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Zur Fahndung ausgeschrieben: Russland geht jetzt gegen ESC-Siegerin vor
Das russische Regime würde gerne die ukrainische ESC-Siegerin Jamala verhaften. Die 40-Jährige hatte sich zuvor für die Bevölkerung in der besetzten Krim eingesetzt und russische Kriegsverbrechen kritisiert.

Jamala Anfang März bei einem Auftritt in der ESC-Show "Germany 12 Points" im März 2022, kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine (Bild: Screenshot / Das Erste)
- 20. November 2023, 13:12h 2 Min.
Russland hat Jamala, die ukrainische Siegerin des Eurovision Song Contest 2016, zur Fahndung ausgeschrieben. Das meldeten staatliche russische Nachrichtenagenturen. Den strafrechtlichen Vorwurf gegen die Sängerin krimtatarischer Herkunft nannte das russische Innenministerium in Moskau nicht.
Ein nicht genannter Polizeivertreter erklärte aber gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, dass Jamala wohl "Falschinformationen" über das russische Militär verbreitet habe. Als Falschinformation wird von der Staatsmacht praktisch alles beschrieben, was nicht der offiziellen Linie des Putin-Regimes entspricht. Möglicherweise ist Kritik Jamalas am russischen Massaker in Butscha ein Grund für die Fahndung – in der Stadt hatte das russische Militär letztes Jahr ein Massaker unter Zivilist*innen angerichtet, bei dem nach ukrainischen Angaben 458 Menschen starben. Russland weist dies, wie praktisch alle Vorwürfe von Kriegsverbrechen, stets empört zurück.
Jamala (40), mit bürgerlichem Namen Sussana Dschamaladinowa, hat den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine immer wieder öffentlich angeprangert. Sie macht sich auch für die Krimtatar*innen stark, die auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim Menschenrechtsberichten zufolge unterdrückt werden.
Siegersong von Jamala behandelte russische Unterdrückung
Jamalas ESC-Siegerlied in Stockholm 2016 mit dem Titel "1944" erinnerte an die damalige von Moskau befohlene Vertreibung der Krimtatar*innen aus der Heimat. Sie unterstützte auch offen queere Aktivist*innen in ihrem Land und setzte sich etwa für den CSD in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw ein (queer.de berichtete).
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Auch Jamala hat bereits auf die Fahndung reagiert: Am Montag postete sie die Überschrift einer Meldung des ukrainischen Nachrichtenportals "Ukrainska Prawda" mit einem Facepalm-Emoji.
Bis jetzt haben bereits drei Acts aus der Ukraine den ESC gewonnen, obwohl das Land erst seit 2003 beim Musikfestival dabei ist. 2004 gewann Ruslana mit "Wild Dances", 2022 das Kalush Orchestra mit "Stefania". Deutschland, das seit 1956 ohne Unterbrechung mitmacht, kam nur auf zwei Siege. Russland gewann übrigens nur ein Mal: 2008 siegte Dima Bilan mit "Believe". (dpa/cw)













