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Niedersachsen
Gegen "LGBTQ-Themen": AfD will Sexualaufklärung einschränken
Die niedersächsische AfD behauptet, Kinder vor sexuellen Missbrauch schützen zu wollen – deswegen sollen queere Menschen an Schulen künftig unsichtbar gemacht werden.

Nach dem Willen der AfD sollen Kinder und Jugendliche in einer Welt aufwachsen, in der queere Menschen nicht existieren (Bild: Gays With Kids)
- 11. September 2023, 13:04h 2 Min.
Die AfD im niedersächsischen Landtag will die Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen erschweren und insbesondere queere Themen beschränken. Der Antrag (PDF) wird am Freitag auf der Tagesordnung des Landesparlaments in Hannover stehen.
"Frühsexualisierung" soll demnach tabu sein an Schulen – mit diesem Kampfwort wird in der AfD oft jegliche Erwähnung der Existenz queerer Menschen umschrieben. Konkret verlangt die Fraktion in ihrem Antrag, dass an Schulen sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen Buchlesungen untersagt werden, "die sich mit LGBTQ-Themen befassen und von Kindern- und Jugendlichen als verstörend aufgefasst werden können, wie z. B. von sogenannten Dragqueens oder Transgenderpersonen". Zudem fordert die AfD unter anderem, "jegliche Fördermittel" zu streichen, die zur "Propagierung" von "LGBTQ-Themen in Bezug auf Kinder- und Jugendliche" genutzt würden. Mit Schritten wie diesen solle ein "wirksamer Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch" erreicht werden.
AfD-Fraktionschef Stefan Marzischewski-Drewes behauptete laut dpa, dass seine Fraktion nicht gegen Sexualerziehung sei. Kleine Kinder würden aber verwirrt, ob sie Jungen oder Mädchen sind, und homosexuelle Minderheiten würden instrumentalisiert, um Kinder "umzuerziehen". Letzten Monat hatte Marzischewski-Drewes noch in einem NDR-Interview behauptet, dass "Transgender-Personen" gar nicht existierten (queer.de berichtete).
Ähnliche Initiativen in anderen Ländern
In mehreren Ländern macht die AfD bereits seit längerem Stimmung gegen die Sichtbarkeit von queeren Menschen an Bildungseinrichtungen. So warnte die AfD im sächsischen Landtag Ende Mai vor "Transen an Schulen" (queer.de berichtete). Letztes Jahr versuchte die AfD in Hessen zu erreichen, dass die Akzeptanz von queeren Menschen künftig an Schulen kein Bildungsziel mehr sein soll (queer.de berichtete). Alle demokratischen Parteien widersprachen im Landtag jedoch diesen Forderungen.
In Brandenburg hatte die Zunahme rechtsextremistischer und auch homophober Vorfälle bereits im Frühjahr zur Veröffentlichung eines Brandbriefes von Lehrer*innen geführt (queer.de berichtete). Zuletzt rief Landesbildungsminister Steffen Freiberg (SPD) Lehrpersonal zur Zivilcourage auf (queer.de berichtete). Die AfD-Parlamentsgeschäftsführer erklärte hingegen, seine Fraktion sehe Rechtsextremismus "nicht als strukturelles Problem in diesem Land" an. (dk)
