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Nostalgiereise mit Naomi, Cindy, Linda und Christy

Die neue Dokuserie "The Super Models" auf AppleTV+ zeichnet den Aufstieg von Naomi Campbell, Cindy Crawford, Linda Evangelista und Christy Turlington nach – auch viele queere Wegbegleiter*innen kommen zu Wort.


Vier gute Freundinnen (v.l.n.r.): Linda Evangelista, Christy Turlington, Naomi Campbell und Cindy Crawford in "The Super Models" (Bild: AppleTV+)

Naomi! Cindy! Linda! Christy! Die Zeiten, in denen Models Weltstars waren und ein Vorname reichte, um zu wissen, von wem die Rede ist, sind inzwischen 30 Jahre her. Doch die Supermodels – ein Begriff, der damals eigens für eben diese Frauen kreiert wurde – ziehen auch heute noch, wie aktuell nicht nur die Cover der britischen und amerikanischen "Vogue" in diesem September, sondern vor allem ein neuer Doku-Vierteiler bei AppleTV+ beweisen.

Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand sich eines Projekts wie "The Super Models" annimmt. Wenige Themen waren in den vergangenen Jahren im Dokumentar-Bereich beliebter als Einblicke in die Welt der Mode. Und auf keine Epoche wird dieser Tage mit mehr Nostalgie geblickt als auf die 1990er Jahre. Entsprechend ist auch einigermaßen klar, welche Kästchen das Regieduo Larissa Bills und Roger Ross Williams (der aktuell auch den Spielfilm "Cassandro" mit Gael Garcia Bernal als schwulem Wrestler inszeniert hat) hier abhakt.

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Mischung aus Archivmaterial und Interviews

In der üblichen Mischung aus Archivmaterial und Interviews zeichnet die Serie den Aufstieg von Naomi Campbell, Cindy Crawford, Linda Evangelista und Christy Turlington nach, von der Kindheit über das erste Entdecktwerden als Model bis hin zu jenen Jahren, in denen sie auch dank Fotografen wie Peter Lindbergh, Steven Meisel oder Herb Ritts so ikonisch wurden, dass es irgendwann – zum Verdruss mancher Designer*innen – bei vielen Modenschauen mehr um die Models als um die Kleider ging.

Die Freundschaft der vier wird dabei stets besonders betont, und weil alle vier auch als Executive Producer beteiligt sind, versteht es sich von selbst, dass allzu viel Negatives nicht berichtet wird. Naomis mit aufbrausend wohl harmlos umschriebenes Temperament, Cindys wenig geglückter Schauspiel-Versuch, der irgendwann einsetzende Backlash – diese Dinge werden zwar erwähnt, aber auch schnell wieder abgehandelt. Überhaupt zeigt sich bald, dass vier knapp einstündige Episoden eigentlich zu kurz sind für alles, was hier zur Sprache kommt und auch kommen sollte. Was den Rassismus in der Modebranche etwa, dem Campbell immer wieder ausgesetzt war, oder auch sexuelle Gewalt angeht, für die die zahlreichen Vorwürfe gegen Evangelistas erster Ehemann und Ex-Agent nur ein kleines Beispiel sind, hätte man eigentlich deutlich tiefer schürfen müssen.

Die Models und die schwule Szene

Auch der konsequente Fokus auf diese vier Supermodels ist bei aller Nachvollziehbarkeit manchmal irritierend. Die im Januar verstorbene Tatjana Patiz etwa, der die zweite Folge gewidmet ist, gehörte eigentlich auch in diese Clique, taucht in "The Super Models" aber praktisch nicht auf. Andere Kolleginnen wie Claudia Schiffer, Elle Macpherson oder Helena Christensen sind sogar höchstens mal auf Fotos zu sehen.

Direktlink | Englischer Originaltrailer zur Serie
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Für die vier Frauen im Zentrum, die hier weitestgehend glücklich auf ihre eindrucksvollen Karrieren, ihren popkulturellen Einfluss und ihr anhaltendes Vermächtnis zurückblicken und bis heute auch in der eigenen Branche gefeiert werden, lohnt sich das Einschalten allemal. Zumal es wunderbare Momente gibt, von alten Aufnahmen, die Campbell als Kind in einem Bob Marley-Video zeigen, bis zur Anekdote, dass Crawford stets die ernsteste des Quartetts war, sich aber mit Hilfe von Tequila durchaus auflockern ließ.

Natürlich finden auch jede Menge queere Wegbegleiter*innen der Models Erwähnung oder kommen zu Wort, von John Galliano über Michael Kors bis Marc Jacobs. Georgen Michaels legendärer Videoclip zu "Freedom!" sowie die Ermordung von Gianni Versace werden als einschneidende Wendepunkte ausgemacht, und Evangelista beschreibt rührend, wie ihr "gay culture" und die Drag-Community halfen, zu ihrer eigenen Blüte zu finden: "Diese Männer waren alles, was ich selbst sein wollte, nur größer, besser und mit mehr Selbstbewusstsein!" Doch wie an so vielen Stellen in "The Super Models" hätte man sich auch hier gefreut, wenn Zeit und Raum für ein paar Einblicke und Erkenntnisse darüber hinaus gewesen wären.

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