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Westafrika

Nigeria: 76 "Homo­sexuelle" bei Feier festgenommen

Den 59 Männern und 17 Frauen wird vorgeworfen, an einer gleichgeschlechlichen Hochzeitszeremonie teilgenommen zu haben.


Die Festnahmen erfolgten durch das paramilitärische NSCDC (hier bei einem anderen Einsatz) (Bild: Nigeria Security and Civil Defence Corps / FB)

  • 24. Oktober 2023, 11:19h 3 Min.

Rund zwei Monate nach der Festnahme von 200 Menschen bei einer angeblichen "Schwulenhochzeit" im Süden des Landes haben Sicherheitskräfte am Samstag im Norden Nigerias mehr als 70 Personen bei einer Razzia unter einer ähnlichen Begründung festgenommen.

Die Festnahmen erfolgten nach einer angeblichen Nachbarnbeschwerde am Samstag in Gombe, einem muslimisch dominierten Bundesstaat, und wurden am Montag von den Behörden verkündet. "Wir haben 76 mutmaßliche Homosexuelle festgenommen, die eine Geburtstagsfeier veranstalteten, die von einem von ihnen organisiert wurde, der bei der Veranstaltung seine männliche Braut heiraten sollte", sagte Buhari Saad, ein Sprecher des Nigeria Security and Civil Defense Corps, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Insgesamt seien 59 Männer und 17 Frauen festgenommen worden und 21 hätten "willentlich ihre Homosexualität zugegeben", so das paramilitärische Corps. Nach Angaben von Reuters ist für Dienstag ein Termin vor dem Haftrichter geplant.

Bis zu 14 Jahre Haft für Hochzeits-Teilnahme

Homosexuelle Handlungen können in Afrikas meistbevölkertem Staat mit rund 220 Millionen Einwohner*innen nach einem "Unzuchts"-Paragafen aus britischer Kolonialzeit mit bis zu 14 Jahren Haft belegt werden, nach einer u.a. von der katholischen Kirche eingeforderten Strafverschärfung aus dem Jahr 2014 können auch gleichgeschlechtliche Küsse, die Teilnahme an einer gleichgeschlechtlichen Hochzeitszeremonie oder die Arbeit für LGBTI-Organisationen entsprechend bestraft werden (queer.de berichtete).

Wie in anderen Ländern Afrikas hatte es so in den letzten Jahren in Nigeria entsprechend häufiger Razzien bei vermeintlichen "Schwulenhochzeiten" gegeben – Ende August wurden 200 Männer bei einer Veranstaltung im südlichen Bundesstaat Delta festgenommen und den Medien gegenüber regelrecht vorgeführt (queer.de berichtete). 67 von ihnen wurden angeklagt und warten inzwischen auf Kaution freigesetzt auf den Prozess.

In zwölf muslimisch dominierten Bundesstaaten des Landes drohen zudem Homosexuellen nach – teils unterschiedlichem – Scharia-Recht Peitschenhiebe oder gar die Todesstrafe – letzteres wie im bei der aktuellen "Hochzeit" betroffenen Bundesstaat Gombe zumeist, wenn eine muslimische Person, die einen "unnatürlichen Geschlechtsverkehr" hatte, verheiratet war. So waren im letzten Jahr im Bundesstaat Bauchi drei von der Religionspolizei festgenommene Männer zum Tode verurteilt worden (queer.de berichtete). Über eine mögliche Berufung (vor einem staatlichen Gericht, das Staats- und Schariarecht anwenden soll) oder gar eine Vollstreckung wurde bislang nichts bekannt. Gegen die nach jeglichem Rechtssystem selten vollstreckte Todesstrafe kann der jeweilige Gouverneur sein Veto einlegen.

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Homosexualität ist in vielen Staaten des Kontinents strafbar. Uganda verschärfte im Mai seine Anti-Homosexuellen-Gesetze, sexuelle Handlungen können nun mit der Todesstrafe geahndet werden. Eine entsprechende erste Anklage erfolgte im August (queer.de berichtete). Im Nachbarland Kenia soll demnächst im Parlament über ein Gesetz nach ugandischem Vorbild debattiert werden. In Ghana berät das Parlament derzeit über ein Gesetz, nach dem Schwulen und Lesben mehrjährige Haft drohen könnte, wenn sie sich selbst als homosexuell bezeichnen. Auch in Namibia beschloss das Parlament im Juli ein Gesetz, das die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Ehen ausschließt, die im Ausland geschlossen wurden. Im Land selbst ist Homosexualität verboten. (cw)

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