Der erste Comic über schwule Chemsex-Partys

"Hast du Lust? Jetzt? Drogen vorhanden, brauchst nur gute Laune mitbringen." Kein schlechtes Angebot an einem Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit, das da auf Grindr eintrudelt, denkt sich Stu. Also steigt er aus der U-Bahn, meldet sich krank und schlägt eine andere Richtung ein. Ob er gute Laune dabei hat? Egal, die Drogen werden's schon richten.

Zur Begrüßung reicht man ihm ein paar Lines Meph auf einer CD. Nicht Meth, das kommt später, sondern Mephedron. Das Pulver, auch 3-MMC oder verniedlichend Mephi genannt, ist schon längst fester Bestandteil schwuler Sexpartys.

Die fast unzählig vielen Männer – junge, alte, dicke, dünne – ficken, blasen, rimmen, sniffen, schlucken, rauchen, ziehen. Manche schlafen, einer brabbelt vor sich hin, weiß anscheinend nicht mehr weiter. Was hat er denn, fragt einer. Zu viel G, so die nüchterne Antwort. Wirklich erbärmlich, kommentiert einer.

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Scharfsinnige Beobachtungen

"Horny & High Vol. 1." ist Anfang Dezember 2023 im Männerschwarm Verlag erschienen

Der britische Comickünstler Ed Firth nennt semi-autobiografische Bildergeschichten über queere Lebensbereiche sein Markenzeichen. Und es ist eine ganz besondere Welt, in der sein Comic "Horny & High Vol. 1." (Amazon-Affiliate-Link ) spielt. Wer noch nie auf einer Sexparty war, der findet einen faszinierenden Zugang. Wer damit vertraut ist, der wird sich an nicht wenigen Stellen wiedererkennen.

Ed Firth nutzt satte, flächige und bunte Farben und ganz scharfe Linien für seine Geschichten. Sie sind nicht nur visuell kunstvoll, sondern auch großartig erzählt. Seine Beobachtungen sind scharfsinnig und detailliert – mit einem Hang zur Situationskomik.

Manche Gespräche und Momente sind, weil sie sich wirklich so zutragen, einfach wahnsinnig lustig: Die "Local Grannies need Cock"-Werbung auf der großen Pornoleinwand oder dass fast alle permanent auf Grindr online sind, ob sie gerade gefickt werden oder nicht. Doch die Exzesse sind nicht immer lustig, und Ed Firth beherrscht den schmalen Grat aus Komik und Tragik sehr gut.

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"Wahre Kunst", findet Ralf König

Zwar gibt es nur wenige aussagekräftige Studien zu queerem Chemsex, doch geht man davon aus, dass der Drogenkonsum unter schwulen und bisexuellen Männern ansteigt. Dennoch spielt das Thema in der Popkultur nur eine vereinzelte Rolle, etwa kürzlich im deutschen Film "Drifter" oder vor zwei Jahren in einer Y-Kollektiv-Doku.

Umso gespannter darf man darauf sein, dass der Künstler sieben Bände von "High & Horny" plant. Den zweiten kündigt der Männerschwarm-Verlag bereits fürs Frühjahr unter dem Motto "Die Sexparty geht weiter – und gerät diesmal endgültig außer Kontrolle" an. Ralf König findet, die Fortsetzung sei "graphisch noch anspruchsvoller". Der Comicautor bezeichnet sich im Vorwort zum ersten Teil als Fan des Künstlers und bescheinigt ihm, "wahre Kunst" zu machen. Was für eine verdiente Auszeichnung für Ed Firth.

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