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Comic
Wenn alte weiße cis Lesben ihre Festplatten durchsuchen
In der Graphic Memoir "United Queerdom" erzählt Kate Charlesworth ihre eigene Geschichte – und verwebt sie gekonnt mit Info-Collagen aus Zeitungs-Artikeln, Porträt-Schnipseln und Anekdoten. Etwas ärgerlich wird es aber doch...

Lesbische Erinnerungen auf Teneriffa: Szene aus "United Queerdom"
- Von Bo Wehrheim
24. September 2023, 05:07h 2 Min.
Im Teneriffa-Urlaub mit den queeren Freundinnen werden Erinnerungen wach: Wie lebte es sich damals als (weiße cis) Lesbe im England der 1950er Jahre? Wie konnte man bei ausschließlich schwulen Vorbildern wissen, dass man lesbisch war? Und wie erkannte man sich untereinander?
Die Herkunft der Wörter "Butch" und "Drag"

"United Queerdom" erscheint am 26. September 2023 im Carlsen Verlag
In der Graphic Memoir "United Queerdom" (Amazon-Affiliate-Link ) erzählt Kate Charlesworth ihre eigene Geschichte – und verwebt sie gekonnt mit Info-Collagen aus Zeitungs-Artikeln, Porträt-Schnipseln und Anekdoten. Queere Pop-Referenzen und Codes, die damals überlebenswichtig waren, lassen eine*n weiter recherchieren.
Wer kennt heute noch die Geheimsprache "Polari", die Queers in den 1950er Jahren benutzten, wenn homofeindliche Personen oder Zivi-Cops in der Nähe waren? Sie findet sich heute noch in Bezeichnungen wie "Butch" und "Drag" wieder. Und wer weiß nicht nur, dass Alan Turing den Enigma-Code der Nazis geknackt hat – sondern auch, dass er als schwuler Mann zwangsweise einer "medikamentösen Kastration" unterzogen wurde? Der geniale Mathematiker biss später in einen vergifteten Apfel, um sein Leben zu beenden.
Lesbische Hochzeit als Happy End

Autorin Kate Charlesworth
Die krasse Repression, von der queere Biografien zu dieser Zeit geprägt waren, ist Albtraum-Material, dabei liegt sie nicht einmal ein Menschenleben zurück. Dass vor diesem Hintergrund die lesbische Hochzeit der Autorin als Happy End herhalten muss – geschenkt. In der Gegenwart, auf Teneriffa, reflektieren die lesbischen Freundinnen, wie sich die Zeiten für Queers verändert haben: Es gebe zwar mehr lesbische Sichtbarkeit, trotzdem reagiere "die Welt immer aggressiver auf LGBT".
Warum das so ist? "Die ganze Trans-Debatte polarisiert so", sagt eine "Die nehmen den Rechten fast die Arbeit damit ab." Dass dieser Unverschämtheit nicht entschiedener widersprochen wird, ist die schwächste Stelle im Buch. Schließlich wissen ja auch die gealterten Lesben: "Das gab es schon immer. Je mehr wir uns zeigen…"
Die Buchkritik erschien zuerst im "Missy Magazine".
Kate Charlesworth: United Queerdom. Graphic Memoir. 320 Seiten. Carlsen Verlag. Hamburg 2023. Gebundene Ausgabe: 32 € (ISBN: 978-3-551-76278-8)
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