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Zwei Jahre auf Bewährung
Reutlingen: Rechtsanwalt vergewaltigte Asylbewerber
Ein Anwalt hat die Notsituation eines nigerianischen Geflüchteten ausgenutzt. Dafür erhielt der Reutlinger jetzt eine Bewährungsstrafe.

Das Amtsgericht Reutlingen verhängte eine Bewährungsstrafe gegen einen übergriffigen Anwalt (Bild: freepik.com)
- 13. Dezember 2023, 10:10h 2 Min.
Das Amtsgericht im württembergischen Reutlingen hat am Montag einen 71-jährigen Anwalt wegen Vergewaltigung eines 31-jährigen nigerianischen Mandanten zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Das Opfer war laut "Spiegel" ein Asylbewerber, der laut Gericht von dem Anwalt zum Oralsex gezwungen wurde. Im Verfahren gab der Angeklagte die Tat zu, nachdem viele Indizien gegen ihn gesprochen haben. "Ich bin übergriffig geworden und habe meine berufliche Stellung ausgenutzt", sagte er.
Der Anwalt muss dem Geschädigten zusätzlich 5.000 Euro Schmerzensgeld zahlen, zudem muss er 15.000 Euro an soziale Einrichtungen – die Bewährungshilfe und das Asylcafé Reutlingen – spenden. Des weiteren erhielt er ein dreijähriges Berufsverbot. Zusätzlich droht ihm nach einer rechtskräftigen Verurteilung der vollständige Entzug seiner Anwaltslizenz durch die verantwortliche Anwaltskammer.
Anwalt wollte checken, ob Asylbewerber "zu früh" kommt
Im vorliegenden Fall vertrat der Anwalt den Geschädigten bei seinem Asylverfahren. Dafür behauptete der Jurist, selbst eine Gesundheitsuntersuchung durchführen zu müssen. Er legte dafür einen Gummiring um den Penis des Opfers und begann, ihn oral zu befriedigen. Er müsste wissen, ob dieser "zu früh" komme, habe der Anwalt laut der Aussage des Geschädigten gesagt. Als der Nigerianer protestierte, soll ihm der Angeklagte mit der Abschiebung gedroht haben. Das Opfer vertraute sich schließlich einer Anwältin an, die ihm bei der Anzeige des Übergriffs half.
Die relativ milde Strafe begründete Richter Eberhard Hausch damit, dass der Angeklagte gestanden und durch den Entzug seiner Lizenz keine Möglichkeit für weitere Übergriffe habe. Außerdem sei er wegen der Lokalberichterstattung in Reutlingen "sozial gebrandmarkt". Hausch erklärte laut "Spiegel": "Was bringt es der Allgemeinheit, wenn man ihn jetzt noch auf Kosten des Steuerzahlers ins Seniorengefängnis einsperrt? Nichts!"
Weitere Opfer?
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft Tübingen ermittelt in weiteren Verdachtsfällen von sexuellen Übergriffen auf männliche Asylbewerber gegen den Anwalt. So hätten Zeugenaussagen andere mögliche Taten erwähnt, zudem seien bei einer Durchsuchung seiner Kanzlei Bilder von Geschlechtsteilen möglicher weiterer Opfer gefunden worden. Ein mögliches neues Verfahren könnte zu einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung führen. (cw)















