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Vor Nationalratswahl

Mit antisemitischer Symbolik: SVP erfindet "Gender-Monster"

Die schweizerische Version der AfD stilisiert queere Menschen wie ihre deutschen Gesinnungsgenoss*innen zur Gefahr für Kinder hoch – mit erschreckenden bildlichen Parallelen zum Nationalsozialismus.


So macht die SVP Stimmung: Das queere Monster greift nach unschuldigen Kindern (Bild: SVP Baselland)

  • 9. Oktober 2023, 11:13h 3 Min.

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) des Kantons Basel-Landschaft sorgt mit einer queer­feindlichen Kampagne für Entsetzen: Vergangenen Donnerstag stellte die Partei eine "Kinderschutzinitiative" vor, mit der sie queere Menschen als Gefahr für Kinder darstellt.

Das Kampagnenplakat zeigt einen grünen, haarigen Monsterarm mit einer Regenbogen­binde, der nach drei offensichtlich unschuldigen Kindern greift. Daneben steht der Text: "Gender-Monster stoppen. Kinderschutzinitiative Ja!" Mit einer entsprechenden Volksinitiative soll in Schulen geschlechter­gerechte Sprache verboten werden.

"Ganz klar antisemitisch"

Professor Erik Petry von der Universität Basel hält das Plakat für hochproblematisch. Es sei "ganz klar antisemitisch", sagte er der "Basler Zeitung". "Ich war entsetzt, als ich das Plakat gesehen habe", so der Historiker, der sich insbesondere mit dem Judentum beschäftigt.

So bediene sich das Plakat einer Bildersprache, wie sie aus antisemitischen Hetzschriften aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert bekannt sei. Jüdische Menschen seien demnach oft als Monster dargestellt worden, die nach Kindern griffen. Geschichten vom angeblichen jüdischen Ritualmord an Kindern sind außerdem bis heute unter Rechten weit verbreitet. Zudem erinnere die Binde stark an Nazi-Binden, die jüdische Menschen im Ghetto tragen mussten, so Petry.

Die Mitinitiatorin und SVP-Nationalratskandidatin Sarah Regez hält dagegen an dem Motiv fest und bestreitet jeglichen Zusammenhang mit Antisemitismus. Dabei stilisierte sich Regez zum Opfer von politischen Gegner*innen, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung einschränken wollten: "Die Befürworter der bevormundeten Gendersprache, denen offensichtlich die Argumente fehlen, versuchen, uns nun mit unhaltbaren Antisemitismus-Vorwürfen mundtot zu machen", so Regez.


Sarah Regez rühmt sich damit, das zu sagen, was man angeblich nicht mehr sagen darf (Bild: X / Sarah Regez)

Sie erklärte auch, dass die Regenbogenarmbinde keine Anspielung auf den Nationalsozialismus, sondern auf die Fußball-WM 2022 in Katar gewesen sei. Insbesondere in Deutschland war das Verbot dieser Kapitänsbinde durch die FIFA kritisiert worden (queer.de berichtete).

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Selbst die Oma der Initiatorin hält nichts von der Hasskampagne

Regez war bereits mehrfach wegen ihres selbst für SVP-Verhältnisse extremistischen Wahlkampf kritisiert worden. Deswegen wandte sich sogar die Großmutter der 29-Jährigen von ihr ab. Laut "20 Minuten" verfasste sie einen offenen Brief, in dem sie die Menschenfeinlichkeit ihrer Enkelin offen kritisierte: "Die Lösungen, für welche du stehst, sind für mich schrecklich: Vernichtung der Andersdenkenden, Gewalt, Krieg. Deine Gegner sind deine Feinde."

Die SVP ist die stärkste Partei in der Schweiz und erreichte bei den letzten Nationalratswahlen mehr als 25 Prozent der Stimmen. Die Partei kämpfte 2021 für die Beibehaltung des Ehe-Verbots für Lesben und Schwule, unterlag allerdings in einem Volksentscheid (queer.de berichtete). Immer wieder sorgen SVP-Politiker*innen mit extrem queerfeindlichen Äußerungen für Schlagzeilen: Daniel Regli behauptete etwa vor einigen Jahren, "dass sich promiske Homosexuelle zwischen 30 und 40 das Leben nehmen, weil der Analmuskel nicht mehr hält, was er verspricht" (queer.de berichtete). Bekanntester SVP-Nationalrat ist Roger Köppel, der über sein Wochenmagazin "Die Weltwoche" versucht, auf die politische Debatte in Deutschland Einfluss zu nehmen. Seinen Botschaften werden von rechtsextremen Blogs wie "PI-News" weiterverbreitet. Köppel bewirbt sich nicht um einen erneuten Einzug ins Parlament. Die Wahlen finden am 22. Oktober statt. (dk)


Auch bei der Kampagne für die Beibehaltung des Ehe-Verbots warnte die SVP vor angeblich das Kindeswohl gefährdenden Homosexuellen (Bild: Facebook / SVP Baselland)

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