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Philippinen

Manila: Drag-Star drohen zwölf Jahre Haft

Christliche Gruppen hatten sich über einen Auftritt von Pura Luka Vega als Jesus beschwert.


Pura Luka Vega vor wenigen Wochen vor einem Termin mit der Staatsanwaltschaft in Quezon City, wo ebenfalls nach einer Anzeige gegen den Drag-Star ermittelt wird (Bild: puralukavega / instagram)

  • 7. Oktober 2023, 10:18h 3 Min.

In den Philippinen ist am Mittwoch die bekannte Drag-Persönlichkeit Pura Luka Vega verhaftet worden und befindet sich seitdem in Polizeigewahrsam auf einer Wache in der Hauptstadt Manila. Nach einer Art Blasphemie-Gesetz drohen der früheren Teilnehmerin der Amazon-Show "Drag Den" bis zu zwölf Jahre Haft.

Laut Medienberichten wurde die Person hinter der bärtigen Drag-Rolle, Amadeus Fernando Pagente, die sich wie ihr Alter Ego "am ehesten" als "nicht-binär" beschreibt und kein bestimmtes Pronomen bevorzugt, nach Artikel 201 des Strafgesetzbuches angeklagt. Dieser stellt "unanständige oder unmoralische Theaterstücke, Szenen, Darbietungen oder Shows" unter Strafe, die "eine Rasse oder Religion beleidigen".

Hintergrund ist ein im Juli viral gegangenes Video, in dem der 33-jährige Drag-Star in einer Art Jesus-Outfit zu sehen ist, zu einer Rock-Version des Vaterunsers in Tagalog. Das Video hatte für Kritik von christlichen Gruppen und einigen Politiker*­innen geführt, eine protestantische und eine katholische Gruppe stellten Strafanzeige. Rund 80 Prozent der Bewohner*­innen der einst von Spanien kolonialisierten Inselgruppe sind katholisch. Die Bischofskonferenz hatte das Video kritisiert, aber keine Ermittlungen gefordert. Mehrere Städte, darunter die City of Manila, hatten die Drag-Künstler*in zur Persona non grata erklärt.

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Das später gelöschte Video sollte niemanden in seinem Glauben verletzen, betonte der Star im Sommer. Zugleich sei es eine Reaktion auf die Verletzungen, die die Kirche queeren Menschen zugefügt habe, und ein Akt der Heilung. Zu der Verhaftung sagte Pura Luka Vega der Nachrichtenagentur AFP, diese zeige die Schwere an Homophobie in dem Land. "Ich verstehe, dass Leute meine Leistung als blasphemisch, beleidigend oder bedauerlich bezeichnen. Allerdings sollten sie mir nicht sagen, wie ich meinen Glauben ausübe oder wie ich meinen Drag mache."

Große Unterstützungswelle

Die Verhaftung am Mittwoch sorgte für einigen Medienrummel – zumal am gleichen Tag das viel beachtete Finale von "Drag Race Philippines" stattfand. Queere Personen und Themen spielen in der Kultur, im Kino oder in TV-Serien, des südostasiatischen Staates eine größere Rolle, es gibt Szeneeinrichtungen und CSDs. Zugleich ist das Land bei LGBTI-Rechten ein Nachzügler: Gleichgeschlechtliche Paare werden ebenso rechtlich nicht anerkannt wie trans Personen, Antidiskriminierungsgesetze gibt es nur teilweise auf lokaler Ebene. Abtreibungen und Scheidungen sind verboten.

Unter den Hashtags "FreePuraLukaVega" und "DragIsNotACrime" (Drag ist kein Verbrechen) mobilisierte die Szene für ihren Star. So wurde Geld für die Kaution gesammelt – ein Gericht gab dem am Freitag statt, aufgrund weiterer benötigter Dokumente und Schließungszeiten des Gerichts erfolgte allerdings noch keine Freilassung.

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Das Strafverfahren geht weiter

Das Strafverfahren, kritisiert unter anderem auch von Human Rights Watch, geht danach freilich weiter. Nach ersten Protestaktionen ist für Sonntag eine größere Veranstaltung mit Drag-Shows und Verkaufsständen von Merchandise zur Unterstützung von Pura Luka Vega geplant.

/ brianblack_

Aufgrund von Strafanzeigen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft in Quezon City, ebenfalls in Metro Manila, gegen den Drag-Star. Pura Luka Vega hatte diesbezüglich auch Termine wahrgenommen. Zu der Verhaftung in Manila ist es offenbar gekommen, weil der Star nicht bei der Staatsanwaltschaft vorstellig wurde. Eine entsprechende Vorladung sei ihr nicht zugestellt worden, sagte die Drag-Persönlichkeit. Sie wolle sich natürlich den Anschuldigungen stellen und für ihr Recht kämpfen. (nb)

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