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Influencer im Interview

Inhalte oder Aufrufe: Was ist dir wichtiger, Maximilian Pichlmeier?

Rund fünf Millionen Likes konnte Maximilian Pichlmeier allein auf TikTok mit seiner queeren Aufklärungsarbeit erzielen. Im Interview mit queer.de spricht er ganz offen über Erfolgsdruck, Hass im Netz und seine persönlichen Fehltritte.


Maximilian Pichlmeier gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten queeren Content Creator*innen in Deutschland (Bild: Vera Johannsen)

Der queere Content Creator Maximilian Pichlmeier ist den meisten sicherlich unter seinen Instagram- und TikTok-Handles "maxls_pics" bzw. "maxls_tiktok" bekannt. Denn insbesondere auf TikTok konnte er bereits eine hohe Anzahl an Likes einfahren und erreicht mit einem einzigen Video teilweise bis zu 1,7 Millionen Menschen. In der Regel haben seine Videos einen Bezug zu LGBTI-Themen: Mal kritisiert er den "Stolz-Monat" der AfD, mal weist er die Deutsche Bahn daraufhin, dass die binäre Geschlechterordnung längst überholt ist.

Zwischendurch bleiben seine TikToks aber, wie bei fast allen Creator*innen, auch mal im niedrigen vierstelligen Bereich stocken, oder ziehen einige negative Kommentare mit sich. Ob und wie sehr ihn dies belastet, verrät er im Interview mit queer.de. Zudem geht er auf die Themen Hass im Netz, die Rolle der AfD auf TikTok und seinen (Nicht-)Verdienst mit den Kurzvideos ein. Ein spannendes Gespräch mit einem der wohl wertvollsten Creatorn unserer Zeit.

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Zunächst einmal Glückwunsch zu knapp 5 Millionen Likes auf TikTok! Aber jetzt mal Real Talk, wie sehr interessieren dich die Zahlen auf deinen Social-Media-Accounts?

Danke, voll lieb! Ich muss leider sagen, dass Zahlen mich doch viel mehr umtreiben, als sie eigentlich sollten. Vor allem, wenn ich viel Arbeit in die Videos gesteckt habe und sie auf TikTok und Instagram nicht so ausgespielt werden, wie ich mir das erhofft habe. Manchmal passiert es aber, dass mich Leute "im echten Leben", zum Beispiel auf dem CSD, auf meine Videos ansprechen, dann weiß ich aber, dass sie doch die richtigen Menschen erreichen. Das motiviert dann wieder sehr.

Was war deine Hauptmotivation, mit queerer Aufklärungsarbeit auf TikTok und Instagram zu beginnen?

Ich dachte mir Ende 2020, als ich mit den Videos angefangen habe: Wenn ich mit 13 oder 14 Jahren Videos übers Schwulsein, LGBTQIA*, aber auch allgemein queere und politische Themen gehabt hätte, hätte mir das gezeigt: Hey, du bist nicht allein – so wie dir geht es vielen Menschen! Und das hätte mir geholfen. Deswegen wollte ich genau das mit meinen Videos für junge Menschen bewirken.

Fällt es dir nicht schwer, immer wieder neue Themen für deine Reels und TikToks zu finden?

Die Themen zu finden, ist eigentlich nicht so schwer. Es passiert viel, das einen queeren oder politischen Bezug hat: Länder, die die Ehe für alle einführen, queerfeindliche Gesetze oder Aussagen von Politiker*innen, queeres Wissen oder auch Dinge, die in der Gay-Community ein Thema sind. Wichtig ist da auch die Arbeit von queeren News-Portalen wie queer.de, Gay Times, Pink News oder Openly, die alle mega gute Arbeit machen und mich zum Beispiel zu Videos inspirieren. Schwer ist es dann eher, die Zeit zu finden, das Video zu schreiben, aufzunehmen und zu schneiden.

@maxls_tiktok

Was sagt ihr dazu? Wenn sich Gay Politiker:innen wie Jens Spahn oder Alice Weidel so äußern? #jensspahn #aliceweidel #schwul #queer #lgbtq #politik #lsbtiq

Intro – The xx
TikTok / Maxi Pichlmeier | Maximilian Pichlmeier über Jens Spahn
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Besonders gut "performen" deine Videos zu kontroversen oder skandalträchtigen Angelegenheiten. Ziehst du das bei der Themenwahl in Betracht – oder denkst du dir, du machst einfach das, worauf du gerade Lust hast bzw. was du für relevant hältst? Auch wenn die Videos dann vielleicht weniger Aufrufe bekommen.

Ich versuche schon, die Themen umzusetzen, die ich als wichtig für die Community empfinde oder zu denen ich schon lange ein Video machen wollte. Egal, ob der Inhalt dann besonders kontrovers oder konfliktreich ist. Aber du hast Recht: Solche Videos teile ich als User*in ja zum Beispiel. auch gerne, weil es mich vielleicht wütend macht und ich meinem Ärger irgendwie Luft machen muss. Ich finde aber, es ist schon wichtig News oder Videos zu sehen, die mich als queere Person aufmuntern könnten.

Unter deinen Videos finden sich ja nicht nur positive Kommentare. Wie gehst du mit dem "Hate" um, der sich zwar meistens nicht auf dich als individuelle Person konzentriert, aber sicherlich trotzdem Spuren hinterlässt?

Hate habe ich früher öfter in der Form bekommen: Leute schreiben etwa zur Anti-LGBTQIA*-Gesetzgebung: "Gut, was Ungarn macht." Mittlerweile kommentieren Leute aber auch gerne ganz pauschal "ekelhaft" oder hinterlassen einen Kotz-Emoji. Das führt dann bei mir dazu, dass ich immer öfter merke: Hey, mal drei bis vier Stunden nicht aufs Handy schauen, würde dir guttun. Ich habe schon den Eindruck, dass Hass gegen queere Menschen auf TikTok und Insta massiv zugenommen hat in den letzten ein bis zwei Jahren.

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Kannst du dich an ein Reel oder TikTok erinnern, das besonders viele negative Kommentare erhielt – und falls ja, in welche Richtung gingen diese?


Maximilian Pichlmeier tritt auf CSDs für die Rechte der Community ein (Bild: privat)

Mir fällt ein Reel über eine Party auf dem Circuit-Festival in Barcelona ein. Da kommentieren Leute immer wieder gifs mit schießenden Maschinengewehren oder explodierenden Atombomben. Die lösche ich dann meistens und/oder blockiere die Leute. Ich habe auch mal ein Video über Cruising in München gemacht, das einige spannend fanden, viele aber auch sehr unsensibel oder sogar gefährlich: Unter anderem, weil ich den Ort sehr explizit benannt habe. Hier waren die Kommentare berechtigte Kritik. Deswegen habe ich das Video dann auch gelöscht, mich entschuldigt und für die Kritik bedankt.

Hast du das Gefühl, dass deine Videos überwiegend von queeren Personen konsumiert werden – oder wird auch die "heterosexuelle Bubble" offener für Content deiner Art?

Ich vermute, eher von queeren Personen, obwohl ich das natürlich nicht aus Profilbildern herauslesen kann. Ich mache manchmal Videos über unterschiedliche Perspektiven bei queeren oder homo­sexuellen und heterosexuellen Menschen. Damit, aber auch generell, versuche ich auch "die Heteros" zu erreichen, weil ich es mega wichtig finde, dass sie unsere Perspektiven kennenlernen und verstehen.

Wie betrachtest du die Tatsache, dass rechte Parteien wie die AfD immer erfolgreicher auf Social Media werden, insbesondere auf TikTok, wo auch viele jüngere Personen unterwegs sind?

Die AfD setzt ja oft auf kurze, emotionalisierende Ausschnitte aus Reden im Bundestag oder Meinungsvideos von Abgeordneten. Die kommen wie auf TikTok üblich ohne viel Kontext daher. Ich finde, gerade deshalb ist es wichtig, sich zu fragen: Wer spricht da in diesem Video? Wer ist diese Partei? Wofür steht sie? Was sagen andere Parteien, Politiker*­innen zum selben Thema? Das ist super anstrengend, das alles herauszufinden. Aber wenn man es macht, kann das auch dazu führen, dass sich junge Menschen generell mehr mit Politik auseinandersetzen.

Welche Rahmenbedingungen müssten in Zukunft auf Social Media verändert werden?

Das fände ich sehr wichtig: Noch nie haben Insta oder TikTok Hasskommentare oder Gewaltaufrufe gegen queere Menschen gelöscht, wenn ich sie gemeldet habe. Das muss sich ändern: Dafür müssen zum Beispiel mehr Menschen bei Meta oder TikTok arbeiten, die auch Erfahrung im Umgang mit Hassrede ganz spezifisch gegen queere Menschen haben. Und wir müssen alle (ich eingeschlossen) endlich mal lernen, erst einmal durchzuatmen, bevor wir unsere Wut oder Hass in einen Kommentar unter einem Video packen.

Verdienst du mit deiner Aufklärungsarbeit auch Geld – oder handelt es sich dabei faktisch um ehrenamtliches Engagement?

Ich verdiene ein paar Euro oder Cent pro Video durch den Creator-Fonds auf TikTok. Da sind über die drei Jahre vielleicht 500 Euro zusammengekommen. Die Videos erstelle ich quasi "ehrenamtlich" immer in meiner Freizeit neben meinem regulären Job. Aber durch die Videos war ich dann auch schon mal Gast auf einem Panel oder Speaker und habe ein paar Kooperationen mit queerem Bezug machen können. Und weil ich ein bisschen Plan vom Videomachen hatte, bin ich dann in meinem Job in der Medienbranche gelandet.

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    Ergebnis der Umfrage vom 27.11.2023 bis 04.12.2023
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