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Kritik an "Gehirn-Akrobaten"

Heino zum Gendern: "Denen haben sie ins Gehirn geschissen"

Ein Auftritt des Schlagersängers Heino im Sat.1-Frühstücksfernsehen sorgt für Aufregung: Darin zeigte der 84-Jährige, dass er nichts von geschlechtergerechter Sprache hält.


Heino tut im Sat.1-Früh­stücks­fern­sehen seine Abneigung gegen das Gendern kund (Bild: Sven-Sebastian Sajak / wikipedia)

  • 20. September 2023, 08:56h 3 Min.

Heino hat mit einem Interview im Sat.1-Frühstücksfernsehen am Dienstagmorgen für einige Irritationen gesorgt. Seine Ablehnung von geschlechtergerechter Sprache und sein Bestehen auf der Nutzung von Worten, die heute als rassistisch eingestuft werden, führte zu scharfer Kritik in sozialen Medien.

Wörtlich wurde Heino von Moderator Matthias Killing gefragt: "Wie stehst du zum Gendern?" Daraufhin der Schlagersänger empört: "Denen haben sie ins Gehirn geschissen, so wie wir im Rheinland sagen. Ich stehe da überhaupt gar nicht zu", so der 84-Jährige. "Ich werde weiter von der schwarzen Haselnuss singen, ich werde weiter 'Lustig ist das Zigeunerleben' singen. Da lass ich mich von keinem Menschen abbringen. Das ist ein Stück Kulturgut. Das habe ich in den Sechzigerjahren, in der Blütezeit des Beats, wieder populär gemacht. Und das soll auch so bleiben, wie es ist."

Auf Instagram und Co. Kritisierten viele Nutzer*innen die Wortwahl von Heino. Wegen seiner Nutzung des Z-Worts zur Umschreibung von Sinti und Roma wurde ihm auch Rassismus vorgeworfen. Sein Manager Helmut Werner sah aber nichts Verwerfliches daran. Gegenüber express.de argumentierte er mit der auch unter Gegner*innen von Homosexuellen beliebten Verteidigungsstrategie, wonach Heino in dieser Community ja "viele Freunde" habe: "Dass es rassistisch sein soll, wenn Heino singt 'Lustig ist das Zigeunerleben', da muss man auch mal wissen, dass Heino mit vielen Sintis und Romas befreundet ist. Sie sagen alle, dass sie stolz darauf sind. Heino singt hier von ihrer Kultur. Sie sehen hier kein Schimpfwort. Das Schimpfwort sehen nur die Leute, die die Welt verbessern wollen und die sich über irgendwelche Wörter aufregen möchten."

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Heino: "Einige Leute komplett verblödet"

Heino selbst hält jegliche Kritik an seinen Äußerungen für "verblödet": "Wenn man diese Kommentare liest, muss man wirklich glauben, dass einige Menschen komplett verblödet sind", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Welche meiner Aussagen soll denn bitte rassistisch oder sexistisch gewesen sein? Ich bin sicher, dass die Masse der Menschen mich versteht und genau so denkt wie ich." Er sei kein Politiker und freie Meinungsäußerung sei "immer noch ein demokratisches Grundrecht", erklärte er. "Ich lasse mir von ein paar Gehirn-Akrobaten ganz sicher nicht vorschreiben, was ich zu singen oder zu sagen habe. Es kann von mir aus gendern, wer will, ich werde es ganz sicher nicht tun."


Zustimmung für Heinos Äußerungen kommt auch aus der AfD, etwa vom früheren AfD-Fraktionschef in Berlin, Georg Pazderski

Heino hatte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für Kontroversen gesorgt – in den Siebzigerjahren nahm er etwa auf Bitten des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU) alle drei Strophen des Deutschlandliedes auf Schallplatte auf – Filbinger musste 1978 zurücktreten, weil dass frühere NSDAP-Mitglied als Marinerichter im Nationalsozialismus aktiv war und mindestens drei Todesurteile gesprochen hatte. In den Achtzigerjahren tourte Heino trotz eines UN-Embargos durch das Apartheids-Südafrika. 2018 schenkte der Sänger der nordrhein-westfälischen Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) zum ersten NRW-Heimatkongress das von ihm selber eingesungene Musikalbum "Die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder", das auch Songs aus dem SS-Liederbuch enthielt. Jan Delay bezeichnete Heino 2014 als "Nazi"; dagegen ging der Schlagersänger aber gerichtlich vor – Delay musste am Ende 20.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Das Sat.1-Frühstücksfernsehen wurde erst vor wenigen Wochen von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) scharf kritisiert, weil in einem Beitrag transfeindliche Rhetorik ohne journalistische Einordnung übernommen worden sei (queer.de berichtete). Auch das Heino-Interview wurde auf sozialen Medien kritisiert, weil die Sätze des Schlagersängers nicht eingeordnet worden seien. (cw)