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Chef der Schweizer Bischofskonferenz
Bischof Gmür soll sexuellen Übergriff eines Pfarrers auf 17-Jährigen vertuscht haben
Schwere Vorwürfe gegen den Chef der katholischen Bischofskonferenz in der Schweiz: Er soll einen Täter geschützt haben.

Kurt Koch zum Bischof von Basel gewählt worden (Bild: Bistum Basel) Felix Gmür ist im Herbst 2010 zum Nachfolger von
- 18. September 2023, 15:41h 3 Min.
Schwere Vorwürfe gegen den Basler Bischof Felix Gmür, den Chef der Schweizer Bischofskonferenz: Der 57-Jährige soll sich laut "SonntagsBlick" (Bezahlartikel) 2011 geweigert haben, einen Missbrauchsfall nach Rom weiterzumelden.
Im vorliegenden Fall soll Priester Thomas Pfeifroth (57) den Pfarrer Franz Sabo (69) beschuldigt haben, ihn Anfang der Achtzigerjahre als Siebzehnjährigen im bayerischen Bamberg sexuell missbraucht zu haben. Damals sei Sabo sein Beichtvater gewesen, erklärte Pfeifroth. Er habe den Pfarrer zunächst von seiner Homosexualität in der Beichte erzählt. Kurze Zeit später soll der Pfarrer den Jungen zu sich in die Wohnung eingeladen und ihm Alkohol verabreicht haben. Schließlich sei es zum Sex gekommen. "Das war Missbrauch, ich war minderjährig", erklärte Pfeifroth.
Verjährung rettete offenbar Missbrauchspfarrer
Erst Jahre später zeigte Pfeifroth den Pfarrer an. Die Staatsanwaltschaft hielt Pfeifroths Darstellungen zwar für glaubhaft, stellte das Verfahren aber wegen Verjährung ein. Daraufhin wandte sich Pfeifroth an das Bistum Basel, weil der Pfarrer inzwischen einer Gemeinde im Kanton Basel-Landschaft vorsteht. An Gmür schrieb er laut "SonntagsBlick": "Ich beschuldige Franz Sabo, mich als Minderjähriger und Schutzbefohlener sexuell missbraucht zu haben." Doch Gmür antwortete, dass er kein kirchenrechtliches Strafverfahren einleiten werde. Die nach Kirchenrecht mögliche Aufhebung der Verjährung wolle er in Rom nicht beantragen.
Daraufhin wandte sich Pfeifroth mit Hilfe einer Kirchenrechtlerin selbst an den Vatikan. Dort erfuhr er, dass Gmür Schritte gegen den Pfarrer abgelehnt habe: "Der Bischof von Basel hat die Kongregation auf die Reue des beschuldigten Priesters hingewiesen. Die Kongregation hat den Bischof nun beauftragt, diesem ein angemessenes Bußwerk als Ausdruck dieser Reue aufzuerlegen", sagte der Betroffene. Gmür habe also vom mutmaßlichen Täter nur gefordert zu beichten, wollte den Fall aber nicht kirchenrechtlich untersuchen lassen und habe ihn auch nicht direkt nach Rom weitergemeldet.
Das Bistum Basel wies am Sonntag die Anschuldigungen zurück. Koch habe die Akten an die Glaubenskongregation weitergeleitet, wie es bei Fällen, die sich im Ausland zugetragen hätten, üblich sei. "Auch in diesem Fall hielt sich Bischof Felix Gmür somit an die Urteile der staatlichen und kirchlichen Justiz", so das Bistum. Dem "SonntagsBlick" warf das Bistum vor, Aussagen von Gmür zu "unterschlagen".
Gmür steht nach den Medienberichten unter Druck: Bereits letzten Monat wurde er beschuldigt, dass er sich vor einen Priester gestellt haben soll, der in der Schweiz eine Minderjährige jahrelang missbraucht haben soll, wie die Zeitschrift "Beobachter" (Bezahlartikel) aufdeckte. Eine vor einer Woche veröffentlichte Vorstudie der Universität Zürich über sexuellen Missbrauch in der schweizerischen Kirche kam laut "Watson" zu dem Ergebnis, dass es "schockierende, systematische Probleme in der Kirche" der Schweiz gebe. (cw)
