https://queer.de/?47961
Interview
Amtierender Mr. Gay Germany outet sich als pansexuell
Maurice Schmitz eroberte in der dritten Staffel von "Prince Charming" das Herz des Prinzen Kim Tränka. Nun outet sich der amtierende Mr. Gay Germany als pansexuell. Im Interview erklärt er, warum er den Titel behalten will.

Maurice Schmitz wurde 2021 durch die dritte Staffel der schwulen Datingshow "Prince Charming" auf RTL+ bekannt, in diesem Jahr nahm er am Spin-Off "Charming Boys" teil (Bild: Laura Westermann Photography)
- Von
26. Dezember 2023, 06:43h 5 Min.
Vor wenigen Tagen postete Maurice Schmitz auf Instagram ein schwarz-weißes Reel, auf dem die Farben der pansexuellen Flagge in Herzform abgebildet waren. Damit wurde seinen Fans schnell klar: Der aktuelle "Mr. Gay Germany" identifiziert sich fortan als pansexuell.
Warum er den schwulen Titel, den er nach Lukas Küchens Rücktritt übernommen hat, dennoch vorerst behalten möchte, erklärt er im Interview mit queer.de. Zudem kommt er auf die negativen Kommentare nach seiner Zeit bei "Charming Boys" zu sprechen und verrät, ob er sich vorstellen könnte, auch mal an einem anderen Dating-Format wie "Die Bachelorette" teilzunehmen.
Maurice, kurz vor Weihnachten hast du dich auf Instagram als pansexuell geoutet. Was bedeutet Pansexualität für dich persönlich?
Pansexuell zu sein, bedeutet für mich, das Leben in vollen Zügen, ohne Scheuklappen und nur auf ein Geschlecht bzw. eine Gruppe von Menschen fixiert zu sein, zu leben, da das Geschlecht für mich keine Rolle mehr spielt.
Warum hast du deine sexuelle Orientierung genau jetzt öffentlich gemacht?
Ich habe mir keinen festen Termin im Kalender eingetragen oder es zu einem bestimmten Zeitpunkt geplant, es öffentlich zu machen. Ich habe einfach in den letzten Monaten gemerkt, wie immer ähnliche Aussagen wie "Du bist doch schwul" oder "Stehst du nicht auf Männer?" gefallen sind, wenn ich gedatet habe. Demnach wollte ich damit einfach ein Zeichen setzen, um nicht mehr als schwul gelabelt oder identifiziert zu werden. Natürlich hätten andere Leute das bestimmt anders gemacht, für mich war das aber der Weg, der sich richtig angefühlt hat.
Instagram / thegreatestmoman | Das Coming-out-Reel auf Instagram
|
Seit wann bist du dir deiner Pansexualität denn bewusst – und wann bzw. wie kam es zum "Aha-Moment"?
Es gab für mich keinen "Aha-Moment". In meinen Kindheitstagen galt die Aussage "Kenne ich nicht, mag ich nicht" nicht. Es wurde probiert, was auf den Tisch kam, und danach durfte ich entscheiden, ob ich es mag oder nicht. Ganz nach dem Motto "Probieren geht über studieren". Warum dann nicht auch in der Sexualität. Es hat allerdings 25 Jahre, zwei Gay-Datingshows und eine Beziehung lang gedauert, bis ich es dann auch verstanden habe. Vielleicht kann man abschließend diese Reise oder diesen Prozess als "Aha-Moment" betiteln.
Was hat sich für dich verändert, seit du dir über deine Pansexualität bewusst bist?
Ich bin immer noch der gleiche Mensch, mit meinen Ecken und Kanten, der aber eine Feile gefunden hat, um an den Ecken und Kanten zu schleifen. Ansonsten ist die Auswahl einfach größer, und das Daten macht einfach deutlich mehr Spaß und ist abwechslungsreicher.
Warum denkst du, dass viele Menschen noch immer nichts von Pansexualität gehört haben bzw. sich schwer damit tun, den Begriff zu verstehen?
Der Mensch ist von Natur aus faul. Zudem kommt hier noch Unwissen dazu, Desinteresse und oftmals ist es vielen dann auch obendrein noch zu kompliziert. Wir sehen es am Thema Gendern oder daran, dass es für viele Menschen einfach nur hetero, schwul, lesbisch, bisexuell gibt.
Hattest du nicht Angst, dass dir manche Menschen durch dein Coming-out vorwerfen werden, dass du nur "wieder ins Gespräch kommen" möchtest?
Ich bin generell kein ängstlicher Mensch, was fremde Menschen über mich und meine Sexualität denken oder sich, für den Fall der Fälle, erdreisten darüber zu urteilen oder zu richten, ist mir völlig gleich. Es ist mein Leben mit meinen Entscheidungen, und ich muss das Leben leben und werde es demnach so gestalten, wie es mich am glücklichsten stimmt. Ich sage mir immer: Wenn Leute über das Leben einer anderen Person urteilen/richten wollen, dann sind sie entweder neidisch oder einfach unzufrieden mit ihrem eigenen Leben.

Maurice Schmitz als Kandidat bei "Charming Boys" (Bild: RTL / Markus Hertrich)
Nach deiner Teilnahme bei "Charming Boys" hattest du ja einen ziemlich großen Shitstorm. Hat sich dieser inzwischen wieder beruhigt?
Ich finde die Frage lustig, da ich keinen direkten Shitstorm auf meinen Social-Media-Profilen erlebt habe. Ich weiß natürlich, dass auf anderen Profilen über meine Person versucht wurde zu urteilen und einen Shitstorm auszulösen – mit dieser Negativität habe ich mich aber einfach nicht beschäftigt. Es ist für Außenstehende im ersten Moment offensichtlich, dass die Show, im Vergleich zu "Prince Charming", nicht erfolgreich für mich ausgegangen ist. Was viele Leute aber nicht sehen, ist was die Reise mit meiner persönlichen Entwicklung gemacht hat. Diese ist mir im Endeffekt mehr Wert als eine – nach Abzug von Steuern etc. – rund 3.000 Euro Gewinnsumme und eine mögliche "Beziehung".
Würdest du denn wieder an einem Dating-Format teilnehmen – dann vielleicht auch mal bei "Die Bachelorette", um eine Frau zu daten?
Puhhh, soweit habe ich noch gar nicht überlegt bzw. dran gedacht. Aber für den Fall einer Suche, wäre es sicherlich ein aufregendes Abenteuer und natürlich eine Chance. Diese Teilnahme ist allerdings nicht nur von mir abhängig. Hierzu müsste dann natürlich auch eine Produktionsfirma bereit sein, den Cast mit einer pansexuellen Person zu bestücken. Aber wer weiß, vielleicht waren in den vergangenen Staffeln auch pansexuelle Charaktere vertreten, die es aber nicht offen kommunizieren.
Die queere Community braucht eine starke journalistische Stimme – gerade jetzt! Leiste deinen Beitrag, um die Arbeit von queer.de abzusichern.
Den Titel "Mr. Gay Germany" wirst du, wie du im Interview mit dem "Express" verraten hast, behalten. Wieso hast du dich trotz deiner Pansexualität dazu entschieden?
Ich sehe keinen Grund darin, für die letzten Monate bis zur Neuwahl die Aufgabe abzugeben, sodass die Organisation für die verbleibenden Monate erneut, besonders nach der Enttäuschung meines kurzzeitigen Vorgängers, auf die Suche nach einem repräsentativen Botschafter gehen muss.
Nicht wenige fragen: Sind "Labels" denn heutzutage noch notwendig? Wie stehst du hierzu?
Ich finde Labels im Jahre 2023 bzw. 2024 nicht mehr notwendig. Leben und leben lassen ist hier mein Motto. Aufgrund meiner bisherigen Reise, habe ich mir natürlich selbst irgendwie indirekt ein Label aufgesetzt oder mich für die Menschen außerhalb der queeren Bubble als schwul identifiziert. Wie sich dies dann aber auf das Datingleben einer pansexuellen Person auswirkt, habe ich oben schon beschrieben. Daher findet indirekt schon ein Labeln statt, was wir eigentlich gar nicht benötigen würden, wenn wir alle aufhören würden zu labeln.
Links zum Thema:
» Maurice Schmitz auf Instagram















