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Weiterer Staat kippt Verbot
Mauritius legalisiert Homosexualität
Die afrikanische Inselrepublik Mauritius schafft nach 185 Jahren das Verbot sexueller Beziehungen unter Männern ab.

Aktivist*innen setzten sich beim CSD Mauritius für das Ende der Diskriminierung ein (Bild: Peter Tatchell Foundation)
- 5. Oktober 2023, 12:57h 2 Min.
Der oberste Gerichtshof der Inselgruppe Mauritius hat am Mittwoch die Kriminalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex unter Männern nach Paragraf 250 des Strafgesetzbuches für verfassungswidrig erklärt. Bislang standen auf schwulen Sex nach einem Gesetz aus dem Jahr 1838 bis zu fünf Jahre Haft.
In der Urteilsbegründung des Falls "Abdool Ridwan Firaas Ah Seek v. State of Mauritius" (PDF) argumentierte der Supreme Court, dass der einzige "natürliche Weg [für den Kläger] und andere homosexuelle Männer auf sexuelle Beziehungen kriminalisiert wird, während heterosexuellen Männern das Recht auf sexuelle Beziehungen in einer Art haben, die ihnen natürlich ist". Private sexuelle Beziehungen zwischen erwachsenen Männern, die einvernehmlich stattfänden, dürften nicht illegal sein.
"185 Jahre staatlich sanktioniertes Stigma"
Die Organisation Human Dignity Trust, die den schwulen Kläger unterstützte, begrüßte das Urteil überschwänglich: "Diese Entscheidung kippt endlich 185 Jahre von staatlich sanktioniertem Stigma gegen queere Menschen in Mauritius und schickt eine deutliche Botschaft an die anderen Staaten in Afrika und darüber hinaus, die Homosexualität kriminalisieren: Diese Gesetze müssen weg", erklärte Téa Braun vom Human Dignity Trust. Laut der Organisation sei das schwulenfeindliche Gesetz zwar bereits zuvor "größtenteils überholt" gewesen, da es seit Jahren keine Berichte über Bestrafung schwuler Aktivitäten auf der Inselgruppe gebe. Die Existenz des Gesetzes sei aber eine Verletzung der Menschenrechte, da sie "weitere Diskriminierungen" provoziere.
Mauritius ist ein Inselstaat im Südwesten des Indischen Ozeans rund 900 Kilometer östlich von Madagaskar. Bis 1968 war das Land eine britische Kolonie. Mauritius ist etwas kleiner als Luxemburg, hat mit 1,3 Millionen Einwohner*innen aber eine weit höhere Bevölkerungsdichte. Haupteinnahmequellen sind Tourismus, Textilien, Zuckerproduktion und Finanzdienstleistungen.
Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung ist hinduistischen Glaubens, ein Drittel sind Christ*innen, ein Sechstel Muslim*innen. Schon bislang galt das Land trotz des Verbots als eines der LGBTI-freundlichsten in Afrika. So gibt es etwa Antidiskriminierungsgesetze, die Diskriminierung der sexuellen Orientierung im Arbeitsrecht und Zivilrecht verbieten.
Zuletzt legalisierten die Cookinseln im März Homosexualität (queer.de berichtete). Auch dort basierte das Verbot auf der britischen Kolonialherrschaft. (dk)















