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Camp als Waffe des queeren Widerstands
Die Fantasy-Komödie "Captain Faggotron Saves the Universe" zelebriert die Trash-Ästhetik. Der Film von Harvey Rabbit ist vollgepackt mit verrückten Ideen und bissigen One-Linern – und macht insgesamt wahnsinnig viel Spaß.

Captain Faggotron (Tchivett, li.) und Queen Bitch vom Planeten Oberon (Bishop Black) in "Captain Faggotron Saves the Universe" (Bild: Salzgeber)
- Von Leon Frank
7. Dezember 2023, 07:49h 4 Min.
Harvey Rabbits Fantasy-Film "Captain Faggotron Saves the Universe" hat alles, was Fans von Trash und Camp begehren: verspielte Aliens, dämonische Furries und einem kiffenden Jesus. Am 7. Dezember 2023 bringt Salzgeber den Film ins Kino!
Der genderlose Humanoid Queen Bitch (Bishop Black) vom Mond Oberon droht die Erde mithilfe eines magischen Rings in eine queere Utopie zu verwandeln. Father Gaylord (Rodrigo Garcia Alves), der überhaupt nicht schwule katholische Priester und Ex-Lover von Queen Bitch, möchte das mit allen Mitteln verhindern und bittet Captain Faggotron (Tchivett) um Hilfe. Der Superheld soll den magischen Ring aus den Händen von Queen Bitch reißen und die gewohnte Ordnung wiederherstellen. Aber ist eine Welt, in der Father Gaylord seine wahre Identität versteckt, überhaupt wert, gerettet zu werden?
Kein Superheld*innen-Film im klassischen Sinne

Poster zum Film: "Captain Faggotron Saves the Universe" startet am 7. Dezember 2023 im Kino
"Captain Faggotron Saves the Universe" ist laut Website des Films eine direkte Antwort auf das queerfeindliche Attentat in Orlando 2016, der Verfolgung homosexueller Menschen in Tschetschenien (Russland), der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und die noch immer allgegenwärtige Gewalt gegen queere Menschen. Harvey Rabbits Film verfolgt einen Ansatz, der tief in der Geschichte queeren Überlebens verwurzelt ist: Camp als Waffe des freudigen Widerstands und als Werkzeug zur Konfrontation der heteronormativen Strukturen.
Bei "Captain Faggotron Saves the Universe" handelt es sich nicht um einen Superheld*innen-Film im klassischen Sinne. Captain Faggotrons Superkraft ist es, in einer Welt zu existieren, in der andere denken, dass er es nicht sollte. Die Darstellung als Superkraft ist die personifizierte Umsetzung von Queen Bitchs Ziel und zeitgleich ein Gegenstandpunkt zum kritischen Blick der Gesellschaft. Seine Superkraft ist in dem Sinne der Mut, er selbst zu sein.
Er hilft Father Gaylord, weil er ihm Zuflucht in der Kirche bot, nachdem er von Nazis verfolgt wurde. Doch selbst Captain Faggotron hinterfragt sofort den Sinn seiner Mission. Sie entspringt aus dem Selbsthass von Father Gaylord, der mit allen Kräften versucht, sich selbst zu beweisen, dass er nicht schwul ist. Und dabei wenig Erfolg hat.
You're gay, it's fine!
Der Mond Oberon, von dem Queen Bitch stammt, wird als queeres Paradies gezeigt. Aufgrund eines Virus, der die Bewohner*innen heimsuchte, mussten sie jedoch vom Mond fliehen und verloren sich in den Weiten des Alls. Das referenziert clever auf die vielen Was-wäre-wenn-Szenarien, die sich wie ein roter Faden durch queere Geschichte ziehen.
Nach diesem utopischen Ideal handelt Queen Bitch. Das steht im direkten Konflikt zu Father Gaylord, dessen Ideale von seinem Bild der Kirche stammen. Er ist seine größte Hürde auf dem Weg zur Selbstakzeptanz. Die Kirche als Ort mutiert dabei zu einem physischen Closet. Der Film fängt das eindrucksvoll ein, denn die sexuelle Anziehung zwischen Queen Bitch und Father Gaylord ist omnipräsent. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Das wird auf besonders lustige Weise bewusst, wenn Father Gaylord Jesus (Peach Blaus) von seiner Mission berichtet. Dieser raucht erst Father Gaylords Joint zu Ende und stellt klar: "You're gay, it's fine!"
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Ihre und die Geschichte von Captain Faggotron bekommen wir in Rückblenden erzählt, die eine nicht unerhebliche Laufzeit des circa 70-minütigen Films einnehmen. Die Rückblenden zeigen die Figuren mit anderen Persönlichkeiten, die sich mit der Rückkehr ins filmische Jetzt wieder ändern. So entsteht der Eindruck, dass man mehrere kurze Filme in einem Film schaut, denn bis auf Father Gaylord macht keine Figur eine Charakterentwicklung in der filmischen Gegenwart durch. In einer der Rückblenden sieht man Captain Faggotron vor seiner Verwandlung zum Superhelden als homophoben und misogynen Büromitarbeiter. Tchivett spielt diese Rolle so wunderbar übertrieben, dass sie als Parodie von genau dieser Art Mensch durchgeht.
Perfekt für einen queeren Trash-Film Abend
Die Locations passen kaum zu dem, was sie darstellen sollen. Zum Beispiel gibt es im Film eine Bar namens "Tits!", die aussieht wie eine typische WG. Der Grund dafür ist einfach: "Captain Faggotron Saves the Universe" zelebriert die Trash-Ästhetik. Der Film macht dabei wahnsinnig viel Spaß, ist vollgepackt mit verrückten Ideen und bissigen One-Linern. Das Schauspiel ist so drüber, dass man seinen Augen manchmal nicht traut. Die Kostüme sind alles zwischen knallbunt und fast nicht vorhanden und die Effekte wundervoll furchtbar. Das Finale ist ein wortwörtlicher Höhepunkt, und die Botschaft, dass Rettung nicht aus Hass entspringen kann, sondern aus der Selbstakzeptanz gedeiht, wurde selten so unterhaltsam übermittelt.
Captain Faggotron Saves the Universe. Fantasyfilm. Deutschland 2023. Regie: Harvey Rabbit. Cast: Tchivett, Bishop Black, Rodrigo Garcia Alves, Peach Blaus. Laufzeit: 72 Minuten. Sprache: englisch-deutsche Originalfassung, teilweise mit deutschen Untertiteln. FSK 16. Verleih: Salzgeber. Kinostart: 7. Dezember 2023
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