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Krieg im Gaza-Streifen
Boykottaufrufe gegen Pornostar Michael Lucas nach Israel-Posting
In der schwulen US-Pornoindustrie gibt es Boykottaufrufe gegen Michael Lucas und seine Firma "Lucas Entertainment".

Porno-Ikone Michael Lucas bat die israelische Armee, seinen Namen auf eine Bombe zu schreiben (Bild: X / Michael Lucas)
- 5. Januar 2024, 13:56h 3 Min.
Der amerikanisch-israelische Porno-Star und -produzent Michael Lucas hat mit einem Beitrag zum Israel-Gaza-Krieg für eine Kontroverse gesorgt. Der 51-Jährige, der sich derzeit in Tel Aviv aufhält, hatte Mitte Dezember in sozialen Medien das Bild einer israelischen Bombe geteilt, auf der auf Englisch die Worte "Von Michael Lucas für Gaza" geschrieben worden sind. Dazu erklärte der Pornodarsteller: "Haha, ich habe extra darum gebeten, meinen Namen draufzuschreiben."

(Bild: X / Michael Lucas)
Inzwischen haben sich mehrere schwule Pornodarsteller von Lucas distanziert und unter dem Hashtag #boycottlucasentertainment erklärt, sie würden nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Der iranisch-amerikanische Pornodarsteller Shahrokh Mosavinejad erklärte etwa: "Das ist absolut ekelhaft. Lucas muss doch wissen, dass diese Bombe möglicherweise unschuldige Zivilisten im Gaza-Streifen tötet. Dass er sich darüber freut, kann ich nicht verstehen." Darsteller Lucas Leon schrieb auf X: "Ich erinnere mich, dass ich in jüngeren Jahren bescheuert war und für 'Lucas Entertainment' gearbeitet habe. Mann, Lucas ist so eine abscheuliche Person." Derek Kage, der ebenfalls in der Vergangenheit für "Lucas Entertainment" gearbeitet hatte, ergänzte: "Ich kann nicht mehr guten Gewissens diesen Mann oder sein Studio unterstützten."
Viele andere amerikanische Pornodarsteller äußerten sich ähnlich. Dazu zählen etwa Axel Rockham, Sean Xavier oder Jason Luna.
Lucas wirft Kritikern Anitsemitismus vor
Michael Lucas will die Kritik allerdings nicht auf sich sitzen lassen: "Die Leute, die versuchen, mich zu canceln, sind allesamt abscheuliche Antisemiten. Es gibt keine andere Erklärung für einen derartigen Hass gegen Israelis und die Unterstützung für Leute, die Juden und Schwule auf barbarischste Weise ermorden", so Lucas vergangene Woche gegenüber der "New York Post".
Auf Instagram erhielt Lucas hingegen Unterstützung von der israelischen Armee. So veröffentlichte er ein Video, das 14 gut gelaunte israelischer Soldaten zeigt, während einer auf Englisch erklärte: "Michael Lucas, vielen Dank für die tolle Nacht, die wir letzte Nacht hatten und für deine Großzügigkeit. Wir haben dich lieb! Danke vielmals."

Diese israelischen Soldaten bedanken sich bei Lucas
Michael Lucas war 1972 in ein säkulare jüdische Familie Moskau geboren worden. Später erhielt er bei einer Moskauer Hochschule einen Universitätsabschluss in Jura und führte dort kurzzeitig ein Reisebüro, bevor er 1995 auswanderte. In München arbeitete er zunächst für heterosexuellen Pornolabels, später entdeckte ihn der französische Schwulenporno-Kultregisseur Jean-Daniel Cadinot (1944-2008). 1997 siedelte er in die USA über und gewann dort bei der Green-Card-Lotterie eine Arbeitserlaubnis. 1998 gründete er in New York sein eigenes Label "Lucas Entertainment" und stieg kurze Zeit später zu einem der beliebtesten Pornostars der USA auf.
In den Nullerjahren gewann der 2004 eingebürgerte Darsteller, Produzent und Regisseur mehrere schwule Porno-"Oscars". 2001 erhielt Lucas etwa den GayVN Award für die beste Solo-Performance in seinem Film "Fire Island Cruising". 2009 wurde er in die "GayVN Hall of Fame" aufgenommen, was einer Art Ritterschlag gleichkommt. Bis heute ist er in Pornos aktiv, seine Firma zählt zu den bekanntesten schwulen Porno-Labels der Welt.
Bereits in der Vergangenheit verteidigte Lucas Israel innerhalb der queeren Community. 2011 rief er etwa dazu auf, israelische Flaggen auf dem Berliner CSD zu zeigen (queer.de berichtete). (cw)














