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- 16. Mai 2006 2 Min.
Gewaltaufruf von Wojciech Wierzejski zum Warschauer CSD; "Falls die Perversen anfangen zu demonstrieren, sollte man sie mit Knüppeln verprügeln"
Von Carsten Weidemann
Der Vize-Vorsitzende der polnischen Regierungspartei Liga Polnische Familie (LPR), Wojciech Wierzejski, hat dazu aufgerufen, Menschen, die an der Warschauer Gleichberechtigungsparade am 10. Juni teilnehmen wollen, mit Gewalt daran zu hindern. "Die Warschauer Behörden dürfen diese Demonstration nicht erlauben. Man sollte auch keine Kundgebung zulassen, weil das die Verbreitung der Perversion und Pathologie bedeutet. Falls die Perversen anfangen zu demonstrieren, sollte man sie mit Knüppeln verprügeln", so Wierzejski in einem Kommentar für die Tageszeitung "Zycie Warszawy". Der Politiker wurde erst kürzlich für das Amt des stellvertretenden Bildungsministers nominiert.
Zum geplanten Solidaritäts-Tourismus aus dem Ausland meinte Wierzejski "Es ist mir egal, dass irgendwelche Politiker aus Deutschland kommen. Das sind keine ernst zu nehmenden Politiker, sondern einfache Schwule. Wenn sie es ein paar Mal mit dem Knüppel kriegen, werden sie zum zweiten Mal nicht kommen. Ein Schwuler ist doch per Definition ein Feigling."
Bereits vor einem Jahr hatte sich Wojciech Wierzejski an die Spitze der Anti-Homo-Kampagne in Polen gestellt. Der damalige Europaabgeordnete hatte dazu aufgerufen, Vertreter der Lesben- und Schwulenbewegung mit "sozialer und moralischer Intoleranz" zu strafen: "Wir dürfen es nicht zulassen, dass sie ihre Gesichter in der Öffentlichkeit zeigen und für ihre Abnormität werben."
Als erste Organisation in Deutschland protestierte Maneo, Berlins schwules Anti-Gewalt-Projekt, gegen den Gewaltaufruf. Es forderte den Innenminister und die polnische Staatsanwaltschaft auf, Strafanzeige gegen Wierzejski zu stellen. Die grüne Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter verlangte ein Einschreiten der Europäischen Kommission: "Es ist ein Skandal, dass in Polen ein designiertes Regierungsmitglied dazu aufrufen kann, das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gewaltsam zu verletzen, ohne das etwas passiert. Ich fordere die Europäische Kommission als Hüterin der Verträge dazu auf, endlich einzuschreiten und die verantwortlichen Regierungsmitglieder in Polen zur Raison zu bringen."
"Wierzejski zündelt hier im Bewusstsein, dass die rechtsextremistischen Schlägertrupps seinen Worten Taten folgen lassen", kommentierte die lesben- und schwulenppolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion in NRW Andrea U. Asch: "Dies richtet sich nicht allein gegen Homosexuelle, sondern ist ein Angriff auf die Menschenwürde insgesamt."
16. Mai 2006
Links zum Thema:
» Wierzejskis Homepage
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