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"Wegweiser aus dem Transgenderkult"

Prüfstelle indiziert Anti-Trans-Handreichung

Transfeindliche Aktivist*innen verstärkten zuletzt ihre Bemühungen um die Verhinderung von Transitionen. Jetzt erleiden sie einen Rückschlag: Eine gefährliche Broschüre der Initiative "Lasst Frauen sprechen" wird indiziert.


Das Titelblatt der Anti-Trans-Handreichung (Bild: Screenshot)

Die Prüfstelle für jugendgefährdende Medien der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz hat die Anti-Trans-Broschüre "Wegweiser aus dem Transgenderkult" in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen. Das erfuhr queer.de von der Pressestelle des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem die in Bonn sitzende Prüfstelle zugeordnet ist.

Grund für die Indizierung der 48-seitigen Handreichung der Inititative "Lasst Frauen sprechen" ist nach Angaben der Prüfstelle "vor allem die diskriminierende Wirkung der Broschüre". Demnach legt sie Eltern ein mehrstufiges Handlungskonzept zum Umgang mit ihren transgeschlechtlichen Kindern nahe, das auf der These basiere, dass sie sich in einem "negativ konnotierten kultischen Umfeld bewegten, aus dem sie herausgelöst werden" müssten.

Heftchen mit diskriminierender Grundannahme

Die Prüfstelle ist zu der Auffassung gekommen, dass sich Kinder und Jugendlichen, die sich als transgeschlechtlich verstehen oder sich die Frage danach stellen, nach Darstellung der Broschüre in Wahrheit einem "Transgenderkult" verfallen seien. Der betreibe "Gehirnwäsche" an ihnen.

"Die Prüfstelle sieht in der Broschüre eine diskriminierende Wirkung zulasten minderjähriger trans* Personen. Die Tatsache, dass Transsexualität Bestandteil einer Persönlichkeit sein kann, wird nach Auffassung des Gremiums negiert. Die diskriminierenden Grundannahmen der Broschüre können geeignet sein, den sozialen Achtungsanspruch trans* Jugendlicher zu mindern und diskriminierendes Verhalten Dritter hervorzurufen", teilt hierzu der Leiter des Pressereferats des Ministeriums, Hanno Schäfer, mit.

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Im Rahmen der vorzunehmenden Grundrechtsabwägung überwiege der Jugendschutz. Vor der Beratung hatten die Urheberinnen der Broschüre sowie ihr Anwalt Gelegenheit zur Stellungnahme und Diskussion mit dem Gremium. Die ausführliche Entscheidungsbegründung der Prüfstelle soll "in den kommenden Wochen" folgen.

Das Heft enthält Kapitelüberschriften wie "Wie deprogrammiere ich ein Kind, das im Transgenderkult gefangen ist?", Aufforderungen wie "Beginne eine Kampagne, um die Effekte der Kultgehirnwäsche rückgängig zu machen!" oder "Führe sie in Radikalfeminismus ein und zeige ihr, dass Unbehagen mit Geschlechterrollen nicht bedeutet, dass du dich körperlich verändern musst" sowie Beispiel-Ansagen wie "In diesem Haus wirst du bei deinem Namen und richtigen Pronomen genannt!"

Eine Indizierung ist kein Verbot. Publikationen auf dem Index der jugendgefährdenden Medien dürfen im Handel nicht frei ausgelegt und nur an Personen über 18 Jahren abgegeben werden. Zudem besteht ein Werbeverbot. Die Broschüre ist auf der Webseite der verantwortlichen Gruppierung weiterhin zu beziehen.

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Autorinnen beklagen Zensur, kündigen Widerstand an

Für Idee, Text und Gestaltung werden in dem Heft Stefanie Bode und Rona Duwe genannt. "Eine Broschüre der Initiative 'Lasst Frauen sprechen'" ist die Seite mit den Angaben überschrieben. Die "Gender Critical"-Aktivistin Duwe kündigte auf dem Kurznachrichtendienst "X" bereits an, gegen die Entscheidung juristisch vorgehen zu wollen. "Wir werden vor dem Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung vorgehen", ließ sie wissen.


Seite aus "Wegweiser aus dem Transgenderkult"

"Was auf uns zurollt, ist den wenigsten bewusst" warnte die Transfeindin. Der Vorgang zeige "ein weiteres Mal, dass in Deutschland nur noch EIN Erklärungsmodell für das Gefühl von Minderjährigen, im falschen Körper geboren zu sein, zugelassen werden soll und nur EINE Lösung vorgeschlagen wird." Eltern würden "zu einer dauerhaften psychischen und körperlichen Schädigung ihrer Kinder im Körper- und Geschlechtskonflikt" nunmehr "KEINE Alternativen aufgezeigt", wenn die Broschüre tatsächlich auf den Index gesetzt werde – ganz so, als ließe sich Transgeschlechtlichkeit irgendwie einfach aussitzen.

Zuletzt war durch eine investigative Recherche mit einem falschen transgeschlechtlichen Jugendlichen bei dem Portal "Kein Mädchen" herausgekommen, wie manipulativ katholische transfeindliche Aktivist*innen bei der Verhinderung von Transitionen Jugendlicher teilweise vorgehen (queer.de berichtete). Der Fake-Berater von "Kein Mädchen" hatte die vorgespielte Mutter des trans Jugendlichen in einer Mail weitere Medien empfohlen, darunter den "Wegweiser". In der queer.de vorliegenden Mail heißt es zu der Handreichung: "Besonders empfehlen möchte ich Ihnen eine kostenlose Broschüre, die Eltern in Ihrer Situation eine richtige Anleitung bietet zu sämtlichen relevanten Fragen, zum Beispiel, um mit Ihrer Tochter in einem vertrauensvollen Gespräch zu bleiben".

Falko Droßmann, SPD-Queersprecher, warf den Verantwortlichen einen Konversionsversuch vor (queer.de berichtete).