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Filmfestival
Das sind die queeren Highlights der Viennale
Das größte Filmfestival Österreichs hat ab Donnerstag wieder einige queere Highlights im Programm. Mit dabei sind der diesjährige Gewinner der Queer Palm aus Cannes, historische Zeugnisse über James Baldwin und ein besonderer Star-Gast.

Szene aus "Kaibutsu" ("Monster"), dem Gewinner der Queer Palm in Cannes (Bild: Viennale)
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18. Oktober 2023, 04:35h 4 Min.
Die 61. Viennale vom 19. bis 31. Oktober in Wien zeigt auch in diesem Jahr wieder viele queere Filme. Darunter sind Highlights aus den großen Festivals wie Cannes und Venedig, doch das größte Filmfestival Österreichs hat noch mehr zu bieten: Am 26. Oktober ist die legendäre Catherine Deneuve zu Gast in Wien für eine Galavorführung der Proust-Verfilmung "Le Temps retrouvé", dessen Regisseur Raúl Ruiz das Festival eine Retrospektive widmet.
Im Programm findet sich auch eine Historiografie über den Schwarzen und schwulen Autoren und Bürgerrechtler James Baldwin. "Baldwin Abroad" umfasst drei vor Kurzem restaurierte Filme, die Aufenthalte Baldwins in Istanbul, Paris und London dokumentieren. Darin spricht er über seine Identität als Amerikaner, über das Wesen von Liebe und Sexualität, über Kreativität, Freiheit, Black Power und das Überleben. Zum Baldwin-Programm gehört auch die Doku "I Heard it through the Grapevine", in der Baldwin sich zwei Jahrzehnte nach der Bürgerrechtsbewegung an einige der historischen Schauplätze zurückbegibt.

Szene aus "James Baldwin: From Another Place" (Bild: Viennale)
"Kaibutsu" ("Monster")
Eine alleinerziehende Mutter merkt, dass ihr Sohn Minato sich verändert hat. Irgendetwas an seiner Schule muss passiert sein – und die Mutter stürmt zur Direktorin, um das aufzuklären. Was genau, das bleibt lange ein Geheimnis. Nur so viel: Für sein Sozialdrama "Kaibutsu" ("Monster") wurde der japanische Regisseur Koreeda Hirokazu dieses Jahr in Cannes mit der Queer Palm ausgezeichnet (queer.de berichtete).
Anatomie d'une Chute ("Anatomie eines Falls")
Die französische Regisseurin Justine Triet kombiniert in ihrem neuen Film einen intensiven Gerichtsfilm mit einem intimen Beziehungsdrama: Die bisexuelle Sandra (großartig gespielt von Sandra Hüller) wird beschuldigt, ihren Mann umgebracht zu haben. Vor Gericht werden ihre Affären zu Frauen ausgeschlachtet. "Anatomie eines Falls" hat dieses Jahr die Goldene Palme in Cannes gewonnen (queer.de berichtete).
"Perpetrator"

Szene aus "Perpetrator" (Bild: Viennale)
Jonny bekommt von ihrer Tante zum 18. Geburtstag eine verzauberte Blut-Torte – und kurze Zeit später verschwinden an ihrer neuen High School fünf Mitschülerinnen. Die Taten locken sie an, sie begibt sich auf Spurensuche. "Perpetrator" ist der neueste Spielfilm von Jennifer Reeder, die für ihre feministischen Teenager-Filme bekannt ist. Für die taz war der queer-feministische Genre-Mix aus Body Horror, Gore und Mystery ein "Höhepunkt der Berlinale", wo er seine Weltpremiere feierte.
"After Work"
Holger, im Bademantel, erwartet Lutz – eine schnelle, unverbindliche Nummer soll es werden. Der deutsche Filmemacher Jan Soldat war schon im vergangenen Jahr mit "Wohnhaft Erdgeschoss" auf der Viennale vertreten, jetzt zeigt er mit "After Work" einen neuen – nur fünfminütigen – Kurzfilm. Wieder geht es um die Lieblingsthemen des Regisseurs: Sex, Neugierde, Körper.
"Die Nachtmeerfahrt"

Szene aus "Die Nachtmeerfahrt" (Bild: Viennale)
Von einem Tag auf den anderen wachsen Fotomodell Lilly Bartstoppel und sie beginnt, sich als Mann durch die Wiener Nacht treiben zu lassen. Die Trennung von Weiblichkeit und Männlichkeit verliert dabei zunehmend an Bedeutung. "Die Nachtmeerfahrt" aus dem Jahr 1985 ist Teil der Kinematografie "Keine Angst". Die Filme der heute 75-jährigen Österreicherin Kitty Kino wurden weltweit gezeigt – in einer Zeit, in der österreichischen Filmen international kaum Beachtung geschenkt wurde.
"Notre Corps" ("Our Body")
Der Dokumentarfilm der französischen Filmemacherin Claire Simon zeigt eine Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Private und intime Momente – Abtreibungen, Geburten, Hormontherapien für trans Personen, Krebstherapien und In-vitro-Fertilisationen – macht der Film öffentlich, darunter sogar eine Behandlung von Claire Simon selbst.
"All of Us Strangers"

Szene aus "All of Us Strangers" (Bild: Viennale)
Adam, Ende 40, reist in der Zeit zurück und kann mit seinen eigentlich verstorbenen Eltern sprechen – auch darüber, dass er schwul ist. Der neue Film von Andrew Haigh, bekannt für "Weekend" und die Serie "Looking", wird bei der Viennale zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum gezeigt.
"Un Prince" ("A Prince")
Pierre-Joseph macht eine Ausbildung zum Gärtner, und viele Jahre später erblühen bei einem neuen Auftraggeber mehr als nur die Pflanzen. Das Festival beschreibt den Film als "Fabel über die Botanik als Aphrodisiakum und fantasierte Autobiografie voller erotischer Adoptionen". Regisseur Pierre Creton hat sich als filmender Landwirt und Künstler in Frankreich einen Namen gemacht, sein neuester Film ist nun erstmals im deutschsprachigen Raum zu sehen.
"Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin"

Szene aus "Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin" (Bild: Viennale)
"Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin" ist der Abschlussfilm der Berliner Film- und Theaterregisseurin Martha Mechow. Darin sucht Flippa nach ihrer älteren Schwester Furia – und nach der Antwort auf die Frage, ob und wie jenseits des "heterosexuellen Knotens" zu lieben wäre.
"Arturo a los 30" ("About Thirty")
Regisseur Martín Shanly spielt Arturo, der ein Fettnäpfchen nach dem anderen mitnimmt. Bei einer Party, zu der er nicht eingeladen ist, ergibt sich was auf der Toilette, später gibt's noch einen Blowjob im Garten für einen Kellner – genau in dem Moment, als alle rausgehen, um das Feuerwerk zu bestaunen.
Links zum Thema:
» Homepage der Viennale
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
01:45h, MDR:
Charlatan
Der Film der oscarnominierten Regisseurin Agnieszka Holland über den tschechischen Wunderheiler Jan Mikolášek, der mit seinem Assistenten liiert ist, beruht auf einer wahren Geschichte.
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