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Folge 39 von 53
Schwule Symbole im Film: Hühner, Schweine, Kühe, Pferde
Mit verschiedenen Nutztieren lassen sich unterschiedliche symbolische Bezüge herstellen, die von Wortspielen über "cock" bis zu echten Schweinereien reichen

Ralph Morgenstern (re.), Samy Orfgen (li.) und eine Kuh mit Reizwäsche in der Heimatfilmparodie "Geierwally" aus dem Jahr 1988 (Bild: IMAGO / United Archives Entertainment)
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24. September 2023, 03:22h 24 Min. - Diese Artikelserie wurde gefördert von der Homosexuellen Selbsthilfe e.V., www.hs-verein.de.
Hühner – Hähne, die keine Hennen brauchen
Der Hahn – das männliche Huhn – ist ein Symbol von Potenz, Stolz, Mut bzw. aggressiver Männlichkeit und in dieser Bedeutung im päderastischen Kontext schon aus der Antike bekannt. Er war das häufigste Tiergeschenk von Männern an Jünglinge und diente auch der Andeutung von Potenz. Im Englischen hat das Wort "cock" die Bedeutung von Hahn und Penis. Im Deutschen sind nicht nur die Worte "Hahn" und "Saisongockel", sondern auch "Tucke" und "tuckig" als Bezeichnungen für Schwule lautmalerisch von Hühnern abgeleitet (Jody Skinner: "Bezeichnungen für das Homosexuelle im Deutschen", 1999, 2. Bd., S. 277, 333).
"Cock" bedeutet Hahn – und Penis
Schon in dem Film "Unter der Treppe" (1969) leitet im Intro die Liedzeile "Ein Hahn, der keine Henne braucht" zum schwulen Inhalt des Films über. Dies ist ähnlich deutlich wie die Äußerung einer Mutter zu ihrem schwulen Sohn in "Eating Out 2" (2006), dass es "viele Hähne im Hühnerstall" und damit viel mögliche Partner gebe.
Dass die Dokumentation "Out here. A documentary film about the hearts & hard work of queer farmers in the U.S." (2013) mit zwei Hähnen auf dem Filmcover beworben wird, wundert mich nur deshalb, weil – nach dem Trailer zu urteilen – diese Dokumentation offenbar auch von lesbischen Farmerinnen handelt, die durch das Cover nicht repräsentiert werden.
Viele Filmszenen bauen darauf auf, dass "cock" im Englischen sowohl Hahn als auch Schwanz bedeutet, was als Text und Bild transportiert werden kann: Im Kurzfilm "Over da Rainbow" (2008) sind nicht ohne Grund in der Küche zweier Schwuler viele Hahn-Motive zu finden. In "Shared Rooms" (2016) steht auf der Küchenschürze eines Schwulen "Kiss the Cock", wobei man erkennt, dass hier früher mal "Kiss the Cook" stand. In der US-Serie "Queer as Folk" hat Debbie Novotny ein T-Shirt mit der Aufschrift "Cock" und der Zeichnung eines Hahnes (Folge 1/8, 1/14) und im Nachlass von Vic Grassi findet sich ein Sticker mit einem Hahn (Folge 4/8).

Debbie präsentiert in "Queer as Folk" ihr Cock-T-Shirt (Folge 1/14)
Das Phallische am "cock" wird deutlich, wenn ein solcher Hahn in Körperöffnungen eingeführt wird. In "Ich beide & sie" (2000) wird über Analverkehr und Dildos gesprochen und kurz danach sieht man einen Polizisten mit einem Hahn im Hintern. Ein Hahn im Mund in "Fishbelly White" (1998) und im Remake "The Mudge Boy" (2003) lässt sich in Analogie dazu als Oralverkehr verstehen. In diesen beiden Filmen wird ein Schwuler zudem mit Hühnergegacker provoziert.

Ein "cock" im Arsch in "Ich beide & sie" (2000, Ausschnitt)
"Lipton Cockton in the Shadows of Sodoma" (1995)
Eine bizarre Mischung aus unterschiedlichen Szenen mit Hähnen und schwulem Bezug bietet der Science-Fiction-Thriller "Lipton Cockton in the Shadows of Sodoma" (1995), worin der Detektiv Lipton Cockton (!) in einer dystopischen Welt des Jahres 2037 eine Mordserie aufklären soll. Seinen Hahn nimmt der Detektiv sogar mit ins Bett, wo er ihn liebevoll streichelt. Er wird von einer trans* Person mit Hühnergegacker provoziert und in einer schwulen Lederbar von Männern vergewaltigt. Es ist eine symbolische Erzählung über toxische Männlichkeit, auch wenn der Film den Eindruck macht, nicht ernst genommen werden zu wollen.

Hähne auf den Filmcovern von "Lipton Cockton in the Shadows of Sodoma" (1995) und der Dokumentation "Out here" (2013)
Hahnenkämpfe – Macho-Männer
Toxische Männlichkeit findet man bei Hahnenkämpfen, die Kämpfe unter Macho-Männern verdeutlichen, wie sie u.a. in der Serie "Archer" in der Schwulenbar "The Cockfight" (Folge 1/5) stattfinden. Das Schild "No hens allowed" verdeutlicht hier, dass die Männer unter sich bleiben wollen, und ein Barbesucher beweint seinen toten Hahn, den er in seinem Schoss hält (= Impotenz). In "Last Full Show" (2005) findet die Auseinandersetzung zwischen zwei Schwulen durch einen Hahnenkampf ihre bildliche Entsprechung. Es ist erstaunlich, wie ein solcher Hahnenkampf einem homoerotischen Boxkampf gleichen kann, zum Beispiel in "Caravaggio" (1986).

Einer von zwei Hahnenkämpfen in "Last Full Show" (2005)
"Chicken" – junge Schwule
Im Englischen wird der Begriff "chicken" u.a. verwendet, um junge und meistens schwule Männer knapp über 18 Jahre zu beschreiben, manchmal verbunden mit Prostitution, die dann als "chicken trade" bezeichnet wird (urbandictionary). Der junge Phillip in Alfred Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" (1948) hat früher Hühnchen den Hals umgedreht und hat nun zusammen mit seinem Freund einen Mann erdrosselt. Aufgrund der Mehrdeutigkeit von "chicken" in der Originalfassung ist dies vermutlich eine der vielen sexuellen Anspielungen, die den mittlerweile bekannten homoerotischen Subtext des Films ausmachen.
Dem englischen "chicken" entspricht im Deutschen das Wort "Hühnchen". Dieser Begriff wird zwar von vielen vor allem mit Essen in Verbindung gebracht, es kann aber auch ein lebendes junges Huhn gemeint sein. Erinnert sei an die kurze Szene in "Beautiful Thing" (1996), die in einer Schwulenbar spielt: Ein Travestiestar imitiert ein "gock, gock gock" gegenüber Jamie und Ste, wobei der darauffolgende Ausspruch "Mir ist nach Hühnchen heut' Nacht" verdeutlicht, dass auch das Gegackere zuvor eine witzige Form der Anmache war.
"Chicks with dicks" – trans* Personen
"Chicks with dicks" (wörtlich übersetzt: Küken bzw. junge Frau mit Schwanz) ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für trans* Personen, die sehr weit davon entfernt ist, eine positive Selbstbezeichnung zu sein. Interessant ist hier eigentlich nur ein längeres Gespräch dazu in einer Männerrunde in "Boomerang" (1992, hier Filmszene online) mit Marcus (D: Eddie Murphy). Die Wortkombination "chicks with dicks" scheint ihre größte Bedeutung als Suchbegriff für Internet-Pornos zu haben. Dazu passt, dass die Erwähnung von "chicks with dicks" in der "Tatort"-Folge "Liebe, Sex, Tod" (Folge 356, 1997) ebenfalls nur die Nennung eines Pornotitels ist, den nicht alle verstehen.
Pornos – Jungschwule als "chicken"
In Schwulenpornos ist "cock" als Penis-Bezeichnung zwar omnipräsent, aber, weil sie meistens unreflektiert verwendet wird, wenig spannend. Nur wenige Titel beziehen sich auch auf das Tier und zeigen einen Hahn auf dem Filmcover ("Cock Hunter", "The Cock Inn") oder übertragen den klassischen Hahnenkampf auf Kämpfe unter Schwulen ("Cock Fight"). Auch einige Labels ("Hard Cock Production", "Cocks Productions") und einige Darsteller ("King Cock", "Kevin Cock") benennen sich nach dem Hahn.
Das Wort "chicken" taucht in seiner Bedeutung für junge Schwule einige Male auf ("Chicken Patrol 2", "100% Chicken") und entspricht der deutschen Bezeichnung als "Frischfleisch". Auch ein sichtbares Gatter soll an Hühner erinnern.

Zwei unterschiedliche sexuelle Bezüge: "Cock Fight" und "100% Chicken"
Schweine – "perverses Schwein" reimt sich auf "hinten rein"
Schon im Mittelalter bezog sich das Schimpfwort "Schwein" auf die angebliche Schmutzigkeit und die Gefräßigkeit des Tieres. Schweine gelten als gierig, suhlen sich im Schlamm und werden auch mit ungezügelten (sexuellen) Begierden assoziiert. Ausdrücke wie "Schweinerei" zeigen bis heute solche Zusammenhänge auf. Nach dem jüdischen und islamischen Glauben ist das Essen von Schweinefleisch verboten, weil es als unrein gilt. In einigen Kulturen ist das Schwein aber auch Sinnbild für Fruchtbarkeit, Glück und Wohlstand, worauf Sprichwörter wie "Schwein haben" verweisen.
"Das Schwein im Film"
Als Einstieg in die Thematik bietet sich die Arte-Kompilation "Das Schwein im Film" (hier online) an, wonach Schweine oft auf soziale Missstände verweisen und in Filmen oft mit einer Abwertung verbunden werden. Die Dokumentation geht auch auf drei ältere Filme mit queerem Bezug ein, die in diesem Zusammenhang leider etwas kurz kommen: "Es ist kein Zufall, dass sich in 'Fellinis Satyrikon' (1969, 3:20 Min.) die Gäste einer dekadenten (auch homosexuellen) Orgie an einem Schwein erfreuen." Das stimmt, wobei die Darstellung von Homosexualität in diesem Film nicht nur auf die genannte Szene und das Thema Dekadenz begrenzt ist, sondern differenziert vorgenommen wird. Ferner ist in der Arte-Kompilation ein Schweinekopf in den Händen von Divine ist in "Pink Flamingo" zu sehen (1972, 0:55 Min.), eine Szene, die ohne Kenntnis der besonderen Provokationslust des schwulen Regisseurs John Waters kaum eingeordnet werden kann. Nur andeutungsweise geht die Dokumentation auf die "bestialische" Vergewaltigungsszene in "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972, 4:55 Min.) ein, auf die ich nachfolgend näher eingehen möchte.
"Beim Sterben ist jeder der Erste" – "Squeal like a pig"
Die an Bobby begangene anale Vergewaltigung in "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972, hier Szene online), während der er mit dem Befehl "Squeal like a pig" gezwungen wird, wie ein Schwein zu quieken, ist eine der ersten filmischen Darstellungen einer mann-männlichen Vergewaltigung. Der Film ist auch aus anderen Gründen bis heute bekannt: neben einer Banjo-Szene auch wegen des prominenten Darstellers Burt Reynolds und weil der Film das Genre der sogenannten "Backwoods"-Filme begründete.
Irritierend finde ich weniger die Szene selbst, sondern vor allem ihre spätere Rezeption. Bis heute ist diese Vergewaltigung für viele Jugendliche eine Inspiration für selbstgedrehte Filme, in denen sie vor allem die Vergewaltigung mit dem Zitat "Squeal like a pig" nachstellen um sich darüber lustig machen. Rund um diese Vergewaltigungsszene gibt es viele Merchandising-Produkte wie Tassen und T-Shirts – auch mit dem Satz "Paddle faster, I can hear a pig squealing" – zu kaufen.

Merchandising zur Vergewaltigungsszene in "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972)
An diesen Film lehnt sich die Horrorkomödie "2001 Maniacs" (2005) mit mehreren Referenzen an, wie die Äußerung eines Mannes über seinen Sexpartner ("Er hat gequiekt wie ein Schwein"), der später mit einem Spieß ermordet und wie ein Schwein am Spieß präsentiert wird.
Schwule als Schweine – von Praunheim bis Pasolini
Fast alle filmischen Anspielungen, die einen Bezug zwischen Schwulen und Schweinen herstellen, greifen in einfacher sexualisierter Form Worte wie "schweinisch" im Sinne von schmutzig und "versaut" auf. Die Gleichsetzung von schwulem Sex mit "schmutzigem" Sex steht offenbar in Verbindung mit Vorstellungen von Analverkehr und Kot, was in den betreffenden Filmen aber nicht offen ausgesprochen wird. So leiten kopulierende Schweine auf einem Bauernhof in "Jagdszenen aus Niederbayern" (1969) die Geschichte von Abram ein, der "Schweinereien" mit Männern gemacht haben soll.
Die frühen explizit schwulen Filme werden u.a. von drei offen schwulen Filmemachern mitbestimmt: Pier Paolo Pasolini erzählt in "Der Schweinestall" (1969) von Schwulen, die beruflich aussteigen. Einer von ihnen, Julian Klotz, lebt seine homosexuellen Gefühle nicht aus, sondern hat Sex mit Schweinen (s. Axel Schock / Manuela Kay: "Out im Kino", 2003, S. 304). Auch Rosa von Praunheim provoziert gerne. In seinem Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (1971) betont die Stimme aus dem Off, dass die christliche Erziehung Schwulen erzählt habe, "was für Säue sie sind". Später heißt es aus dem Off: "Wir schwulen Säue wollen endlich Menschen werden und wie Menschen behandelt werden."
Derek Jarman setzt dagegen in seinem Film "Sebastiane" (1976) nach Motiven aus der Legende des heiligen Sebastian ganz auf die Kraft der Bilder: Mit Schweinen wird Geschlechtsverkehr mit einem Mann imitiert, Sebastiane wird bei den Schweinen aufgehängt und das Töten von Schweinen wird mit dem von Sebastiane parallelisiert.

Unter Schweinen aufgehängt: "Sebastiane" (1976)
Schwule als Schweine – die Hetze von außen
Es mangelt in Filmen nicht an homophob motivierten und provozierenden Bezeichnungen, wie "Schwein" in "Die große Flatter" (1979), "schwule Sau" in "Oscar Wilde" (1997) oder "schwule Drecksau" in der "Tatort"-Folge "Altes Eisen" (Folge 808, 2011), wobei die betreffenden Szenen nicht anhand dieser Wörter, sondern im Kontext der einzelnen Filme zu bewerten sind. In US-Filmen muss zudem berücksichtigt werden, dass die Beleidigung von US-Polizisten als "Schweine" der Beleidigung deutscher Polizisten als "Bullen" entspricht. Das ist für Filmszenen in "Die Vergewaltigung des Richard Beck" (1985) und "Queer as Folk" (Folge 3/14) relevant. Ähnliches gilt auch für die animierten Schweine als Gefängniswärter in "Queer Duck" (2006).
Eine besondere Form homophober Hetze hat Rosa von Praunheim bei einem Konzert von Neonazis in Rosa von Praunheims Dokumentation "Männer, Helden, schwule Nazis" (2005) dokumentiert das Zitat: "Für mich bist du ein perverses Schwein. Deinesgleichen steckst du ihn von hinten rein." Es ist eine Zeile aus dem Lied "Pervers und abnormal" der neofaschistischen Band "Stahlgewitter". Das entsprechende Album "Das eiserne Gebet" (1996) ist zwar von der "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien" (BPM) längst indiziert, die jedoch nur Medien, aber keine öffentlichen Konzerte verbietet.
Selbstbewusste schwule Schweine
Aber es gibt wohl keine Klischees und keine noch so negative Symbolik, die sich nicht auch ins Positive wenden lassen. So ist "Schwein" auch eine freundschaftliche "Beleidigung" unter Schwulen ("Queer as Folk", Folge 3/10) und deutet einvernehmliche sexuelle Rollenspiele an (Folge 2/9). In dem unterhaltsamen Kurzfilm "Ferkel" (OF: "Piglets", 1999, hier online) lassen sich zwei Schwule von niemandem vom wilden Sex abhalten – auch nicht von der Oma, die ihnen zwei fickende Plüschferkel schenkt, die dem Film seinen Namen gaben. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch Napoleon Seyfarths Buch "Schweine müssen nackt sein", wobei der Autor das Schwein provokant geradezu zum Symboltier schwulen Selbstbewusstseins erhoben hat.

Unterhaltsame schwule "Ferkel" (1999)
Pornos – von "police pigs" bis zum "hog heaven"
In Schwulenpornos wird bei richtig versautem Sex das Wort "pig" im Titel verwendet ("Pig Papi", "Fantasies of a Pig Bottom") und im Zusammenhang mit spezifizierten Sex-Praktiken ("Piss Pigs", "Jizz Pigs") eingesetzt. In einigen Filmen wird eine selbstironisch-witzige Brechung deutlich, wenn z.B. Schwule wie ein Schweinebraten von allen Seiten gegrillt wird – und auf diese Weise die Vorstellung transportiert wird, dass er von allen Seiten gefickt wird ("Victor Cody's Pig Roast"). Ein Film arbeitet mit einem Wortspiel mit Bezug auf den Big Ben ("Pig Pen"). Bei einigen Filmen geschieht die ironische Brechung über die Text- und Bildgestaltung ("Piggy in the Middle", "3 little Pigs"). Ein bewusster Bezug zum symbolischen Gehalt wird deutlich, wenn ein Schwein auch abgebildet ist ("African Cum Pigs") oder über den Titel versauter Sex mit dem chinesischen Sternzeichen des Schweins verbunden wird ("Year of the Pig"). Die Gleichsetzung von Polizisten mit "Schweinen" im Englischen ("Police Sex Pigs") entspricht auch in Pornos der Gleichsetzung von Polizisten mit "Bullen" im Deutschen. Auch die Namen einiger Pornodarsteller ("Pig Boy", "Lil Pig Mike") und die Logo-Gestaltung einiger Labels ("Cum Pig Men", "Pig Daddy Productions") lassen einen ironischen Umgang mit dem Wort "pig" erkennen.
In den Titeln mancher Pornos findet sich "hog" als ein anderes englisches Wort für "Schwein" ("Hog Wild. A Dirty Biker Gang Bang", "Dildo Hogs", "Hog Heaven"), ebenso in den Namen mancher Darsteller ("Peter Hog", "Red Hog"). Mit "Cum Pig", "Cum Pigs" und "True Pig" gibt es mindestens drei schwule Porno-Labels, die sich nach Schweinen benannt haben. Deutschsprachige Titel bleiben bei Pornos die Ausnahme ("Junge Säue", "Versaut 2", "Versaute Boys 11").

Schwule am Spieß in "Victor Cody's Pig Roast" und "Junge Säue" (Ausschnitt)
Kühe – Männer melken, Zitzen spritzen
Die Kuh gilt als gefügig, produktiv und passiv. Die Euter einer Kuh können symbolisch im mütterlich-nährenden Sinne für die Brüste einer Frau stehen, während die Zitzen mit der herausspritzenden Milch (= Ejakulation) ein Phallus-Symbol sein können. Der Begriff "melken" kann symbolisch onanieren oder auch das Ausnutzen einer Situation bedeuten. Ein Mann, "der auf einer Kuh reitet, ist ein zu durchsichtiges Symbol, als dass eine längere Analyse nötig wäre" (Jean Boullet: "Die Erotik im 20. Jahrhundert", 1967, S. 380). Sprichwörtliche Redensarten verweisen auf weitere Bedeutungen.
"Die Kuh im Film"
Einen guten Einstieg in das Thema bietet die Arte-Kompilation "Die Kuh im Film" (hier online). Sie geht auf Melken als sexuelle Anspielung (3:20 Min.) und auf Kühe ein, die manchmal als heilig gelten und manchmal auch geopfert werden (3:50 Min.). "Red River" (1:45 Min.) wird – ohne dessen schwulen Subtext zu benennen – als typisches Beispiel für die Cowboys (= Kuhjungen) im Western-Genre genannt.
Melken in deutschen Sexkomödien
Weil viele der deutschen Sexkomödien mit ihrem eher plumpen Humor im ländlichen Bayern spielen, verwundert es nicht, wenn sich hier einige sexualisierte Szenen mit Bezug auf das "Melken" einer Kuh finden. Im Rahmen dieser sexuellen Symbolik bringt ein Mann in "Ob Dirndl oder Lederhos – gejodelt wird ganz wild drauf los" (1974) eine Kuh zum Spritzen von Milch, während sie ihm gleichzeitig mit dem Schwanz um den Kopf wedelt. Hier wird – eigentlich etwas unpassend – von einer heterosexuellen Szene zu dieser Szene mit einem melkenden Mann übergeblendet. Für den Humor spielte dieser Continuity-Fehler vermutlich keine Rolle.

Abspritzen in "Ob Dirndl oder Lederhos – gejodelt wird ganz wild drauf los" (1974)
Ein ähnlicher Humor findet sich in der Filmreihe "Liebesgrüße aus der Lederhose", wo ein Mann eine vermeintliche Kuh zu melken versucht, stattdessen aber einem Bullen an die Hoden greift und daraufhin nicht zu Unrecht als "Ochse" verhöhnt wird (2. Teil, 1974). In einer späteren Folge wiederholt sich dieses Motiv: Nun will der schwule Ottokar Schulze aus Berlin einer vermeintlichen Kuh an die Euter fassen und merkt ebenfalls erst spät, dass es die Hoden eines Stieres sind: "Wenn ich das gewusst hätte, wäre ick viel zärtlicher jewesen" (5. Teil, 1978).
Rund zehn Jahre später drehte der schwule Regisseur Walter Bockmayer seine Heimatfilmparodie "Geierwally" (1988), die ebenfalls in Bayern spielt. Auf dem Filmcover ist eine Kuh zu sehen, die von Geierwally (D: Samy Orfgen) und Tante Luckard (D: Ralph Morgenstern) wohl gleich gemolken wird und dabei Strapse trägt.
Melken als Wichsen
Filmszenen aus anderen Genres haben zwar einen anderen (oder keinen) Humor, sind in der Symbolik aber ähnlich. Der Bezug zum Wichsen ist beim Melken einer Kuh in "The Devil's Playground" (1976) und "Fishbelly White" (1998) deutlich zu erkennen, weil die betreffenden Szenen in sexuelle Gespräche eingebunden sind und weil das Melken der Kühe und das Abspritzen der Milch durch Nahaufnahmen hervorgehoben werden. in "The Devil's Playground" passt die Szene mit dem Melken zu anderen Szenen des Films, in denen männliche Jugendliche gemeinsam wichsen. In einer ähnlich einzuordnenden Szene in "Lichtes Meer" (2015) werden das Abwischen der Zitzen und das Melken einer Kuh in Nahaufnahme gezeigt. In "Eating Out" (Teil 2, 2006) heißt es über den gutaussehenden Troy: "Er sieht aus, als hätte er viel gemolken", was sich auf seine Herkunft aus einem Dorf, aber auch auf seine bisherigen sexuellen Erfahrungen beziehen lässt.
Melken in "Die Simpsons"
Selbst in der US-Serie "Die Simpsons" ist eine solche Szene zu finden, was für eine Serie, die nachmittags läuft und die auch Kinder als Zielgruppe hat, nicht selbstverständlich ist. Dabei handelt es sich um eine der jährlichen "Treehouse of Horror"-Folgen, deren Erstausstrahlung zu Halloween stattfindet. Diese Horror-Folgen spielen außerhalb der normalen Kontinuität der Serie, wobei Gewalt und Sex einen größeren Stellenwert haben. In einer dieser Folgen (Folge 14/1) hat sich Flanders zur Hälfte in eine Kuh verwandelt und bittet Homer, ihn zu melken bzw. "an meinen Zitzen zu ziehen". Später betont Flanders, dass Homer dabei "sehr zärtlich" gewesen sei. Der Humor dieser Verwandlung besteht auch darin, dass ausgerechnet Flanders als frommer Christ in diese Situation gerät. Auch die Verwandlungen der anderen Figuren erscheinen durchdacht: Der feminine Martin Prince verwandelt sich in einen schönen Pfau und der Unternehmer Mr. Burns in einen (schlauen) Fuchs.

Homer Simpson berührt in der Serie "Die Simpsons" (Folge 14/1) sehr zärtlich Flanders' Zitzen
Weitere sexuell aufgeladene Bedeutungen
Der Ausdruck "heilige Kuh" bezeichnet umgangssprachlich ein Tabu, also etwas, das nicht angetastet werden darf oder an dem nicht zu rütteln ist. In diesem Sinne bezeichnete der WDR den schwulen Western "Gay West" (1974) ironisch als "eine Attacke auf die heiligste aller Kühe dieser Filmspezies und ihren Männlichkeitsdünkel" (Hermann J. Huber: "Gewalt und Leidenschaft", 1989, S. 73).
Das Nuckeln eines Kalbes am Finger eines Mannes in "Oben ist es still" (2013) kann in Verbindung mit dem Blickkontakt zwischen zwei Männern auf Oralverkehr hindeuten. "Brookton Hollow" (2010) ist eine homoerotische Geschichte, die von der Verwandlung einer Kuh in einen Mann handelt. Die zärtlich angefassten Kuhglocken werden so inszeniert, dass sie auch als Hoden interpretierbar sind.
Pornos zum Thema
In Schwulenpornos ist der Cowboy (= "Kuhjunge") sehr präsent ("Caesar is Cowboy") und wird stereotyp mit "Männlichkeit" assoziiert. Seine symbolische Bedeutung hat der Cowboy jedoch nicht durch das namensgebende Tier. Von vielen wird er wohl eher mit Pferden als mit Kühen in Verbindung gebracht.
In einigen anderen Filmen verweist die Tätigkeit des Melkens erkennbar auf Sex bzw. aufs Wichsen ("Got Milked 2", "Milk it"), womit die Milch zum Verweis auf Sperma wird. Eine andere Sprachmetapher liegt vor, wenn in einem Pornotitel der Begriff "Cowpoke" auftaucht ("Cow-Poke", "Cowpoke"), der sich auf schwulen Sex von Cowboys bezieht (urbandictionary: "The act of (typically homosexual) cowboy-on-cowboy sexual intercourse").

Ein Mann, der gemolken werden möchte, in "Got Milked 2" (Ausschnitt) und ein Kuhjunge in "Caesar is Cowboy"
Pferde – ungezügeltes Reiten mit und ohne Sattel
Pferde stehen für wilde Triebhaftigkeit. Dem Hengst mit seinem starken Dominanz- und Geschlechtstrieb werden als stereotype Eigenschaften männliche Macht, Stärke und Stolz zugeschrieben. Die Analogie zwischen Reiten und Sex ist umgangssprachlich sehr bekannt und naheliegend. Eine Äußerung über das "beste Pferd im Stall" kann sexuell konnotiert sein. "Ungezügelt" ist das Pferd ein Sinnbild ungestümen Temperaments, wenn z.B. die "Pferde mit einem durchgehen". Der Begriff "Stute" (weibliches Pferd) weist in der Schwulenszene auf passiven Analverkehr hin.
"Das Pferd im Film"
Auch hier bietet eine Arte-Kompilation, "Das Pferd im Film" (hier online), einen guten ersten thematischen Einstieg. Darin wird u.a. auf die Bedeutung von Pferden für das Western-Genre verwiesen (2:15 Min.). Die homoerotischen Bezüge in "Spiegelbild im goldenen Auge" (1967, 4:25, 6:15 Min.) werden erwähnt, aber leider nicht ausgeführt. Auch aus dem Musical-Film "Hair" (1968, 8:20 Min.) wird zitiert, weil darin die Männer auf ihren Pferden nicht nur von "Sodomie", sondern auch von "Päderastie" ein Loblied singen. Als Beispiel für Rodeo-Reiten als "US-amerikanische Spezialität" wird eine kurze Szene aus "Dallas Buyers Club" (2013, 3:20 Min.) gezeigt. Bei diesem Film lässt sich ergänzen, dass das Rodeo-Reiten des homophoben Machos Ron Woodroof wohl vor allem als Gegenpart zur ebenfalls Aids-kranken trans* Person Rayon inszeniert wurde.
Reiten in frühen Filmen
Der in der Arte-Kompilation erwähnte Film "Spiegelbild im goldenen Auge" (1967) verdient eine genauere Betrachtung, weil die Homosexualität von Major Penderton (D: Marlon Brando) durch mehrere Reitszenen verdeutlicht wird: Der Major wird von seiner Frau wegen seines schlechten Reitstils kritisiert. Daraufhin nimmt er sich vor, den widerspenstigen Hengst seiner Frau zu reiten, wird von diesem jedoch abgeworfen. In diesem Moment kommt der nackte Stallbursche vorbei und kümmert sich um das Pferd, mit dem er regelmäßig nackt ausreitet. Später wird deutlich, dass dieser Stallbursche auch Mrs. Penderton (D: Elizabeth Taylor) beim Reiten behilflich ist.

Der 16-jährige Paul bekommt in "Les amis" (1971) seinen ersten Reitunterricht
Auch in dem berühmten und mit mehreren Oscars ausgezeichneten Film "Asphalt-Cowboy" (1969) von John Schlesinger mit Dustin Hoffman gibt es einige sexuelle Reitbezüge, wie beim "Rodeo" von Joe und Towny. Der zugrundeliegende Roman ist sexuell deutlicher und erschien schon vor der Verfilmung unter dem Titel "Rodeo der Nacht" (1965, 1968) auch in deutscher Sprache. In "Les amis" (1971, 28:35 Min., hier online, s.a. queer.de) hat der 16-jährige Paul ein sexuelles Verhältnis mit dem 40-jährigen Philippe. Der Reitunterricht, den Paul erhält, lässt sich auf symbolischer Ebene mit seinen ersten sexuellen Erfahrungen mit Philippe in Verbindung bringen.
Reiten in deutschen Sexkomödien

Mario Adorf nimmt in "Engelchen macht weiter. Hoppe, hoppe Reiter" (1969) einen Schwanz in die Hand
Auch die deutschen Sexkomödien zeigen, dass sich die symbolische Bedeutung des Reitens oft auf Sex bezieht. Bei dem Film "Engelchen macht weiter. Hoppe, hoppe Reiter" (1969) mit Mario Adorf in der Rolle von Gustl nehmen schon der Titel und das Bild auf dem Filmcover Bezug auf das Reiten. Gustls Frau reitet hier halbnackt auf einem Spielzeugpferd, während Gustl den Schwanz des Pferdes in seiner Hand hält. Dieses Bild bezieht sich auf Filmszenen, in denen beide sexuelle Abenteuer suchen und sich Gustl auch auf homoerotische Situationen mit Männern einlässt. In "Auch Fummeln will gelernt sein" (1972) wird in einem schwulen Kontext die Aufforderung geäußert: "Lass uns einen Walkürenritt machen."
Reiten, Rodeo und das Zureiten
Mit "Reiten" schwulen Sex zu umschreiben – wie in "Eating Out" (Teil 2, 2006) – ist üblich und wird leicht verstanden. Dafür, wie schwule Filme das "ungezügelte" Pferd als Sinnbild für ungestümes Temperament bzw. für die Schwierigkeiten beim Reiten aufgreifen, ist "Brokeback Mountain" (2005) ein gutes Beispiel. Anfänglich betont Jack doppeldeutig, dass ihm nie beigebracht worden sei, richtig zu reiten. Es ist nachvollziehbar, dass seine Beziehung zu Ennis aufgrund ihrer äußeren Probleme nicht als ein ruhiger Ritt, sondern eher als Rodeo dargestellt werden kann. Während Ennis betont, dass ihn Rodeor-Ritte mit ihrer Dauer von nur wenigen Sekunden nicht interessierten, wird Jack – direkt im Anschluss an eine Sexszene – beim nicht ungefährlichen Rodeo gezeigt. Über Jack gibt es aber auch Gerede: Hat der "nicht mal einen Bullen geritten? (…) Er hat's wenigstens mal versucht."
Sehr unterhaltsam ist es dagegen angelegt, wenn der wilde Sex zweier Männer in den Komödien "I Love You Phillip Morris" (2009) und vor allem in "Longhorns" (2011) in deutlicher Analogie zu einem wilden Rodeo-Ritt gezeigt wird. In "Hustler White" (1996) wird Rodeoreiten als sexuelles Rollenspiel inszeniert, bei dem der berittene Mann sogar gesattelt wird, während man im Hintergrund die Zeichnung eines Karussellpferdchens sieht. Spannend ist auch die Folge "My Own Private Rodeo" aus der Zeichentrickserie "King of the Hill" (Folge 6/18, 2002), die ein schwules Rodeo-Turnier zeigt.
Barebacking und der Sattel
Ein Pferdesattel, wie auch die Zügel und das Geschirr, verhindern die Entfaltung des Freiheitsdranges des Pferdes. Für die reitende Person bedeutet er Schutz und Kontrolle. Der amerikanische Ausdruck für das Reiten ohne Sattel – "barebacking" – wurde im Soziolekt schwuler Männer auf ungeschützten Analverkehr übertragen und wird inzwischen auch für ungeschützten heterosexuellen Geschlechtsverkehr verwendet.
Es gibt zwar Filme zum Thema Bareback-Sex wie "Bareback" (2006) oder "The Bareback Issue" (2011), aber offenbar keine, die einen Bezug zur ursprünglichen Bedeutung des Reitens auf einem Pferd herstellen. Ähnlich wie bei dem Ausdruck "Coming-out" nur noch selten an einen Kleiderschrank gedacht wird, scheint bei Barebacking offenbar niemand mehr an ein ungesatteltes Pferd zu denken. Dabei gibt es durchaus Filme, die nackte Männer beim Reiten ohne Sattel zeigen, wie den schon erwähnten Film "Spiegelbild im goldenen Auge" (1967) oder auch "Sleepless Knight" (2012) und "Flexing with Monty" (2010). Die betreffenden Filmszenen thematisieren aber nicht den Verzicht auf ein Kondom, sondern "nur" männliche Erotik und das unmittelbare Körpergefühl der Verbindung von sich selbst mit dem Pferd.

Barebacking ohne Kondombezug in "Flexing with Monty" (2010)
Mit Bezug auf den Sattel lohnt sich noch ein Hinweis auf eine Besprechung von "The Power of the Dog" (2021): "Dass Phil mit Bronco Henry eine sexuelle Beziehung hatte, wird bei der ungewöhnlich zärtlichen Pflege von Bronco Henrys altem Sattel durch Phil angedeutet. Das Ölen und Polieren des Sattels 'grenze an Erotik', so Guy Lodge in seiner Kritik für den 'Guardian'" (Wikipedia). Einen breiten Raum hat das Reiten in einer Reitschule in "Fliegengewicht" (2014), worin sich David in Eliab verliebt, der ihm das Reiten beibringt und ihm rät: "Achte auf deinen Hintern!" Auch hier haben insbesondere die Szenen mit dem Herumfummeln am Sattel einen deutlich homoerotischen Charakter.

David und Eliab kommen sich in "Fliegengewicht" (2014) beim Reitunterricht näher
Hengste und Deckhengste
Der Hengst ist ein männliches Pferd. Wenn dieser Begriff in schwulen Kontexten fällt, geht es – meistens unausgesprochen – um ein großes Geschlechtsteil und um aktiven Analverkehr. Es kommt selten vor, dass es von einem Mann so deutlich ausgesprochen wird wie in "Die Rache der Ostfriesen" (1974): "Mich wollte einer vergewaltigen. Mit so Apparat wie Hengst."
Meistens reicht der Begriff "Hengst" für sich alleine schon aus, um sexuell verstanden zu werden, wie in "Eating Out 2" (2006) und 5 (2011). In der US-Serie "Queer as Folk" wird die Vorstellung eines italienischen "Hengsts" (Folge 3/5) bzw. eines "Junghengsts" (Folge 5/8) noch etwas spezifiziert, während in "Another Gay Movie" (2006) von einem "Deckhengst" die Rede ist. Ein prominentes Beispiel für die Verwendung des Begriffs ist der Film "Liberace" (2013), in dem der gleichnamige Protagonist seinem Freund den "Hengst" machen möchte und beide danach in einer Schwulenbar namens "Horseshoe" Sex haben.
Pony, Stute und weitere Bedeutungen
Als Pony wird ein Pferd einer kleinwüchsigen Rasse bezeichnet, laut urbandictionary bezeichnet das Wort zudem umgangssprachlich auch einen kleinen Penis. In der "Tatort"-Folge "Lauf eines Todes" (Folge 227, 1990) werden mit "Ponys" auch die Jungs bezeichnet, die für Harry anschaffen gehen. Der Begriff ist nachvollziehbar, auch wenn ich ansonsten nur Pornos mit dieser Begriffsverwendung gefunden habe. (Möglicherweise ist es auch ein gängiges und herabsetzendes Wort für weibliche Prostituierte und würde sich dann auf Sex-Arbeiter*innen allgemein beziehen).
Ein weibliches Pferd wird als Stute bezeichnet. Wenn in "The Big Gay Musical" (2009) von einer "Stute" bzw. in der US-Serie "Queer as Folk" (Folge 1/2, 1/9) von einer "willige(n) Stute" die Rede ist, ist damit ein Mann gemeint, der sich ficken lässt. Die Frage in "Cucumber" (Folge 5), ob ein Mann Ross oder Ranger ist, zielt darauf ab, ob ein Mann beim Analverkehr eher aktiv oder passiv ist.
Breite Aufmerksamkeit bekam der Film "Oscar Wilde" (1997) mit Stephen Fry in der Hauptrolle. Dass eine Szene in einem Männerbordell spielt, ahnen die Zuschauer*innen bei einem Hinweis auf das "beste Pferd im Stall". Der Skandal um Wildes Homosexualität wurde durch den Marquess of Queensberry ausgelöst, der sich nicht damit abfinden wollte, dass sein Sohn ein Verhältnis mit Wilde hatte. Eine Szene nimmt Bezug auf die Leidenschaft des Marquess für das Reiten und zeigt ihn wütend, weil das Pferd nicht so läuft, wie er es sich wünscht: "Er läuft nicht geradeaus."
Das Zureiten von Pferden – Vergewaltigungen
Nicht immer verweist ein Ausdruck wie "Zureiten" auf Vergewaltigungen, was zum Beispiel in "Another Gay Movie" (2006) oder in "Queer as Folk" (Folge 5/13) deutlich wird. Anders gelagert ist dies allerdings in "Myra Breckinridge" (1970), worin durch einen Film im Film das Zureiten eines wilden Pferdes mit der analen Vergewaltigung eines Mannes durch Myra parallelisiert wird. Eine ähnliche Penetrationssymbolik findet sich bereits in der gleichnamigen Romanvorlage von Gore Vidal (Rowohlt, 1970, S. 111), worin sich die trans* Person Myra bei der Vergewaltigung so fühlt, als wenn sie mit einem "Zuchthengst in verbotenes Gelände ritt".
Auch das Reiten auf einem Karussell-Pferdchen, das sich rhythmisch hoch- und runterbewegt, ist manchmal eine recht unauffällige Form der Sexualisierung, wie in "A Very Natural Thing" (1974). Eine Episode in der Zeichentrickserie "Family Guy" (Folge 5/1) behandelt die angebliche anale Vergewaltigung Peter Griffins, wobei Peters Vorstellung von Dr. Hartman auf einem Karussellpferdchen – in Schwarz-Weiß gezeigt – diese Vergewaltigung illustrieren soll.

Die durch ein Pferd dargestellte Vergewaltigung in "Family Guy" (Folge 5/1)
Pornos – von Rodeo Boys bis Pony Boys
Reiten als Sinnbild für Sex wird in Schwulenpornos manchmal als Metapher ("Ride Him Cowboy", "Cock Riders", "Cowboy rides again"), in Bildern ("Walker Sumava Ranger", "The Farm", "Wild Boys") oder durch beides ("Stud farm. Saddle up and ride", "Saddle up") transportiert. In engem Zusammenhang damit ist Rodeo mit wildem Sex konnotiert ("Raw Rodeo", "Rodeo Boys", "Rodeo Rookies 17").
Die Titel, die auf Pferde Bezug nehmen, sind manchmal allgemein gehalten ("Like a Horse") oder beziehen sich konkret auf deren Stärke, Wildheit ("Wild Horses"), Kraft ("Horse Power"), Potenz und große Penisse ("Hung Like a Horse"). Ähnliche Assoziationen werden durch das Wort "Hengst" geweckt ("Büro Hengste", "Hengst Parade", "Deckhengst", "Sous le signe de l'étalon" = Im Zeichen des Hengstes). Einige Titel stellen einen speziellen Bezug zu People-of-Color-Darstellern her ("Dark Horses", "Ride the Dark Horse") und vervielfältigen damit rassistische Klischees. Es ist selten, dass mit Pornos wie "Pony Boys" oder dem Porno-Sublabel "Pony Boy Films" kleine Pferde mit jungen Männern in Verbindung gebracht werden. Weil US-Filme und englische Titel den Markt beherrschen, wird nur in seltenen Fällen der Ausdruck "Stute" als Ausdruck für passiven Analverkehr verwendet, wie beim deutschen Pornotitel "Fickstutenmarkt".

Das Aufsatteln in "Saddle Up" und wilder Sex in "Raw Rodeo"
Im Titel "Unter dem Zeichen der Lust" ist mit dem "Zeichen" das Logo des Pornolabels "Hengst Movie" gemeint, das einen schwarzen Hengst mit Erektion zeigt. Neben "Hengst Movie" gibt es noch weitere Pornolabels, die sich nach Pferden benannt haben ("Iron Horse", "Raging Stallion" = Rasender Hengst). Am bekanntesten ist wohl das Label "Mustang", das in seinem Namen den Aspekt von Wildheit betont.
Auch im Porno-Bereich scheint bei Bareback niemand mehr an ein ungesatteltes Pferd zu denken. Das machen die Filmcover deutlich, die über den Titel auf Bareback verweisen ("Bareback Boys", "Bareback Weekend", "Bareback Enterprises").

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