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"Anschlagsziel"
Alice Weidel nach AfD-Angaben nach Mallorca geflohen
Die lesbische AfD-Chefin soll ein Anschlagsziel gewesen und deshalb in Sicherheit gebracht worden sein. Jetzt wurde sie auf Mallorca entdeckt.

Alice Weidel ist nach AfD-Angaben wegen einer Bedrohungslage geflohen – auf die Ferieninsel Mallorca (Bild: Deutscher Bundestag / Simone M. Neumann)
- 5. Oktober 2023, 09:37h 3 Min.
AfD-Chefin Alice Weidel hält sich nach Angaben ihres Sprechers Daniel Tapp nach einem Polizeieinsatz im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Bedrohungslage aktuell auf Mallorca auf. Er bestätigte am Mittwochabend einen "Spiegel"-Bericht, wonach Weidel am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, in einer Ortschaft an der mallorquinischen Ostküste in einem Strandrestaurant gesehen wurde, gemeinsam mit ihrer schweizerischen Lebenspartnerin. "Nach dem, für die gesamte Familie, sehr aufrührenden Ereignis vom 23. September, ist sie mit ihrer Lebensgefährtin und den Kindern der Empfehlung gefolgt, einige Zeit ihrer häuslichen Umgebung fernzubleiben, welche ein mutmaßliches Anschlagsziel war", sagte Tapp.
Weidel hatte zum Feiertag am Dienstag einen geplanten Auftritt als Hauptrednerin bei einer AfD-Wahlkampfveranstaltung im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth abgesagt und lediglich eine Videobotschaft übermittelt: "Ich würde nichts lieber tun, als heute bei Euch zu sein, aber ich kann es leider nicht". Ein Sprecher hatte dazu erklärt, es habe "am vorletzten Wochenende" "einen sicherheitsrelevanten Vorfall" gegeben.
Weidel und ihre Familie seien von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht worden, "da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten". Aus Vorsichtsgründen habe sie daher auf öffentliche Auftritte verzichtet. Ein Sprecher der Polizei Schwyz in der Innerschweiz bestätigte dem Sender SRF am Mittwoch einen Polizei-Einsatz in dieser Angelegenheit am 23. September. Zur Art des Einsatzes wollte er nichts sagen.
BKA weiß von nichts
"Focus Online" zitierte am Mittwochabend einen Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) mit den Worten: "Die Absage der Teilnahme an der gestrigen Veranstaltung durch Alice Weidel geschah nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA." Das BKA ist für den Personenschutz von Bundespolitikern zuständig.
Auf der Veranstaltung in Mödlareuth wurde von einem Redner behauptet, Weidel sei in einem Safehouse, dürfe dieses nicht verlassen und müsse bis auf weiteres untergetaucht bleiben. Das ist aber laut ihrem Sprecher nicht korrekt. Ihre Familie sei am 23. September an einen sicheren Ort gebracht worden. Weidel selbst war in der darauffolgenden Woche auch im Bundestag. Erst danach sei die AfD-Politikerin, die knapp eine Woche auch in den sozialen Medien abtauchte, auf die spanische Ferieninsel geflogen.
"Hat Alice Weidel das Sicherheitsproblem erfunden?"
Viele politische Gegner*innen gehen von einer Inszenierung der AfD aus: "Hat #AliceWeidel das Sicherheitsproblem passend zur #Wahl erfunden?", fragte etwa Ex-Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) auf X. "Ich trau ihr ein solch perfides Schauspiel zu", so Künast weiter. Am Sonntag wird in Hessen und Bayern ein neuer Landtag gewählt.
/ RenateKuenastHat #AliceWeidel das Sicherheitsproblem passend zur #Wahl erfunden? Laut @derspiegel war/ ist sie munter auf #Mallorca. Ich trau ihr ein solch perfides Schauspiel zu. @ARD_Presse @tagesschau @Die_Gruenen https://t.co/xHPwwCXE0r
Renate Künast (@RenateKuenast) October 4, 2023
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Die AfD beklagte am Mittwoch auch, dass AfD-Chef Tino Chrupalla bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt "tätlich angegriffen" und in ein Krankenhaus eingeliefert worden sei. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung ein. Bisherige Informationen zu dem Vorfall sind noch unübersichtlich.
Die rechtsextreme Partei ist dafür bekannt, sich als Opfer zu stilisieren und es dabei auch mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. 2019 kam es etwa zu einem Angriff auf den Bremer Politiker Frank Magnitz. Die Partei teilte darauf mit, die Täter hätten Magnitz mit einem Kantholz bewusstlos geschlagen und anschließend gegen seinen Kopf getreten. Doch das erwies sich als Lüge: Die Bremer Staatsanwaltschaft veröffentlichte ein Video, das laut der Behörde zeige, dass sich Magnitz bei einem Sturz verletzt habe.
Laut offiziellen Zahlen (PDF) gab es letztes Jahr 321 tätliche Angriffe auf Politiker*innen der AfD. Damit liegt die Partei auf Platz drei – hinter Politiker*innen von Grünen und SPD, die noch häufiger Opfer von gewalttätigen Attacken wurden. (dpa/cw)














