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"Tak krassiwo"

Russischer TV-Sender wegen "LGBT-Propaganda" verurteilt

Weil der russische Musiksender AIVA ein Musikvideo von ESC-Teilnehmer Sergei Lasarew ausstrahlte, in dem sich zwei mutmaßlich männliche Hände zärtlich berühren, muss er 500.000 Rubel Strafe zahlen.


Sergei Lasarew bei einem Konzert (Bild: Okras / wikipedia)
  • 2. Dezember 2023, 12:09h 2 Min.

Einen Tag nach dem Verbot der internationalen LGBT-Bewegung in Russland als "extremistische Organisation" hat ein russisches Gericht am Freitag einen Fernsehsender wegen "LGBT-Propaganda" zu einer Geldstrafe verurteilt. Laut einem Gericht in St. Petersburg muss der Musiksender AIVA 500.000 Rubel (umgerechnet etwa 5.000 Euro) zahlen, weil er das Musikvideo zu dem Lied "Tak krassiwo" ("So schön") von ESC-Teilnehmer Sergei Lasarew ausgestrahlt hatte.


Küssende Frauen: Szene aus dem Musikvideo zu "Tak krassiwo"

Der 2017 veröffentlichte Song handelt von der Schönheit der Liebe. Im offiziellen Musikvideo sind mehrere Paare zu sehen, die sich küssen, darunter auch ein lesbisches. Das Gericht störte sich aber selbst daran, dass in einer Szene des Videos die Hände von "zwei verschiedenen Personen desselben Geschlechts" zu sehen seien. Diese Geste könnte den Eindruck erwecken, dass diese "Vorlieben" akzeptabel und "gleichwertig mit der Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau" seien, hieß es weiter. Die Anhörung fand ohne Vertreter*innen der Verteidigung statt.


Selbst zwei möglicherweise männliche Hände sind für das Gericht "LGBTI-Propaganda"

Beim ESC 2016 holte Lasarew Platz drei

In Russland verbietet ein Gesetz die "Propaganda" von "nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen". Darin eingeschlossen sind auch Medien, Internetseiten, Bücher oder Filme. Lasarew hatte das Gesetz zu seiner Entstehungszeit öffentlich kritisiert – bei einer Pressekonferenz zu den Eurovision-Proben 2016 in Stockholm allerdings die Staats-Homophobie in dem Land heruntergespielt (queer.de berichtete). Mit dem Song "You Are the Only One" holte er vor sieben Jahren Platz drei.

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Lasarew bezeichnet sich als "gay-friendly"

Über seine sexuelle Orientierung spricht Sergei Lasarew nicht öffentlich. Der Sänger bezeichnete sich in Interviews als "gay-friendly" und war schon vor dem Songcontest auf einigen internationalen Pride-Festivals und in Russland in queeren Clubs aufgetreten. Eine Leihmutter brachte seinen Sohn Nikita und seine Tochter Anya zur Welt. Weil Lasarew seine Kinder ohne Mutter aufzieht, wird er in Russland immer wieder angefeindet.

Nikita ist zusammen mit dem Sänger am Ende des Musikvideos zu "Tak krassiwo" zu sehen. Auf die Frage, warum in dem Clip kein schwules Paar zu sehen ist, hatte Lasarew damals geantwortet, man habe eines gesucht, aber keines gefunden, das sich das öffentlich traue.

Am Donnerstag hatte die russische Justiz die "internationale LGBT-Bewegung" als extremistisch eingestuft und ein Verbot erlassen. Damit kann queerer Aktivismus, möglicherweise auch offenes queeres Leben, künftig mit Gefängnis geahndet werden (queer.de berichtete). Die Entscheidung des Richters Oleg Nefedow trat mit sofortiger Wirkung in Kraft. (cw/AFP)

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