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Katholische Kirche
Hunderte Menschen feiern Segnungsgottesdienst vor dem Kölner Dom
Kürzlich maßregelte der Kölner Kardinal Woelki einen Pfarrer, der gleichgeschlechtliche Paare gesegnet hatte. Als Reaktion darauf wurde nun demonstrativ ein Segnungsgottesdienst direkt am Dom abgehalten.

Der spätsommerliche Himmel meinte es noch einmal gut mit den Kölner*innen vor dem Dom (Bild: IMAGO / epd)
- 20. September 2023, 18:51h 3 Min.
Aus Protest gegen Kardinal Rainer Maria Woelki haben am Mittwochabend mehrere katholische Priester und Seelsorger*innen eine Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Kölner Dom zelebriert. Gut 500 Menschen feierten den Gottesdienst mit, schwenkten Regenbogenflaggen und sangen den Beatles-Hit "All You Need Is Love". Zahlreiche schwule und lesbische, aber auch heterosexuelle Paare ließen sich segnen. Viele weinten vor Glück und Ergriffenheit.
Die katholische Amtskirche brandmarkt Homosexualität als Sünde und diskriminiert queere Gläubige. Die Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche in Deutschland hatte im März dieses Jahres allerdings mit großer Mehrheit offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare beschlossen, wie sie in manchen Gemeinden bereits praktiziert wurden (queer.de berichtete). Das letzte Wort in dieser Sache haben allerdings jeweils die Ortsbischöfe, und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unterstützt die antiliberale Haltung des Vatikans.
/ SWeiermann | Eindrücke vom NRW-Korrespondenten des ndHallo aus #Köln. Vor dem Dom hätten wir einmal mehrere hundert Menschen, die einen Segnungsgottesdienst für gleichgeschlechtliche Paare feiern.
Sebastian Weiermann (@SWeiermann) September 20, 2023
Und ein paar Menschen, die das nicht wollen. pic.twitter.com/167Pzr7Mx3
Der Segnungsgottesdienst vom Mittwochabend war eine Reaktion auf die Maßregelung eines Pfarrers aus Mettmann bei Düsseldorf, der im März ebenfalls eine Segensfeier auch für homosexuelle Paare abgehalten hatte (queer.de berichtete). Das Erzbistum Köln hatte ihn dafür gerügt. Dieses Vorgehen hatte eine Welle der Empörung ausgelöst.
Kritik an Woelki und kleine Demo für ihn
Nach dem Gottesdienst sagte Maria Mesrian von der Reformbewegung Maria 2.0, es sei erbärmlich, einen Priester abzumahnen, der die Liebe zwischen zwei Menschen gesegnet habe. Sie erinnerte daran, dass das Erzbistum vor einiger Zeit ein Eisengitter vor dem Südportal des Doms gesegnet hatte. "Gitter und Zäune sind diesen Männern heilig und segenswürdig, die Liebe zwischen Menschen aber nicht", sagte Mesrian. Eine theologische Rechtfertigung dafür gebe es nicht: Im Evangelium finde sich keine einzige Stelle, an der Jesus einen Menschen ausschließe oder abweise.
Der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), nannte den Gottesdienst vor dem Dom ein wichtiges Symbol für die oft geforderte Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche. "Es ist vor allem der kirchlichen Basis zu verdanken, dass sich die Kirche immer weiter öffnet", so Lehmann. "Erzbischof Woelki und der Vatikan hingegen hinken Lichtjahre der gesellschaftlichen Wirklichkeit hinterher." Initiiert hatte den Protest der Münchner Pfarrer Wolfgang Rothe – und mit dem 20. September bewusst des Jahrestag von Woelkis Amtseinführung im Jahr 2014 gewählt.
/ SWeiermannAlles ein bisschen crazy. Die Polizei hat den Typen aus dem Mittelalter ein bisschen Platz gemacht. Sie sind aber nicht zu verstehen. pic.twitter.com/df0sA4ikcZ
Sebastian Weiermann (@SWeiermann) September 20, 2023
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Einige Meter von der Segensfeier auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz entfernt protestierten etwa ein Dutzend konservative Katholiken gegen die Segnungen. "Bleiben wir katholisch", stand auf einem Transparent. Organisator dieser Gegenkundgebung war die "Deutsche Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum", bekannt unter anderem für die "Aktion Kinderschutz", Teilnahmen an der queerfeindlichen "Demo für alle" und Verbindungen zum Netzwerk der AfD-Politikerin Beatrix von Storch. Rund um sie versammelten sich aber wiederum antifaschistische Gegendemonstranten und buhten die kleine Gruppe lautstark aus. (dpa/cw)














