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Südasien

Indien: Heute fällt das Urteil zur Ehe für alle

Seit April verhandelt der Oberste Gerichtshof Indiens über die Öffnung der Ehe. Dutzende lesbische und schwule Paare und Aktivist*­innen haben gegen das Ehe-Verbot geklagt. Am Dienstag wird das Urteil verkündet.


Schwules Paar in Indien: Porträt aus dem Magazin "Elska Mumbai" (Bild: Liam Campbell / Elska)
  • 16. Oktober 2023, 23:28h 3 Min.

Das Höchste Gericht in Indien will am Dienstag sein Urteil zu der Frage verkünden, ob gleich­geschlechtliche Ehen in dem südasiatischen Land zugelassen werden sollen. Das teilte das Gericht am Montagabend auf seiner Internetseite mit.

Dutzende lesbische und schwule Paare und Aktivist*­innen hatten sich zuvor an das Gericht gewandt, um eine gesetzliche Regelung zu erreichen (queer.de berichtete). Bei einer Anerkennung könnte das patriarchal geprägte Indien eines der wenigen nicht-westlichen Länder werden, die die Ehe für alle ermöglichen. Indien ist zudem mit seinen 1,4 Milliarden Einwohner*­innen das bevölkerungsreichste Land der Welt – das Urteil betrifft also besonders viele Menschen. In Asien hat bislang nur Taiwan die Ehe geöffnet. Im Juni ordnete das Höchste Gericht von Nepal eine vorläufige Ehe-Öffnung an, bis der Gesetzgeber die Forderung umsetzt (queer.de berichtete).

Regierung gegen Ehe-Öffnung

Die Regierung der hindunationalistischen BJP-Partei lehnt eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare als "urbanes, elitäres Konzept" ab. Sie argumentierte, dass in der indischen Kultur eine Ehe zwischen Frau und Mann stattfinden solle und das Thema im Parlament und nicht im Gericht besprochen werden soll (queer.de berichtete).

Die Kläger*­innen haben hingegen erklärt, dass die indische Verfassung Gleich­behandlung garantiere. Queere Paare würden außerdem bislang ganz praktische Nachteile erleiden: So könnten sie kein Gemeinschaftskonto eröffnen oder würden im Erbfall nicht berücksichtigt werden.

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Das Höchste Gericht legalisierte 2018 Homosexualität

Premierminister Narendra Modi führt das Land seit 2014 an – seine Regierungspartei Bharatiya Janata wird als rechtskonservativ und in Teilen rechtsextrem eingeordnet. Das Land hat sich unter Modis Führung von einer säkularen, multikulturellen Nation zu einem hinduistisch geprägten Staat gewandelt, in dem religiöse Diskriminierung an der Tagesordnung ist. Homosexualität wird abgelehnt und ist gesellschaftlich nach wie vor tabuisiert. Erst im Januar lehnte die Regierung einen erfahrenen indischen Juristen als Richter am Obersten Gerichtshof ab, weil er schwul ist (queer.de berichtete).

Trotzdem gab es zuletzt eine Liberalisierung, die von den Höchstrichter*innen vorangetrieben wurde: Seit September 2018 steht Homosexualität nicht mehr unter Strafe (queer.de berichtete). Letztes Jahr entschied das Gericht, dass auch "unverheiratete Paare oder queere Beziehungen" Anspruch auf Sozialleistungen hätten, die heterosexuellen Ehe-Leuten oder Familien zustehen (queer.de berichtete).

In den großen Städten Indiens werden gleichgeschlechtliche Paare inzwischen vermehrt sichtbar. Laut einer Umfrage des Pew Research Center ist die Akzeptanz von Homosexualität zwischen 2014 und 2020 von 14 auf 37 Prozent gestiegen – sie lag damit höher als in einigen europäischen Ländern wie Bulgarien oder der Ukraine, aber weit unter den Werten westeuropäischer Staaten.

In Demonstrationen und Protestaktionen setzen sich queere Menschen in Indien lautstark für gleiche Rechte ein (queer.de berichtete). (cw/dpa)

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