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Katholische Kirche
Vatikan schafft Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare ab
Überraschende Meldung aus Rom: Papst Franziskus erlaubt künftig die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare – allerdings mit Einschränkungen, um den Wertunterschied zu Heterosexuellen zu betonen.
- 18. Dezember 2023, 13:49h 2 Min.
Gleichgeschlechtliche oder unverheiratete heterosexuelle Paare können ab sofort auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Das teilte der Vatikan überraschend am Montag mit. Demnach habe der Papst die Grundsatzerklärung "Fiducia supplicans" (Das flehende Vertrauen, PDF) der Glaubensbehörde gebilligt, laut der die Segnung von homosexuellen Paaren künftig unter Bedingungen möglich ist. Die Vorgabe ist verbindlich.
In dem Dokument ist nach offizieller deutscher Übersetzung von einer "Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren" die Rede. Einschränkend heißt es jedoch, dass homosexuelle Paare, selbst wenn sie verheiratet sind, nicht als Eheleute anerkannt werden und ihre Beziehung auch nicht von der Kirche gebilligt werde. Es müsse vermieden werden, "dass etwas, was nicht der Fall ist, als Ehe anerkannt wird", so das Schreiben wörtlich. Sexuelle Beziehungen seien nach der "beständigen katholischen Lehre" nur innerhalb einer heterosexuellen Ehe erlaubt. Von Schwulen und Lesben wird dagegen weiterhin pauschal erwartet, keinen Sex zu haben.
Im Gottesdienst weiterhin nur Segen für heterosexuelle Paare
Diese Einschränkungen haben zur Folge, dass homosexuelle Segnungen eher im Geheimen stattfinden müssen. Eine Segnung im Gottesdienst ist etwa weiterhin verboten.
Der Chef der Glaubensbehörde, Kardinal Victor Fernández unterstrich in seiner Einleitung zu "Fiducia supplicans", dass mit der Reform das "klassische Verständnis" der Segnung "erweitert und bereichert" werden solle durch eine "theologische Reflexion, die sich auf die pastorale Vision von Papst Franziskus stützt".
In der Vergangenheit hatte der Vatikan stets betont, dass die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren nicht möglich wäre. 2021 teilte die Glaubenskongregation mit, dass Segnungen menschlicher Beziehungen nur möglich sind, wenn damit den Plänen Gottes gedient werde – dies sei bei Schwulen und Lesben wegen ihrer sexuellen Orientierung pauschal nicht der Fall (queer.de berichtete). Im Gegensatz dazu hatte die Kirche nie Probleme damit, Tiere oder sogar Autos öffentlich zu segnen.
Insbesondere in Deutschland gab es in den letzten Jahren die Forderung nach der Abschaffung des Segnungsverbots aufgrund der sexuellen Orientierung. Dies war Teil des Beschlusses des katholischen Reformgremiums "Synodaler Weg" vom Frühjahr (queer.de berichtete).
Selbst hochrangige deutsche Bischöfe verlangten seit Jahren ein Umdenken. Viele Priester setzten sich schlicht über das Verbot hinweg, etwa im September bei einer Massensegnung vor dem Dom in Köln (queer.de berichtete). Der Papst deutete schließlich vor zweieinhalb Monaten an, dass er die Segnung homosexueller Paare nicht mehr grundsätzlich ablehne (queer.de berichtete). (dk)
Artikel mehrfach ergänzt















