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Bundessozialgericht

Geschlechts­angleichung für Enbies keine Kassenleistung

Weil es bislang noch keine Empfehlung des Gemeinsamen Bundesausschusses gibt, müssen Krankenkassen nichtbinären Menschen nicht die Kosten für Mastektomien erstatten, entschied das Bundessozialgericht.


Symbolbild: Nichtbinäre Person mit einem Make-up-Entfernungstuch (Bild: Zackary Drucker / The Gender Spectrum Collection)
  • 19. Oktober 2023, 17:45h 2 Min.

Geschlechtsangleichende Operationen für nichtbinäre Personen sind derzeit keine Kassenleistung. Das hat das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel am Donnerstag entschieden (Aktenzeichen B 1 KR 16/22 R).

Der Anspruch auf die Kostenübernahme entsprechender Eingriffe bei Versicherten, die ihr Geschlecht weder als weiblich noch als männlich empfinden, setzt dem 1. Senat des BSG zufolge eine Empfehlung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) voraus. An einer entsprechenden Empfehlung des höchsten Gremiums der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen aus Vertretern der Ärzteschaft, der Krankenkassen und der Krankenhäuser fehle es bislang.

Krankenkasse lehnte Kostenerstattung ab

Geklagt hatte eine Person, der bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugeordnet worden war und die im Oktober 2019 ihren Vornamen und die Geschlechtsangabe im Geburtenregister in "ohne Angabe" ändern ließ (queer.de berichtete). Kurz darauf beantragte sie bei ihrer Krankenkasse befundgestützt die Gewährung einer beidseitigen Mastektomie. Die Krankenkasse lehnte den Antrag nach Einholung einer Stellungnahme des Medizinischen Dienstes ab. Den Widerspruch der klagenden Person dagegen wies sie zurück.

Während das Sozialgericht Mannheim die Krankenkasse zur Kostenerstattung verurteilte, wies das Landessozialgericht Baden-Württemberg die Klage ab. Das BSG entschied nun, dass es sich bei körpermodifizierenden Operationen bei nichtbinären Personen um eine neue Untersuchungs- und Behandlungsmethode handle. Auf diese bestehe ein Anspruch erst, wenn der G-BA eine entsprechende Empfehlung abgegeben habe. Es sei jetzt seine Aufgabe, zum Schutz der betroffenen Personen vor irreversiblen Fehlentscheidungen die sachgerechte Anwendung der neuen Methoden sowie ihre Wirksamkeit zu beurteilen.

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BSG erkennt geschlechtliche Vielfalt an

Die bisherige Rechtsprechung des BSG zum "Transsexualismus" habe auf den klar abgegrenzten Erscheinungsbildern des weiblichen und männlichen Geschlechts beruht, führte der Vorsitzende Richter aus. Der Senat halte an der Beschränkung auf geschlechtsangleichende Operationen ausschließlich zur Angleichung an das weibliche oder männliche Geschlecht nicht mehr fest, betonte er. Dem stehe die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes entgegen, nach der auch die geschlechtliche Identität für Personen mit "Varianten der Geschlechtsentwicklung", die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen, vom allgemeinen Persönlichkeitsrecht geschützt seien. (cw/dpa)

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