Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?47839

Tat vom Juli 2022

Frankfurt: Milde Strafe für homophoben Schläger

Der 22-jährige Heizungsbauer Mahmut Y. hatte aus Hass einem schwulen Mann den Kiefer gebrochen. Ins Gefängnis muss der Schläger dafür aber nicht.


Das Amtsgericht Frankfurt hatte viel Nachsicht mit einem homophoben Schläger (Bild: IMAGO / Ralph Peters)

  • 12. Dezember 2023, 11:22h 3 Min.

Nach einer offensichtlich aus Homophobie begangenen Tat hat das Amtsgericht Frankfurt am Montag den 22 Jahre alten Angeklagten Mahmut Y. wegen Körper­ver­letzung, Beleidigung und versuchter Nötigung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Das berichtet die "Frankfurter Rundschau". Zudem muss der Angeklagte zehn Sitzungen im Frankfurter Männerzentrum absolvieren. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und neun Monaten ohne Bewährung gefordert.

Die brutale Tat hatte sich am 3. Juli 2022 in der Elefantengasse ereignet und in Frankfurt hohe Wellen geschlagen. Der jetzt 28-jährige Manuel Irlbeck kam am frühen Morgen zusammen mit einem Freund aus einer Szenebar, als sie vom Heizungsbauer Y. mit Sprüchen wie "Scheiß-Schwuchteln" beleidigt und anschließend geschlagen wurden. Der Angreifer schlug Irlbeck dabei mit einem Schlagring direkt in Gesicht. Irlbeck verlor daraufhin das Bewusstsein und wachte erst im Krankenwagen wieder auf. Eine Wunde am Kinn musste mit sechs Stichen genäht werden, darüber hinaus erlitt er einen Kieferbruch. Dieser musste mit vier Mettalschrauben wieder in Form gebracht werden. Sechs Woche konnte er deshalb nur flüssige Nahrung wie Hühnerbrühe zu sich nehmen.

"Ich fick deine Mutter!"

Zwei Polizisten, die in der Nähe waren, nahmen den Angeklagten sofort fest. Dabei wehrte er sich, wie aus Body Cams der Beamten hervorgeht. Er drohte zunächst, eine Waffe zu ziehen, hatte aber keine dabei. Danach beschimpfte er die Polizisten beim Abtasten mit Sätzen wie "Na, gefällt dir, was du abtastest? Das ist mein Schwanz, Alder!" oder "Ich fick deine Mutter!"

Um die Sicherheit von LGBTI zu verbessern, hatte Manuel Irlbeck den brutalen Angriff nicht nur in seinen Social-Media-Kanälen öffentlich gemacht, sondern suchte auch den Kontakt zu Medien und Politik. Jetzt sagte er: "Die Schwulenszene in Frankfurt hat mit so was Erfahrung."

Direktlink | Bericht über die Attacke zwei Wochen nach dem Vorfall
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Im Prozess behauptete der Angeklagte laut "Frankfurter Rundschau", dass er nicht homophob sei. Auf seinem Handy wurden aber Chats gefunden, die anderes vermuten ließen. So habe er oft "Scheiß-Schwuchteln" geschrieben; vor Gericht behauptete er, dass das eine gebräuchliche Umgangssprache sei. Ein Video von Dragqueens kommentierte er mit den Worten: "Alle steinigen!". Diesen Kommentar habe er aber nur getätigt, "weil die meine Religion in den Dreck gezogen haben". Außerdem machte er für die Tat die vielen "Wodka, Tequila, Jägermeister" verantwortlich, die er konsumiert habe – bei ihm wurden 1,77 Promille gemessen.

Am Ende kam der Angeklagte milde davon, weil er keine Vorstrafen hatte, geständig war und sich bei den Opfern entschuldigt hatte. Außerdem habe er im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs bereits 14.000 Euro Wiedergutmachung an Irlbeck überwiesen.

Im Szeneviertel von Frankfurt am Main kam es in den letzten Jahren zu einer regelrechten Welle von queerfeindlichen Attacken. So wurde etwa auch die prominente Dragqueen Electra Pain von einer "Horde junger Männer" angegriffen (queer.de berichtete). Nach einer Sensibilisierung der Polizei ging die Gewalt zuletzt wieder zurück (queer.de berichtete). (cw)

-w-