass Homosexuelle ihre gleichgeschlechtlichen Gefühle unterdrücken sollen: In "Weil ich es will: Homosexualität. Wandlungen. Identität. 39 Lebensberichte" werden homosexuelle Menschen, "die ihren homoerotischen Gefühlen nicht das letzte Wort über ihren Lebensstil geben möchten". Gleichgeschlechtliche Beziehungen werden dort etwa als zwanghaft und als Verstoß gegen den christlichen Glauben beschrieben.

In dem Buch wird zudem behauptet, dass die wahren Unterdrückten jene Homosexuellen seien, "die sich nach Veränderung ihrer Gefühle sehnen". Sie hätten es heute schwer, "repressionsfrei Gehör zu finden".

Herausgeber des Buches ist Markus Hoffmann, der in der queerfeindlichen Bewegung ein alter Bekannter ist: Er ist seit Jahren für die evangelikale Organisation Wüstenstrom aktiv, die Homosexualität nicht als integralen Bestandteil der Persönlichkeit, sondern als therapierbares Symptom ansieht. Der Verein ist inzwischen umbenannt worden – und heißt euphemistisch "Institut für dialogische und identitätsstiftende Seelsorge und Beratung" (IdiSB).

Ex-Gay-Bewegung nach wie vor aktiv

Derartige Organisationen sind Teil der sogenannten Ex-Gay-Bewegung, die für die "Heilung" von Schwulen, Lesben und auch trans Personen wirbt. Auch nach dem Teilverbot von "Homo-Heilung" im Jahr 2020 versucht diese Bewegung in Deutschland nach wie vor, queere Menschen davon zu überzeugen, ihre Identität zu unterdrücken.

Vorbild für diese Gruppen war die US-Organisation Exodus International, die fast vier Jahrzehnte lang versucht hat, queeren Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden. Sie wurde 2013 aufgelöst (queer.de berichtete). Exodus-Chef Alan Chambers entschuldigte sich damals für seine Arbeit: "Es ist eigenartig, jemand zu sein, der selbst durch die kirchliche Behandlung der LGBT-Community geschädigt wurde, aber gleichzeitig jemand zu sein, der sich dafür entschuldigen muss, dass er Teil dieses ignoranten Systems war." Zuvor hatte es immer wieder Fälle gegeben, in denen scheinbar "geheilte" Homosexuelle "Rückfälle" hatten (queer.de berichtete).

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BZgA: Heilungsversuche nach wie vor weit verbreitet

Die Probleme mit "Homo-Heilung" sind dabei heute nicht überwunden, ganz im Gegenteil: Erst im Juni hatte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) davor gewarnt, dass sogenannte Konversionstherapien zur "Heilung" von Homosexualität und Transidentität nach wie vor in Deutschland virulent seien (queer.de berichtete). Demnach wurden bei einem Drittel von befragten queeren Menschen Handlungen vorgeschlagen, um ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität zu "ändern" beziehungsweise zu unterdrücken. Oft würden diese "Angebote" nicht gleich erkannt, so die BZgA: "Denn sogenannte Konversionsbehandlungen verstecken sich häufig hinter pseudo-wissenschaftlichen Begriffen und Anbietende solcher Behandlungen treten anfänglich oft sehr freundlich und verständnisvoll auf."

Medizinische Verbände wie der Weltärztebund haben bereits wiederholt festgestellt, dass Homosexualität oder Geschlechtsidentität nie "geheilt" werden könne, da diese Merkmale keine Krankheit sei. Vielmehr würden Menschen durch die "Behandlung" in die Depression oder den Suizid getrieben.

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