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Landtagswahl

Bayern: Nichtbinäre*r Kandidat*in muss mit abgelegtem Vornamen antreten

Bei der bayerischen Landtagswahl bewirbt sich auch ein nichtbinäres SPD-Mitglied um einen Sitz im Parlament – allerdings muss dieses den falschen Namen auf den Wahlunterlagen akzeptieren.


Sea Altmann will in den bayerischen Landtag (Bild: SPD Bayern)

  • 25. September 2023, 12:20h 3 Min.

Im oberbayerischen Wahlkreis Mühldorf tritt mit Sea Altmann (28) dieses Mal ein*e nichtbinäre*r Direktkandidat*in für die SPD an, doch nicht mit dem echten Namen: Altmann ist auf den Wahlunterlagen mit dem abgelegten Vornamen, dem sogenannten Deadname, eingetragen. Grund ist, dass der Vorname noch im Personalausweis des SPD-Mitglieds steht, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Die Landtagswahl findet am 8. Oktober statt.

"Ich habe männliche Anteile, aber auch weibliche", so begründete Altmann gegenüber dem BR die eigene Geschlechts­identität. Im Jugendalter sei Altmann oft als schwul bezeichnet worden, weil das eigene Verhalten nicht stereotypisch männlich gewesen sei. "Das war ein Begriff, der damals vorhanden war, den die Menschen kannten", so das SPD-Mitglied. Der Begriff nichtbinär war dagegen selbst Altmann lange Zeit unbekannt. Als Personalpronomen bevorzuge Altmann "dey" statt "er" oder "sie". Dieses sogenannte Neopronomen wird wie die bekannten Pronomen verwendet – die Beugung ist im Genitiv "deren" (Das ist deren Parteibuch), im Dativ "denen" (Das bringe denen eine Blume) und im Akkusativ "dey" (ich wähle dey). Gegenwärtig hat sich allerdings noch keines der Neopronomen in der Community und noch weniger in der Gesamtgesellschaft durchgesetzt.

Auch Queerfeind tritt im Wahlkreis an

Mit Markus Saller (Freie Wähler) tritt im selben Stimmkreis ein Kandidat an, der sich bereits mit Queerfeindlichkeit hervorgetan hat: Er sorgte im Juni für Schlagzeilen, als er einer trans Parteifreundin vorgeworfen hat, keine "echte" Frau zu sein (queer.de berichtete). Die Freien Wähler haben in den letzten Monaten immer wieder mit Homophobie und Queerphobie gespielt. Parteichef und Spitzenkandidat Hubert Aiwanger erklärte etwa erst im Mai, dass eine Drag-Vorlesung vor Minderjährigen "Kindswohlgefährdung" sei (queer.de berichtete). Auch beim LSVD-Vielfaltscheck stehen die Freien Wähler neben der CSU ganz unten auf der Liste (queer.de berichtete).

Große Chancen auf das Direktmandat können sich indes weder SPD-Kandidierende*r Altmann als auch Freie-Wähler-Hardliner Saller ausrechnen: Den Wahlkreis hatte die CSU vor fünf Jahren mit 48 Prozent gewonnen. Die Freien Wähler landeten mit zehn Prozent der Erststimmen nur auf Rang vier, die SPD mit sechs Prozent gar nur auf Platz fünf.

Ein ereignisreiches Wochende liegt hinter den @jusosbayern und mir. Wir haben viele sehr gute Anträge diskutiert und...

Posted by Sea Altmann on Monday, May 16, 2022
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Bereits zur Bundestagswahl 2021 hatte die Grünenpolitikerin Tessa Ganserer mit ihrem Deadnamen antreten müssen (queer.de berichtete). Grund ist, dass eine Namensänderung nach dem völlig veralteten Transsexuellengesetz nach wie vor sehr schwierig ist. Die Ampel-Koalition will dies im Selbstbestimmungsgesetz vereinfachen, das vergangenen Monat im Kabinett beschlossen worden war (queer.de berichtete).

Umfragen zufolge können CSU und Freie Wähler bei der Landtagswahl ihre Mehrheit deutlich verteidigen. Laut einer neuen GMS-Umfrage im Auftrag von Antenne Bayern und Sat.1 käme die CSU auf 36 Prozent (-1 Prozent gegenüber 2018) und die Freien Wähler auf 17 Prozent (+5). Grüne und AfD kämen auf je 14 Prozent (-4 bzw +4 Prozent) und die SPD auf 9 Prozent (-1). Die FDP würde mit drei Prozent (-2) wieder aus dem Landtag fliegen, die Linke wäre mit einem Prozent (-2) nur noch eine Splitterpartei. (cw)

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